Biontech-Investor MIG Capital bleibt optimistisch

Geschäftsleute geben sich die Hand.
Foto: panthermedia / Dmitriy Shironosov
MIG Capital hat 2022 "das bestehende Portfolio priorisiert" (Symbolbild).

Der Wagniskapitalgeber MIG Capital und die von ihm verwalteten MIG Fonds ziehen ein positives Fazit für das Geschäftsjahr 2022, haben aber auch das Geld zusammengehalten. Im laufenden Jahr erwartet MIG "weitere positive Nachrichten zu Meilensteinen und Fortschritten".

Mit Neuinvestition und mit Nachfinanzierungen in das bestehende Portfolio investierten die MIG Fonds im Geschäftsjahr 2022 eine Summe von 35 Millionen Euro (Vorjahr 55 Millionen Euro), teilt das Unternehmen mit. Das Gesamtvolumen aller unter Beteiligung oder Führung von MIG Capital mit Co-Investoren erfolgten Finanzierungen betrug demnach 235 Millionen Euro (Vorjahr 275 Millionen Euro).

Im abgelaufenen Jahr wurden Ausschüttungen an Anleger von über 22 Millionen Euro beschlossen. Damit erhöhten sich die addierten Ausschüttungen der MIG Fonds zum Ende 2022 auf insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro. Zu der Gesamtsumme hat insbesondere die außergewöhnlich erfolgreiche Investition in den Impfstoff-Hersteller Biontech beitragen.

Nachdem 2021 der MIG Fonds 16 mit einem Rekordvolumen von über 140 Millionen Euro geschlossen worden war, ist der neue MIG Fonds 17 seit dem ersten Quartal 2022 in der Platzierung. Seit 2005 sammelten die bisherigen MIG Fonds über 1,2 Milliarden Euro an Kapital und Kapitalzusagen ein, um in innovative junge Unternehmen aus Deep-Tech und Life Sciences zu investieren.

„In erster Linie auf Stabilität gesetzt“

Michael Motschmann, Managing Partner der MIG Capital, erläutert: „Vor dem Hintergrund zahlreicher wirtschaftlicher Krisen und einer Wende auf dem Zinsmarkt haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr in erster Linie auf Stabilität gesetzt. Wir haben unsere Liquidität geschont und das bestehende Portfolio bei unseren Investmentaktivitäten priorisiert. Wir sind damit auch künftig bei der Entwicklung unseres Portfolios handlungsfähig. Dass viele unserer Beteiligungsunternehmen im vergangenen Jahr große operative Fortschritte erreicht haben, bestätigt uns in dieser Strategie.“

Im Geschäftsjahr 2022 erweiterte MIG Capital ihr Portfolio um das Unternehmen Inbolt und tätigte damit ihr zweites Investment in Frankreich. Im März führte MIG mit dem MIG Fonds 16 die Seed-Finanzierung dieses Start-ups an, das ein 3D-Tracking-System für den Einsatz in der industriellen Fertigung entwickelt, um manuelle Vorgänge etwa im Flugzeugbau oder der Automobilindustrie digital zu unterstützen. Daneben erzielten MIG-Portfoliounternehmen den Angaben zufolge im abgelaufenen Jahr „wesentliche operative und kommerzielle Fortschritte“. Dabei sei hervorzuheben:

Mehrere MIG Fonds beteiligten sich an einer Finanzierungrunde in Höhe von 128 Millionen Euro bei IQM, dem führenden europäischen Start-up im Bereich Quantencomputer. IQM will das Geld nutzen, um seine internationale Präsenz zu stärken und die Produktentwicklung zu beschleunigen. Den Angaben zufolge handelt es sich um die größte Finanzierungsrunde, die je in Europa in diesem Technologiebereich getätigt wurde.

Dräger als Investor, BMW als Kunde

Das Portfolioiunternehmen Immatics erweiterte seine strategische Allianz mit dem Pharmakonzern Bristol-Myers-Squibb und stellte damit eine wichtige Weiche für die Zukunft seiner Entwicklung allogener Zelltherapien. Im Rahmen der neuen Zusammenarbeit erhielt Immatics eine Vorauszahlung von 60 Millionen US-Dollar und zusätzliche Meilensteinzahlungen von bis zu 700 Millionen US-Dollar.

Das Digital Health Start-up GWA Hygiene, das ein technologie-gestütztes Monitoring für Handhygiene in Krankenhäusern betreibt, hat Anfang des Jahres Dräger als neuen Investor gewonnen. Einen wesentlichen operativen Fortschritt verzeichnete den Angaben zufolge auch NavVis. Die BMW Group gab 2022 bekannt, dass sie alle ihre Fabriken mit den mobilen 3D-Laser-Scannern des MIG-Beteiligungsunternehmens von diesem Jahr an digitalisieren wird.

Das Health-Insights-Unternehmen Temedica erweiterte zum Ende des Jahres eine B-Finanzierungrunde unter Beteiligung der MIG Fonds auf insgesamt 42 Millionen Euro. Die Finanzierung ermöglicht den weiteren Ausbau der Real-World Insights-Plattform Permea und der Patientenbegleiter-Apps des Unternehmens, so die Mitteilung.

„Starker Start in das laufende Jahr“

Ein „starker Start in das laufende Jahr“ gelang den Angaben zufolge dem MIG-Portfoliounternehmen und Spezialisten für Plastikrecycling APK, das 130 Millionen Euro an strategischen Investitionen für den Ausbau seiner Recycling-Technologie einsammelte. Die Bestandsinvestoren MIG Capital und AT Newtec unterstützen gemeinsam mit dem Chemieunternehmen LyondellBasell und KIRKBI A/S, dem dänischen Family Office der Lego-Eigentümer, die Pläne von APK für zwei neue Werke.

Dr. Matthias Kromayer, Managing Partner der MIG Capital: „Aus unserem Portfolio erwarten wir im laufenden Jahr weitere positive Nachrichten zu Meilensteinen und Fortschritten. So können in Folge der 2016 erfolgten Veräußerung von Ganymed an den japanischen Pharmakonzern Astellas signifikante Zuflüsse erwartet werden. Ganymeds früheres Leadprodukt zeigte in der klinischen Entwicklung im vergangenen Jahr sehr positive Daten, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit von zukünftigen Meilensteinzahlungen und Ausschüttungen an MIG-Investoren erhöht.“

Kromayer weiter: „Wir sehen weiterhin viele geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheiten, die auf den Venture Capital-Markt ausstrahlen. Gleichzeitig stimmt uns der ungebrochene Innovations- und Unternehmergeist zuversichtlich, den wir bei vielen unserer Portfoliounternehmen und neuen Beteiligungsprojekten erleben. Wir sind daher optimistisch, dass auch in diesen Krisenzeiten disruptive Innovation möglich ist und neue Champions geboren werden. Mit unseren starken finanziellen Möglichkeiten und unserem erfahrenen, komplementären und wachsenden Investment-Team wollen wir diese innovativen Hoffnungsträger erfolgreich entwickeln. Dabei setzen wir auf Konvergenz in Deeptech und Life Sciences, bleiben aber allen innovativen Technologiefeldern und skalierbaren Geschäftsmodellen immer aufgeschlossen.“

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments