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Warum die bKV auf der Erfolgswelle reitet

Foto: HanseMerkur
Marko Böttger, Hanse Merkur: "Der Bedarf an individueller Beratung ist bei KMU besonders hoch."

Der PKV-Verband meldete 2024 erstmals über zwei Millionen Versicherte in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Spüren die Versicherer eine wachsende Nachfrage? Von Sylvia Fischer

Durchaus. Die Allianz verzeichne auch 2025 weiterhin eine hohe Nachfrage nach bKV-Lösungen. Laut HanseMerkur entwickelte sich das bKV-Angebot in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich positiv und zählt bei der Krankenzusatzversicherung zu den wachstumsstärksten Produkten. Auch bei der Hallesche läuft die bKV: „Seit Einführung der Budgettarife 2018 steigt das Neugeschäft in der bKV Jahr für Jahr an. Das sehr hohe bkV-Neugeschäft von 2023 konnten wir 2024 nicht nur halten, sondern um 5,7 Prozent sogar übertreffen“, so Sascha Marquardt, Leiter Hallesche-Kompetenzcenter Firmenkunden. Man erwarte auch 2025 eine starke Nachfrage.

Von enormen Wachstumsraten in der bKV bereits seit mehreren Jahren in Folge spricht BarmeniaGothaer. Im Vergleich zum Rekordjahr 2023 habe man auch 2024 die Neukunden in der bKV um über 30 Prozent steigern können. Das Geschäft läuft wohl. Was macht die bKV für Arbeitgeber attraktiv?


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Dazu Jan Esser, Vorstandsvorsitzender der Allianz Privaten Krankenversicherung (APKV): „Ein wichtiges Argument für die bKV ist der anhaltende Fach- und Arbeitskräftemangel, der Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Viele müssen sich Gedanken machen, wie sie zum einen ihre Mitarbeitenden binden und zum anderen neue Talente für sich gewinnen können“.

Dr. Jan Esser, Vorstandsvorsitzender Allianz PKV
Dr. Jan Esser, Vorstandsvorsitzender Allianz PKV: „Ein wichtiges Argument für die bKV ist der anhaltende Fach- und Arbeitskräftemangel, der Unternehmen vor große Herausforderungen stellt.“

Zugleich habe die Pandemie den Menschen den Wert einer guten Gesundheitsversorgung noch einmal verdeutlicht, vom Arbeitgeber finanzierte Gesundheitsleistungen hätten daher einen hohen Stellenwert. Die Allianz höre von Unternehmen immer wieder, dass die bKV wirksam sei, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Dieses Vertriebsargument sticht auch bei den anderen Versicherern. Die Mitarbeiterzufriedenheit und -loyalität soll gesteigert und die Fluktuation verringert werden – in Zeiten des Fachkräftemangels kein reiner Altruismus. Arbeitgeber wollen attraktiver werden. „Ein attraktives Leistungsangebot kann helfen, talentierte Fachkräfte zu gewinnen und sich im Wettbewerb um die besten Mitarbeitenden hervorzuheben“, so Sarah Hoch, Leitung Key-Account Management bKV und int. KV bei BarmeniaGothaer.

Ein weiteres Argument sind die steuerlichen Vorteile für Arbeitgeber, da die bKV-Beiträge als Betriebsausgaben zum Beispiel im Rahmen des Sachbezugs absetzbar sind. Auch die Flexibilität der bKV ist ein Argument. Mittels Bedarfsanalyse, Beratungsgespräch, anpassbarer Lösung und Feedback entsteht laut BarmeniaGothaer das passgenaue Angebot für Unternehmen und Mitarbeiter. Und schließlich ermöglicht eine bKV Gesundheitsangebote, was die Mitarbeitergesundheit verbessert und so teure krankheitsbedingte Fehlzeiten reduziert. Laut Allianz ist die bKV eine sehr effiziente Maßnahme. Arbeitgeber könnten mit überschaubaren Beiträgen eine hohe Wirkung erzielen. Mitarbeiter erlebten, dass sich der Arbeitgeber um ihre Gesundheit kümmere und damit nachhaltig soziale Verantwortung übernehme. Das schaffe eine emotionale Bindung und vermittle echte Wertschätzung. Auch sei das Handling der bKV für den Arbeitgeber einfach, bei der Allianz beispielsweise über ein Firmen-Onlineportal. Auf Wunsch würden Arbeitgebern und Vermittlern persönliche bkV-Ansprechpartner zur Seite gestellt, die sie während des gesamten Prozesses unterstützten.

„Die bKV hat außerdem, das ist weniger bekannt, einen Nachhaltigkeitsaspekt: Mit einer bKV können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitskompetenz wirksam nach innen und außen darstellen“, ergänzt Marquardt. Die Budgettarife der Hallesche würden regelmäßig einem Wirkungsrating Nachhaltigkeit unterzogen, denn sie förderten Gesundheit und Wohlergehen der Belegschaft. HanseMerkur ergänzt, dass die bKV Arbeitnehmern Versicherungsschutz ohne Wartezeiten, Leistungen auf Privatpatientenniveau und die Schließung von Versorgungslücken ermögliche.

Alle Versicherer bieten sowohl Budgettarife als auch Leistungsbausteine und eine Kombi aus beidem an. Entscheidend sei, was Unternehmen und Mitarbeiter brauchten. Bei BarmeniaGothaer und Hallesche seien Budgettarife beliebt. „Wir stellen fest, dass die Budgettarife aufgrund ihrer Vielseitigkeit nach wie vor sehr gerne ausgewählt werden”, so Hoch. Mitarbeiter könnten hier ein festes Gesundheitsbudget pro Jahr individuell für unterschiedlichste Leistungen verwenden und sofort profitieren. Laut Hallesche gefällt das auch vielen Arbeitgebern, da sie den durch die bKV beabsichtigten Bindungseffekt schnell und spürbar erreichten. Der Budgettarif der Hallesche, bei dem bei einer vollständigen Nutzung durch den Versicherten im Folgejahr das Budget steige, sei nach wie vor sehr beliebt und bei rund 70 Prozent der Neuabschlüsse 2024 gewählt worden. Bei den Budgettarifen der HanseMerkur stehen verschiedene Budgethöhen zwischen 300 und 1.700 Euro zur Auswahl, aufgeteilt in zwei Tarifvarianten.

Die optimale Absicherung beschreibt Marko Böttger, Abteilungsleiter Kooperationen Betriebliche Benefits bei der HanseMerkur, so: „Wir empfehlen eine Kombination aus Budgettarifen und gezielten Leistungsbausteinen. Dieses Modell ermöglicht maximale Flexibilität und stellt sicher, dass sich das Angebot ideal an die Bedürfnisse der Belegschaft anpassen lässt“. Auch laut BarmeniaGothaer bieten Kombinationsmodelle Sicherheit und Flexibilität sowie umfassenden Versicherungsschutz für die Mitarbeiter. Budgettarife seien ideal für Kostenbewusste; Bausteine, wenn maßgeschneiderte Lösungen bevorzugt würden. Der Versicherer biete Bausteine unter anderem für Zahn, stationär und Prävention. Um Arbeitgebern bei der Gestaltung der bKV für die Mitarbeiter maximale Flexibilität und Freiheit zu ermöglichen, habe die Allianz im April neue Budgettarife namens „Meine Gesundheit“ sowie neue Zahnbausteine „RundumZahn“ auf den Markt gebracht. Hier könnten Arbeitgeber innerhalb der Budgettarife erstmal unterschiedliche Leistungspakete bei der Absicherung von Sehhilfen definieren. „‘RundumZahn‘ ermöglicht als erster bKV-Baustein eine Erstattung von bis zu 100 Prozent für Zahnersatz außerhalb der Budgettarife“, so Esser. Da gerade bei Zahnbehandlungen und -ersatz die gesetzliche Krankenversicherung große Lücken habe, würden bei bestimmten Tarifvarianten sämtliche anfallenden Kosten nicht das Budget belasten, sondern es würde den Mitarbeitern für andere Leistungen erhalten bleiben.

Wo der Beratungsbedarf hoch ist

Laut „Heute und Morgen“ betrug die bKV-Durchdringung 2024 bei KMU 36 Prozent. Gibt es hier erhöhten Beratungsbedarf? Ja, sagen BarmeniaGothaer und HanseMerkur, Ja und Nein die Allianz, Nein die Hallesche. Aber der Reihe nach: Als Gründe nennt BarmeniaGothaer die geringeren internen Ressourcen, die Notwendigkeit individueller Lösungen, engere Budgets, die besondere Wichtigkeit der Mitarbeiterbindung und die erforderliche Unterstützung bei den regulatorischen Anforderungen. Laut HanseMerkur ist gerade für KMU die bKV besonders attraktiv, um sich im Wettbewerb um Fachkräfte abzuheben. „Der Bedarf an individueller Beratung ist hier besonders hoch, da die Umsetzung und Integration oft mit anderen Herausforderungen verbunden ist als in großen Konzernen”, so Böttger.

Generell gehe die Einführung der bKV bei KMU schneller ohne mehrstufige Abstimmungen und mit direkter Beratung der Mitarbeiter statt über die HR-Abteilung. Laut Allianz setzten KMU schon früher auf die bKV als größere Unternehmen. Der Arbeitskräftemangel treffe sie besonders stark und sie müssten findig sein, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Dennoch wollten viele KMU lediglich fachliche Infos wie steuerliche Behandlung der Beiträge und Aufbereitung von Mitarbeiterinfos. Die Hallesche sieht angesichts des Fachkräftemangels und der einfachen Prozesse der bKV keinen erhöhten Beratungsbedarf, denn die Vorteile lägen auf der Hand. Das Firmenkundenportal ermögliche einfache, automatisierte Prozesse. Mitarbeiter könnten Belege per App einreichen, die Erstattungsmitteilung mit dem jeweiligen Restbudget werde online zur Verfügung gestellt. Wie auch immer – bei den KMU ist Luft nach oben.

Autorin Silvia Fischer ist Diplom-Betriebswirtin und Journalistin (FJS)

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