Barrierefreies Wohnen gewinnt trotz Mehrkosten an Relevanz

Foto: Shutterdtock
Barrierefreies Bauen hat erheblichen Nachholbedarf.

Vor dem Hintergrund einer älter werdenden Bevölkerung wird die Nachfrage nach barrierefreiem Wohnen weiter steigen. Prognosen zufolge liegt der Bevölkerungsanteil, der sich im Jahr 2035 im Ruhestand befinden wird, bei mehr als 30 Prozent – schon heute ist jede fünfte Person älter als 65 Jahre.

Dem deutschen Wohnimmobilienmarkt droht der Deutschen Teilkauf zufolge ein Engpass an barrierefreiem Wohnraum. „Der Bedarf an barrierefreien Wohnungen ist immens, man geht von circa 2,75 Millionen benötigten barrierefreien Wohnungen aus“, sagt Marian Kirchhoff, Geschäftsführer der Deutschen Teilkauf.

Schätzungsweise gelten derzeit nur 800.000 Wohneinheiten als barrierefrei oder barrierearm, das sind lediglich zwei Prozent aller Einfamilienhäuser und Wohnungen in Deutschland.  

Stufenlose Zugänge besonders wichtig

Eine barrierefreie Wohnung muss viele Kriterien erfüllen, zu diesen zählen: genügend Raum in der Küche und im Badezimmer, breite Eingangs- und Raumtüren sowie ein ebenerdiger Einstieg zur Dusche. Ebenso dürfen keine die Bewegungsfreiheit einschränkenden Stufen oder Schwellen vorhanden sein.

„2018 hatten nur rund 15 Prozent der Seniorenhaushalte in Deutschland einen stufenlosen Zugang zu ihrer Wohnung“, sagt Kirchhoff und ergänzt: „Lediglich drei Prozent der von Senioren bewohnten Wohnungen sind wirklich barrierefrei.“

Baujahr beeinflusst Status der Barrierefreiheit

Der Bedarf an Barrierefreiheit zeichnet sich auch in den Neubauten ab: 44 Prozent der Gebäude, die seit 2011 errichtet wurden, besitzen stufenlose Zugänge sowie breite Türen und Flure. Altbauten hingegen, die bis zum Jahr 1948 gebaut wurden, verfügen zu bis zu 95 Prozent nicht über stufenlose Zugänge. 

Einkommen bestimmt barrierefreie Ausstattung

Das monatliche Einkommen der Bewohner bestimmt die barrierefreie Ausstattung des Wohnraums. Haushalte, die ein höheres Einkommen verzeichnen, wohnen meist auch in großzügig geschnittenen Wohnungen, was der Barrierefreiheit zugutekommt.

So haben Haushalte mit einem Monatseinkommen von mehr als 6.000 Euro doppelt so oft ausreichend Bewegungsraum im Badezimmer im Vergleich zu Haushalten, deren Einkommen unter 900 Euro liegt. 75 Prozent der einkommensstärkeren Haushalte gaben außerdem in einer Erhebung der Wüstenrot Stiftung an, ausreichend Bewegungsraum in der Küche sowie breite Flure zu haben. Bei einkommensschwächeren Haushalten liegt der Wert bei nur 50 Prozent.

Barrierefreiheit benötigt finanzielle Vorsorge

Für die Barrierereduktion im Eigenheim fallen verschiedene Kosten an. So müssen beispielsweise für den vollständigen barrierefreien Umbau eines Badezimmers rund 8.000 Euro einkalkuliert werden und für die Verbreiterung einer Tür etwa 750 Euro. Im Neubau müssen dafür rund 1,26 Prozent Mehrkosten eingeplant werden – im Bestand ist ein solcher Umbau oftmals um ein Vielfaches teurer.

Insbesondere im Hinblick auf eine notwendige Modernisierung des Eigenheims sollten Senioren finanziell vorsorgen. „Bei unzureichender Vorsorge oder anderweitigen unvorhergesehenen Ausgaben kann ein Teilverkauf in Erwägung gezogen werden. Dieser ermöglicht, das in der Immobilie gebundene Vermögen freizusetzen und dieses für anfallende Kosten zu verwenden“, erläutert Kirchhoff.

Beim Immobilien-Teilverkauf wird lediglich ein gewisser Anteil der Immobilie veräußert. Durch das Nießbrauchrecht hat der Eigentümer weiterhin uneingeschränktes und lebenslanges Wohn- und Nutzungsrecht.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments