BarmeniaGothaer zieht positive Bilanz nach erstem Fusionsjahr

Foto: BarmeniaGothaer
Das komplette Vorstandsteam der BarmeniaGothaer (v.l.Thomas Bischof, Alina vom Bruck, Frank Lamsfuß, Dr. Andreas Eurich, Oliver Schoeller, Dr. Sylvia Eichelberg, Harald Epple, Christian Ritz.

Die BarmeniaGothaer blickt auf ihr erstes volles Geschäftsjahr nach der Fusion zurück. Der Konzern wächst über Markt, stärkt seine Ertragskraft und kommt bei der Integration voran. Angesichts des Zustandes der Sozialversicherungssysteme erwartet der Vorstand von der Bundesregierung Mut zu Reformen.

Die BarmeniaGothaer hat ihr erstes volles Geschäftsjahr nach der Fusion mit überzeugenden Kennzahlen abgeschlossen. Auf der Jahrespressekonferenz präsentierte der Vorstand ein Bild von Stabilität, Wachstum und strategischer Klarheit – zugleich aber auch von einem Konzern, der sich den strukturellen Herausforderungen des Marktes stellt. Marktüberdurchschnittliches Wachstum, verbesserte Ertragskraft und Fortschritte bei der Integration prägen das Jahr 2025, das aus Sicht des Managements bewusst nicht nur als Zahlenjahr, sondern als Fundamentphase verstanden wird.

„2025 war für uns ein Jahr der Parallelbelastung: Marktperformance liefern und gleichzeitig zwei Unternehmen zu einem neuen Konzern zusammenführen“, sagte Co-CEO Oliver Schoeller. Dass dies gelungen sei, zeige sich sowohl in den Ergebnissen als auch in der Entwicklung der Substanz.

Konzernwachstum über Markt – Ergebnisqualität im Fokus

Konzernweit wächst die BarmeniaGothaer 2025 voraussichtlich um 7,9 Prozent und übertrifft damit erneut den Gesamtmarkt (7,4 Prozent). Alle drei Geschäftsfelder – Komposit, Kranken und Leben – tragen zum Wachstum bei. Der Konzernjahresüberschuss liegt bei rund 101 Millionen Euro. Zusammen mit der Zuführung zur Schwankungsrückstellung ergibt sich eine ökonomische Wertschöpfung von knapp 200 Millionen Euro.


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Die Solvabilitätsquote steigt auf rund 201 Prozent. „Diese Kapitalstärke ist kein Selbstzweck, sondern die Grundlage dafür, Risiken abfedern und gezielt investieren zu können“, betonte CFO Harald Epple. Auch das S&P-Rating „A“ mit positivem Ausblick wertet der Vorstand als externe Bestätigung der Substanz.

Die Kapitalanlagen des Konzerns belaufen sich auf rund 46,3 Milliarden Euro. Die Nettoverzinsung liegt bei 2,5 Prozent. Umschichtungen zugunsten liquiderer Anlagen sowie ein Abbau von Immobilienrisiken sollen die Robustheit erhöhen. „Unser Fokus liegt auf Stabilität, nicht auf kurzfristiger Renditeoptimierung“, sagte CFO Epple.

Kompositversicherung: Kfz-Turnaround und konsequente Sanierung

Besonders sichtbar wird die operative Entwicklung in der Schaden- und Unfallversicherung. Die Bruttobeiträge steigen um 8,9 Prozent auf knapp 3,8 Milliarden Euro. Haupttreiber ist die Kfz-Versicherung, die nach zwei verlustreichen Jahren wieder deutlich profitabler wird. Die Combined Ratio sinkt auf 94 bis 95 Prozent und liegt damit unter dem Marktniveau.

„Wir haben sehr klar priorisiert: Sanierung, Preisanpassung und Risikoselektion“, sagte Thomas Bischof, Vorstand Komposit. Das vergleichsweise schadenarme Jahr habe geholfen, sei aber nicht ausschlaggebend gewesen. Entscheidend seien strukturelle Maßnahmen im Bestand und eine konsequente Anpassung an die inflationsgetriebenen Kostensteigerungen, insbesondere bei Ersatzteilen und Werkstattkosten.

Gleichzeitig verzeichnet der Konzern ein starkes Neugeschäft. In der Kfz-Versicherung steigt die Neuproduktion um 21 Prozent auf rund 1,16 Millionen Verträge. „Ein Sanierungsjahr mit gleichzeitigem Rekordneugeschäft ist kein Automatismus – das ist eine Leistung des Vertriebs“, so Bischof. Wachstumsmotor bleibt die Ausschließlichkeit, doch auch im Maklermarkt sieht der Vorstand Potenzial.

Wohngebäude: Sanierung mit Konsequenzen

In der journalistischen Fragerunde wurde insbesondere die Wohngebäudeversicherung thematisiert. Der Konzern hat den Bestand überprüft, Preise angepasst und Risiken neu bewertet – auch mit Konsequenzen. „Sanierung bedeutet immer auch, sich von Risiken zu trennen, bei denen Preis und Risiko nicht mehr zusammenpassen“, sagte Bischof. Grundlage seien unter anderem die Starkregengefahrenklassifizierung des GDV sowie eigene Risikoprüfungen.

Konkrete Kündigungszahlen nannte der Konzern nicht, räumte jedoch ein, dass es bei einzelnen Vertriebspartnern zu Trennungen gekommen sei. Beitragsanpassungen lagen im mittleren einstelligen Prozentbereich. Ziel sei es, Wohngebäudeschutz langfristig bezahlbar und wirtschaftlich tragfähig zu halten – auch vor dem Hintergrund zunehmender Elementarschäden.

Elementarschutz: Pflichtversicherung bleibt politisches Großthema

Zur Diskussion um eine mögliche Elementarpflichtversicherung positionierte sich der Konzern klar. Die BarmeniaGothaer unterstützt das vom GDV vorgestellte Modell „Elementar Plus“, das eine breite Versicherungsabdeckung mit sozialverträglicher Prämiengestaltung verbinden soll. „Versicherung allein reicht nicht – ohne staatliche Prävention wird jede Lösung an ihre Grenzen stoßen“, sagte Bischof. Der politische Dialog verlaufe konstruktiv, sei jedoch von unterschiedlichen Interessen der Länder geprägt. Eine Entscheidung erwartet der Vorstand im kommenden Jahr.

Krankenversicherung: Wachstum trotz Leistungsinflation

Im Geschäftsfeld Gesundheit wächst die BarmeniaGothaer um 8,8 Prozent auf rund 3,8 Milliarden Euro Beitragsvolumen und liegt damit über dem Marktniveau. Der Leistungsaufwand steigt um 6,7 Prozent – Ausdruck der anhaltend hohen medizinischen Inflation. Dennoch verbessert sich das Ergebnis deutlich: Der Rohüberschuss steigt um 33 Prozent auf 442 Millionen Euro.

„Dass wir in diesem Umfeld sowohl wachsen als auch den Rohüberschuss deutlich steigern konnten, zeigt die Ertragskraft unseres Geschäfts“, erklärte Christian Ritz, Vorstand Krankenversicherung. Besonders hervorgehoben wurde die Entwicklung in der Vollversicherung: In den vergangenen drei Jahren gewann der Konzern rund 18.000 zusätzliche Vollversicherte.

In der Fragerunde machte Ritz deutlich, dass sich die vollständige Verschmelzung der beiden Krankenversicherer verzögert. Grund ist vor allem die anstehende Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). „Die neue GOÄ bindet erhebliche Ressourcen – wir müssen sie in Tarife, IT und Prozesse integrieren“, so Ritz. Der Zeitplan werde derzeit neu abgestimmt, auch mit der BaFin. Ziel bleibe eine ökonomisch saubere Integration ohne technische Zwischenlösungen.

Lebensversicherung: Überschussbeteiligung bleibt stabil

In der Lebensversicherung setzt die BarmeniaGothaer auf Stabilität. Einmalbeiträge werden bewusst zurückhaltend gesteuert, Wachstum soll aus laufenden Beiträgen in Altersvorsorge und Biometrie kommen. Hier wächst die Gothaer Leben über dem Markt. Die erste gemeinsame Fondrente erweist sich als wichtiger Impuls. „Dieses Produkt steht sinnbildlich für die neue BarmeniaGothaer: gemeinsam entwickelt, marktfähig und vertriebsstark“, sagte Alina von Bruck, Vorständin Leben. Der Rückgang des Rohüberschusses sei bewusst in Kauf genommen worden: „Wir haben uns für Substanzstärkung entschieden – gerade in einem volatilen Kapitalmarktumfeld.“

Die Überschussbeteiligung bleibt laut vom Bruck 2026 stabil. Das gelte insbesondere für das Lead-Produkt Garantierente Invest, das weiterhin mit 2,45 Prozent ausgestattet ist. Hinzu kommt eine Zusatzbeteiligung auf das Indexguthaben in Höhe von 2,41 Prozent. Bei den Einmalbeitragsprodukten liegt das Leitprodukt Index Protect bei einer Gesamtverzinsung von 2,55 Prozent. Das zweite Einmalbeitragsprodukt, das PaarKonto, erreicht aktuell 2,3 Prozent Gesamtrendite. Diese wurde unterjährig abgesenkt, soll jedoch über den Jahreswechsel hinweg stabil bleiben.

Integration, Konsolidierung und KI

Beim Post-Merger-Projekt sieht sich der Vorstand auf Kurs. Bis Anfang 2026 sollen rund 7.300 Mitarbeitende in eine gemeinsame Arbeitgebergesellschaft überführt sein, der Exklusivvertrieb mit seinen 2.830 Vermittlerinnen und Vermittler wird gebündelt. Co-CEO Dr. Andreas Eurich betonte: „Integration ist für uns kein Selbstzweck, sondern Teil einer Modernisierung bis 2030.“ Zur Konsolidierung im Markt und der Möglichkeit einer weiteren Fusion äußerte sich der Vorstand offen, aber zurückhaltend. Größtes Potenzial sieht man bei Versicherungsvereinen, betont jedoch, dass Zusammenschlüsse nur bei strategischer Passung sinnvoll seien.

Großen Raum nahm in der Fragerunde auch das Thema künstliche Intelligenz ein. Für 2026 plant der Konzern Investitionen von über 30 Millionen Euro. Stellenabbau aufgrund von KI schließt der Vorstand aus. „Unsere Herausforderung ist nicht zu viel Personal, sondern perspektivisch zu wenig“, sagte Schöller mit Blick auf Demografie und Fluktuation.

Nachhaltigkeit und Ausblick

Ein starkes Signal setzt der Konzern mit dem Assekurata-Nachhaltigkeitsrating „AA+“. Als erste Versicherungsgruppe habe die BarmeniaGothaer diese Bewertung konzernweit erhalten, betonte Eurich.

Mit Blick auf 2026 bleibt der Ton vorsichtig. Geopolitische Risiken, wirtschaftliche Schwächen und politische Reformstaus prägten derzeit das Umfeld, so Schoeller. „Versicherer können nur prosperieren, wenn Risiken beherrschbar bleiben und Reformen angegangen werden“, sagte Schoeller. Gleichwohl sieht sich die BarmeniaGothaer gut aufgestellt, um Wachstum, Integration und Ertragsstärke weiter auszubalancieren – mit klarem Fokus auf Vertriebspartner, Makler und Vermittler.

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