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Bringen digitale Assets echte Diversifikation im Multi-Asset-Portfolio?

Kryptomuenzen
Foto: Smarterpix
Kryptoassets als wertvolle Portfoliobeimischung?

Digitale Assets polarisieren: Für die einen sind sie reine Spekulation, für andere ein neuer Diversifikationsbaustein. Eine aktuelle Portfolio-Studie untersucht erstmals systematisch, welchen Beitrag Bitcoin und Krypto-Körbe in klassischen Multi-Asset-Portfolios leisten können.

In einer neuen Portfolio-Studie sind wir diesen Fragen detaillierter auf den Grund gegangen als das jemals zuvor erfolgt ist. Die Studie nimmt klassische Multi-Asset-Portfolios aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen unter die Lupe und zeigt, welche Rolle eine Krypto-Quote im Gesamtportfolio spielen kann.

Die zentrale Botschaft: Digitale Assets sind ein kleiner, aber wirkungsvoller Baustein. Eine Krypto-Quote von rund 4 bis 6 Prozent bei Bitcoin beziehungsweise 4 bis 5 Prozent bei breiteren Krypto-Körben kann sinnvoll sein – bei langfristigem Anlagehorizont und konsequentem Rebalancing. Wer Krypto ignoriert, verzichtet möglicherweise auf Effizienzgewinne.

15 Jahre Marktdaten: Krypto im Praxistest

Die Studie untersucht auf Basis von Daten aus den Jahren 2010 bis 2025, wie sich digitale Assets in Multi-Asset-Portfolios in USD, EUR, CHF, GBP und SEK verhalten und welche Allokation sich in verschiedenen Modellen als optimal erweist. Dabei werden Korrelationen, Volatilität, Renditeprofile und die Auswirkungen kleiner Allokationen in Bitcoin und diversifizierte Krypto-Körbe ausgewertet. Dadurch ist die Analyse praxisorientierter als typische Studien, die nur ein einziges, willkürliches „X % Bitcoin“-Szenario testen.

Bitwise-Studie zeigt: Kleine Krypto-Beimischung, großer Effekt

Schon wenige Prozent Krypto reichen, um ein Portfolio messbar zu verändern: Die Renditen steigen, die Volatilität nimmt nur moderat zu, die Sharpe Ratio verbessert sich – die Effizienzlinie verschiebt sich nach oben. Bitcoins Volatilität liegt inzwischen grob im Bereich dynamischer Aktien, bei überdurchschnittlicher Rendite.

Und digitale Assets laufen nicht im Gleichschritt mit Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Die langfristigen Korrelationen zu klassischen Märkten bleiben niedrig, auch wenn sie in Stressphasen anziehen können. In anleihenlastigen Portfolios zeigt die Studie etwa, dass Bitcoin niedrigere Korrelationen zu Staatsanleihen aufweist als Gold und an schwachen Anleihetagen teils besser schützt. Genau dieser „andere Takt“ macht Krypto zum strukturellen Diversifikator – vorausgesetzt, die Quote bleibt überschaubar und wird aktiv gesteuert.


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Der Studie zufolge hätte die Beimischung eines Anteils von 1 Prozent Bitcoin zu einem traditionellen 60/40-Portfolio die jährliche Rendite im Backtesting-Zeitraum um 2,1 Prozentpunkte erhöht. Bei einem Bitcoin-Anteil von 2,5 Prozent wäre die Rendite sogar um 5,5 Prozentpunkte und bei einer Beimischung von 5 Prozent um 11 Prozentpunkte höher ausgefallen. Der historisch optimale Bitcoin-Anteil in einem Portfolio-Modell mit maximaler Sharpe-Ratio wurde mit 6,1 Prozent berechnet, bei einem Risiko-Paritäts-Ansatz (Risk Parity) von 4,2 Prozent.

Wie viel Krypto verträgt das Depot?

Statt eine fixe Zielquote vorzugeben, arbeitet die Studie mit Bandbreiten. In renditeorientierten Modellen ergibt sich für Bitcoin ein optimaler Bereich von grob 4 bis 6 Prozent. Für einen diversifizierten Krypto-Index liegen die Werte in einer ähnlichen Größenordnung, meist zwischen rund 4 und 5 Prozent. In strikt auf minimale Schwankung ausgerichteten Minimum-Variance-Ansätzen fallen die Krypto-Quoten deutlich geringer aus.

Dr. Andre Dragosch (Foto: Bitwise)

Über alle Währungen und renditeorientierten Optimierungsansätze hinweg ergibt sich jedoch ein konsistentes Bild: Die optimale Krypto-Allokation liegt praktisch nie bei Null. Mit anderen Worten gehört Krypto aus Sicht der Studie grundsätzlich ins Portfolio – aber in dosierter Form, ohne seinen Charakter zu verändern. Der Großteil des Vermögens bleibt weiterhin in klassischen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen investiert; Krypto ergänzt, es ersetzt nicht.

Wie lange halten, wie oft nachsteuern? 

Mindestens so wichtig wie das „Wie viel?“ ist das „Wie lange?“ und „Wie steuere ich die Quote?“. Digitale Assets bleiben volatil; wer sie beimischt, braucht einen langen Atem. Die Studie zeigt, dass die Verlustwahrscheinlichkeit bei kurzen Haltefristen hoch ist, mit wachsender Dauer aber deutlich sinkt. Als Orientierungswert gilt ein Mindest-Haltehorizont von drei Jahren. Krypto wird damit nicht als Daytrading-Spielwiese verstanden, sondern als strategische Beimischung.

Beim Rebalancing, also der Rückführung des Portfolios auf die Zielquoten, wurden monatliche, quartalsweise und jährliche Ansätze verglichen. In den Simulationen schneidet monatliches Rebalancing am besten ab: Die Krypto-Quote bleibt im Korridor, Gewinne werden gesichert, und Klumpenrisiken werden begrenzt. Quartalsweise Rebalancings liegen dicht dahinter und bieten sich als pragmatischer Standard an. Krypto lässt sich damit in bestehende Prozesse integrieren – mit Zielgewichten, Zeithorizont und festen Anpassungsregeln.

Was die Studie für die Beratungspraxis bedeutet

Digitale Assets können ein Multi-Asset-Portfolio spürbar breiter aufstellen und die Risiko-Rendite-Kennzahlen verbessern – vorausgesetzt, sie werden gezielt und dosiert eingesetzt. Der empirisch begründete Rahmen liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich, bei mehrjährigem Anlagehorizont und klar definierten Rebalancing-Regeln. Für Finanzvermittler, Vermögensverwalter und institutionelle Investoren liefert die Studie damit eine belastbare Grundlage, um Kryptoquoten im Beratungsgespräch einzuordnen – als kleinen, aber wirkungsvollen Baustein. Mit Kryptowährung vollständig hinterlegte ETP-Wertpapiere, die genau wie Aktien oder ETFs gehandelt werden, bieten dabei einen einfachen und voll regulierten Zugang zu digitalen Assets.

Autor Dr. Andre Dragosch ist Head of Research Bitwise Europe und verfügt über 12 Jahre Erfahrung im deutschen Finanzwesen, vor allem in Portfoliomanagement und Investment-Research. Promotion in Finanzgeschichte (University of Southampton). Privater Krypto-Investor seit 2014.

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