Alles in allem werden die unorthodoxen Bemühungen der Trump-Administration zur Haushaltskonsolidierung voraussichtlich keine Früchte tragen. Die Aufwärtstrends bei der Staatsverschuldung und den Zinsausgaben dürften sich daher in den nächsten Jahren ungebremst fortsetzen. Die Zinslasten werden über kurz oder lang mehr als ein Fünftel aller Staatsausgaben auffressen.
Aufgrund des absehbaren gesellschaftlichen Widerstands gegen Steuererhöhungen und namhafte Ausgabenkürzungen wird die Politik darauf zunächst mit einer weiteren Ausweitung der Haushaltsdefizite reagieren. Dadurch wird aber der Anstieg der Schulden- und Zinslastquote erneut befeuert. Als Reaktion darauf werden die Investoren noch höhere Risikoprämien verlangen. Die Schuldenspirale dreht sich somit immer schneller. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sich die Politik entscheiden muss, ob sie einen Staatsbankrott riskiert oder doch die Kehrtwende in der Haushaltspolitik vollzieht.
Da ein Zahlungsausfall der größten Volkswirtschaft – sowohl für die USA selbst als auch für die Welt-wirtschaft und das Finanzsystem – verheerende Folgen hätte, bleibt die Hoffnung, dass am Ende die Vernunft siegt und die Rückkehr zur Haushaltsdisziplin eingeleitet wird. Um den sozialen Frieden zu wahren, wird es auf eine Mischung aus Steuererhöhungen und Kürzungen in den Sozialsystemen hinauslaufen.
Die Folgen für das makroökonomische Umfeld sind klar. Um den Aufwärtstrend bei der Staatsverschuldung zu brechen, sind wie etwa im Fall Griechenlands (2014 bis 2019) mehrere Jahre der restriktiven Fiskalpolitik unerlässlich. Das Wachstum wird dann für eine lange Periode unter die Potenzialrate absinken. Vor allem werden die USA aber – anders als 2009 (Finanzkrise) und 2020 (Corona-Krise) – auf die nächste Rezession nicht mit einem riesigen Konjunkturpakt reagieren können. Das damalige Gegensteuern hatte jeweils einen neuen Schub bei der Staatsverschuldung ausgelöst (vgl. Abb. 8) – die Haushaltsdefizite schnellten mithin auf -13 bzw. ‑14 Prozent des BIP.
Abb. 8: In Rezessionszeiten wurde in den USA geklotzt

Quellen: IWF, Bantleon
Die Auswirkungen für die Finanzmärkte dürften somit zweigeteilt sein. Während zunächst vor allem US-Treasuries die Leidtragenden sind, dürften in einer zweiten Phase auch die Aktienmärkte unter Druck geraten. Sobald absehbar ist, dass die Fiskalpolitik auf die Ausgabenbremse drückt und als Feuerwehr ausgedient hat, werden die Gewinnperspektiven der Unternehmen einen nachhaltigen Dämpfer erfahren. Mithin dürfte die seit 2009 anhaltende Phase ohne nennenswerten Rücksetzer an den Aktienbörsen auslaufen. Am Ende könnten damit nicht US-Treasuries, sondern US-Aktien die eigentlichen Verlierer der Staatsschuldenkrise sein.
Autor Dr. Daniel Hartmann ist Chefvolkswirt bei Bantelon.
[1] Gemäß Congressional Budget Office (CBO) liegt die Zinslastquote bereits bei knapp 18%. Das CBO bezieht sich dabei aber nur auf den Bundeshaushalt, während hier der Gesamtstaat betrachtet wird.