China führt staatlichen NFT-Marktplatz ein

Jacqueline Lehmann
Foto: Ledger21 AG
Jacqueline Lehmann, Ledger21 AG: "China möchte ab sofort auf den NFT-Zug aufspringen, dennoch ist nicht sicher, wie lange der Trend erhalten bleibt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass China nicht der geeignete Platz für Krypto-Projekte ist."

Zu Beginn des neuen Jahres startete die Regierung des Landes einen Marktplatz, auf dem der Handel dieser Sammlerstücke abgehalten werden kann. Ein Fortschritt für die Blockchain-Technologie in diesem Land. Was sind die Vorteile der neuen Plattform und was sind die potenziellen Gefahren? Welche Änderungen ergeben sich dadurch für das Land?

In China ist der Handel von Kryptowährungen streng reguliert. Non-Fungible Token hingegen erfreuen sich dort an großer Beliebtheit. Jedoch werden diese dort nicht als solche, sondern als digitale Sammlerstücke bezeichnet.  

Eine Plattform für „digitale Sammlerstücke“

Schon bald wird in Peking, der Hauptstadt der Republik China, der erste staatliche Non-Fungible Token (NFT)-Markt Chinas eröffnet. Im Gegensatz zu Kryptowährungen, dessen Handel seit 2021 streng untersagt ist, scheinen NFTs deutlich willkommener zu sein. Hier werden sie jedoch nicht als NFTs bezeichnet, sondern als „digitale Sammlerstücke“. Der Marktplatz ist laut der chinesischen Nachrichtenagentur in wenigen Tagen zu erwarten.

Hierfür werden die staatliche chinesische Technologiebörse, die staatliche Art Exhibitions China und eine private Organisation mit dem Namen „Huaban Digital Copyrights Ltd.“ zusammenarbeiten und gemeinsam die NFT-Plattform verwalten. Grundlage für die Plattform soll die NFT-Kette „China Cultural Protection Chain“ sein, welche im Gegensatz zu den herkömmlichen Chains nicht erlaubnisfrei ist. 

Die Ziele

Die Einführung eines eigenen NFT-Markts ist somit auch Teil von Chinas „nationaler kultureller Digitalisierungsstrategie“, die Blockchain und NFT verwendet. Ziel ist es, die Kulturindustrie des Landes voranzutreiben. Mit diesem neuen Projekt wagt China folglich einen Vorstoß in den Krypto-Sektor, nachdem das chinesische Internetgericht Hangzhou im Dezember letzten Jahres NFTs als virtuelles Eigentum eingestuft hatte.

Noch ist jedoch unklar, wie das fertige Projekt aussehen wird. Das Institut „Chinese Cultural Relics Exchange Institute”, welches die Erlaubniskette mitentwickelte, äußerte sich besonders optimistisch und verkündete, dass Museen und andere Kulturzentren in Zukunft NFTs nutzen können. Im Fokus ihrer Arbeit steht insbesondere die Planung von archäologischen und ethnischen Ausstellungen in China und international. Somit werden auch NFTs in Form von Kunstwerken infrage kommen, die verkauft und getauscht werden können.

NFT-Handel unter staatlicher Kontrolle

Die Plattform wird von zwei staatlich kontrollierten Unternehmen, der China Technology Exchange und dem China Cultural Relics Exchange Center, unterstützt. Zusammen mit dem Privatunternehmen Huaban Digital Copyright Service Center haben beide Unternehmen an der Entwicklung gearbeitet. Zudem wurde auch angekündigt, dass der chinesische NFT-Marktplatz eine Partnerschaft mit dem Finanzinstitut Zhongrong Global Holdings eingehen wird, dessen Plattform „digital collection home“ Kunden Informationen über NFTs bereitstellt.

Der NFT-Marktplatz unterliegt folglich staatlicher Aufsicht und die „digitalen Sammlerstücke“, welche ausschließlich mit Fiatgeld gekauft werden können, werden auf geschlossenen und stark regulierten Plattformen gehandelt. Somit kann gesagt werden, dass China sich in einem regulatorischen Zwiespalt befindet: Der Handel von Kryptowährungen ist seit 2021 verboten, trotz der Tatsache, dass der Besitz von Coins als virtuelles Eigentum anerkannt wird. Auf einer Seite werden Kryptowährungen seitens der Regierung streng kontrolliert, auf der anderen Seite scheint das Interesse für das Metaverse und NFTs groß zu sein. 

Was Chinas Vergangenheit über Krypto aussagt

Auch wenn die Neuigkeiten über einen staatlichen NFT-Marktplatz zeigen, dass das Land weiterhin auf Technologie setzt, sollte die Vergangenheit Chinas in Bezug auf den Kryptomarkt nicht vergessen werden. 

Das wohl jüngste Beispiel über die ambivalente Haltung Chinas gegenüber Kryptowährungen ist das Verbot von Mining seit dem Jahr 2021. Nachdem das Mining untersagt wurde, zog es die Schürfer-Gemeinde nach neuen Standorten wie Texas, Kasachstan und Kentucky. Die Forderung aus Peking, Zahlungen mit Coins zu verbieten, wurde mit folgenden Argumenten begründet: Mögliche Gefahren seien Geldwäsche, illegale Aktivitäten und spekulative Investitionen. Die Regierung ­­entschied sich mithilfe von CBDCs (Central Bank Digital Currencies), wie seinem eigenen digitalen Yuan, die Einsicht über die Transaktionen der Einwohner zu haben. Folglich wurde der Handel mit der Bitcoin-Währung, welche auf einer anonymisierten und dezentralen Blockchain basiert, streng untersagt. Server-Farmen sind seitdem nicht mehr in der Lage, innerhalb des Landes zu fungieren und das eigene Land zu unterstützen.

Somit hat dieses Verbot auch negative Folgen: Die globale Hashrate, die Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks, sank zeitweise um 40 Prozent. Miner suchten nach neuen Standorten, an dem sie weiterhin ihre Server-Farmen betreiben konnten. Viele von ihnen zog es zu den Nachbarstaaten Mongolei und Kasachstan, welche mit niedrigen Strompreisen besonders vorteilhaft waren. Texas wurde zu einem beliebten Standort für Bitcoin-Miner, da das texanische Stromnetz vom nationalen Netz der USA abgekoppelt ist und Mining-Unternehmen hier die Möglichkeit haben, Kapazitäten von Stromanbietern zu einem festen Preis zu erwerben. 

Unter anderem findet Mining noch weiterhin verdeckt statt. Selbst drohende Haftstrafen halten motivierte Miner nicht von ihrer Arbeit ab: Sie verbergen ihre Mining-Aktivitäten durch die Verwendung vorhandener Hardware und verwischen ihre Spuren sorgfältig.

Ist die Zukunft des NFT-Markplatzes gefährdet?

Diese dunkle Vergangenheit in Bezug auf Kryptowährungen sorgt noch immer für Misstrauen. Was die chinesische Regierung nicht kontrollieren konnte, wurde verboten. Dies jedoch entspricht nicht dem Ursprungsgedanken des Kryptos: Krypto sollte anonym ablaufen, und zwar so, dass Anleger nicht preisgeben müssen, wie groß ihre Investitionen sind und wie viel sie besitzen. So wie sich Chinas Haltung gegenüber Kryptowährungen wie Bitcoin schlagartig geändert hat, so könnte das Gleiche auch für den neuen staatlichen NFT-Marktplatz gelten. Insbesondere in kleineren Städten werden Bitcoin-Besitzer von der Polizei zur Rechenschaft gezogen und ihre Bankkonten mit Krypto-Gewinnen eingefroren. Viele Anleger verloren sogar ihr gesamtes Guthaben. Die Frage ist nun, wie die Zukunft für NFT-Inhabern in China aussehen wird. Jederzeit könnte hier auch ein Gesetz darüber entscheiden, ob NFTs eine Gefahr für die Regierung darstellen und das Handeln verbieten. 

Fazit

Wie der NFT-Marktplatz aussehen wird, ist noch nicht bekannt. Tatsache ist jedoch, dass China bereits durch einige Vorfälle in der Kryptowelt für Aufruhr gesorgt hat. Während CBDCs aufgrund ihrer Kontrollfähigkeit weiterhin erlaubt sind, ist der Handel mit Kryptowährungen untersagt. Diese strenge Haltung könnte dafür sorgen, dass auch NFT-Inhaber plötzlich nicht mehr mit den digitalen Sammlerstücken handeln können. Dass NFTs in den vergangenen Jahren zu einem großen Trend geworden ist, steht außer Frage. China möchte ab sofort auf den NFT-Zug aufspringen, dennoch ist nicht sicher, wie lange der Trend erhalten bleibt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass China nicht der geeignete Platz für Krypto-Projekte ist. Inwiefern das gleiche Schicksal auch auf NFT-Fans zutreffen wird, kann nicht vorhergesehen werden. Fakt ist jedoch, dass die chinesische Regierung viel Wert auf Kontrolle von Transaktionen legt und schnelle Entscheidungen trifft, die wiederum schwerwiegende Folgen haben können.

Autorin Jacqueline Lehmann ist CEO von Ledger21 AG, einer Tochtergesellschaft von Green Capital & Beteiligungen AG.  https://www.greencapital-b.ch/digital-assets/

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