Abschleppen von E-Autos: Neue Empfehlungen sollen Kosten bei Bergung und Transport senken

Jörg Asmussen, GDV, Hauptgeschäftsführer
Foto: GDV
Jörg Asmussen: "Die Abwicklunng von Unfällen mit E-Autos wird effizienter und kostengünstiger."

Mehr als zwanzig Verbände aus Versicherungs- und Verkehrsbranche haben gemeinsame Empfehlungen zum Bergen und Abschleppen von Elektrofahrzeugen veröffentlicht. Die Leitlinie soll Unsicherheiten beseitigen und überhöhte Kosten vermeiden.

Führende Organisationen aus Versicherungswirtschaft, Automobilindustrie und Mobilitätssektor haben einen gemeinsamen Leitfaden für den Umgang mit Elektrofahrzeugen nach Pannen oder Unfällen vorgestellt. Beteiligt sind mehr als zwanzig Institutionen, darunter der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, der Verband der Automobilindustrie und der ADAC. Ziel ist es, den bislang uneinheitlichen Verfahren beim Bergen und Abschleppen ein verlässliches Vorgehen gegenüberzustellen.

Der Hintergrund: In der Praxis fehlt oft Klarheit, ob bei beschädigten E-Autos besondere Maßnahmen erforderlich sind, wie lange eine Batterie überwacht werden muss oder welche Qualifikation Abschleppdienste benötigen. Diese Unsicherheit hat in der Vergangenheit zu erheblichen Mehrkosten für Kfz-Versicherer und Verbraucher geführt.


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„Wir freuen uns, dass jetzt für Feuerwehren, Abschleppdienste und Werkstätten Klarheit herrscht, wie nach einem Unfall mit Elektrofahrzeugen vorgegangen werden sollte“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Dadurch wird die Abwicklung von Unfällen mit E-Autos effizienter und damit auch kostengünstiger, zum Vorteil der Fahrerinnen und Fahrer.“

Einheitliche Kriterien für Gefährdungsbeurteilung

Der Leitfaden empfiehlt, Elektrofahrzeuge grundsätzlich wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zu behandeln. Eine besondere Gefährdung soll nur dann angenommen werden, wenn die Batterie äußerlich so stark beschädigt ist, dass von ihr eine Brandgefahr ausgehen kann. Die erste Einschätzung soll weiterhin direkt am Unfallort erfolgen, die detaillierte Diagnose übernimmt anschließend eine qualifizierte Fachwerkstatt.

Dort soll das Fahrzeug künftig auch abgestellt werden. Die bisher häufige Praxis, verunfallte Elektroautos zunächst bei Abschleppunternehmen zu verwahren, soll damit entfallen, weil sie zusätzliche Kosten verursacht. Die Fachwerkstatt entscheidet zudem über Reparatur oder Ersatz.

Im Mittelpunkt steht außerdem die Empfehlung, die Dauer einer möglichen Quarantäne zu verkürzen. Entscheidend ist die genaue Temperaturüberwachung des Akkus. Steigt die Temperatur nicht an, kann die sichere Verwahrung enden. Das reduziert Standzeiten und Kosten in der Schadenabwicklung.

Ziel: Weniger Streitfälle und transparente Abläufe

Die Handlungsempfehlung reagiert auf zahlreiche Fälle, in denen Abschleppunternehmen nach Unfällen mit Elektrofahrzeugen überhöhte Abrechnungen vorgelegt hatten. Der erhöhte Aufwand wurde häufig mit einer angeblich besonderen Gefährdungslage begründet. Die neuen Standards sollen dazu beitragen, solche Streitpunkte zu vermeiden.

Mit der nun vorliegenden Leitlinie wollen die beteiligten Verbände eine einheitliche und nachvollziehbare Basis schaffen, die allen Akteuren im Unfallgeschehen Orientierung bietet.

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