Top-BU, Basis-BU, EU: Neue Wege der Arbeitskraft-Absicherung

Der Preiswettbewerb lässt derzeit keine Spielräume für Konsolidierung. Die offene Frage, ob kaufmännische und akademische Berufe tatsächlich so günstig zu versichern sind, wird daher in die Zukunft verschoben.

Psychische Erkrankungen wie Burn-out oder Nervenkrankheiten sind dort inzwischen mit weitem Abstand Leistungsauslöser Nummer eins für eine BU-Versicherung. Angesichts der Häufung dieser Befunde ist zu vermuten, dass die aktuellen Tarife für diese Berufsgruppen mittlerweile zu günstig kalkuliert sind.

Psychische Erkrankungen vorn
Nervenkrankheiten haben Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates als häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit abgelöst (29 versus 23 Prozent).

Für Franke stehen daher beim „Goldstandard“ BU mittlerweile die langfristige Stabilität und kundenorientierte Leistungsregulierung auf dem Spiel. Denn sinken die Überschüsse des Versicherers massiv, könnte „in letzter Instanz“ bei der Regulierung angesetzt werden, um beim Risikoergebnis nicht ins Minus zu rutschen.

Billig funktioniert bei der BU nicht auf Dauer

Für die Verbraucher kann das in der Leistungspraxis verschleppte Bearbeitungen, Ablehnungen oder vermehrte Vergleichsversuche bedeuten. Das heißt: Billig funktioniert bei der BU nicht auf Dauer – und manchmal ist Rabatt das, was man später draufzahlt.

Die Durchschnittsrenten einer selbstständigen BU liegen momentan bei 946 Euro, die BUZ bringt es im Schnitt auf 522 Euro. Das sind Leistungen, die kaum über Hartz-IV-Niveau hinausgehen, auf dessen Bezug die BU auch noch angerechnet wird.

Auch Laufzeiten, die nicht bis zum Rentenalter reichen, nutzen dem Verbraucher im Bedarfsfall wenig. Ob risikoreicher Beruf, Hobby, knappes Budget oder gesundheitliche Probleme – die BU-Ausschlussgründe führen dazu, dass bei Berufsbildern mit mehr als 500.000 Beschäftigten zwei Drittel mit einer Top-BU bedingt oder schlecht erreichbar sind. Sie passt nicht mehr zu ihnen.

Deshalb ist ein Umdenken erforderlich: Denn viel zu oft sprechen und denken wir nur in den Kategorien der BU, wenn wir doch die Absicherung der Arbeitskraft meinen. Denn eine alternative Worst-Case-Absicherung in sinnvoller Höhe und Laufzeit ist besser als ein BU-mit Mini-Rente oder keine Versorgung.

EU statt BU

Eine passgenaue Absicherung kann auch durch Kombination verschiedener Produkte entstehen, die Leistung und Preis für jeden Kunden maßgeschneidert in Einklang bringt. Hier bieten sich beispielsweise intelligente Kombinationen aus BU-Produkten, Erwerbsunfähigkeits-(EU-)Tarifen sowie Multi-Risk-Deckungen und Grundfähigkeitstarifen an. Zur BU gibt es keine adäquate Alternative.

Wenn eine BU aber nicht machbar ist, stellt sich die Alternative „keine (echte) Versorgung“ oder eine bezahlbare Vertragsvariante. Reicht das Budget für eine Top-BU nicht, kann die Basis-BU eine erste Alternative sein. Ist auch diese nicht erreichbar, kann die EU in Betracht kommen.

Wie die BU, schließt die EU keine Krankheitsbilder aus. Auch psychische Beeinträchtigungen sind folglich mitversichert. Da die EU auf keinen speziellen Beruf abstellt, ist sie für Risikoberufe günstiger. Dafür greift der Schutz erst, wenn der Kunde überhaupt keinen Beruf mehr als drei Stunden täglich ausüben kann.

Die Grundfähigkeitsversicherung deckt den Verlust von Grundfähigkeiten wie Sehen, Sprechen, Hören ab. Ihr Leistungsspektrum wurde in Form von Multi-Risk-Deckungen in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die Unterschiede zwischen den Produkten sind wesentlich größer als bei BU- oder EU-Verträgen. Multi-Risk-Tarife werden inzwischen auf Basis von Unfall- oder Lebensversicherungen angeboten.

Seite vier: Maßgeschneiderte Absicherung ist ein Wissensthema

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