Deutsche setzen bei Gesundheitsvorsorge enge finanzielle Grenzen

Foto: Smarterpix/jarenwicklund
Deutsche sparen - auch bei der Gesundheit

Eine aktuelle Verivox-Umfrage zeigt: Die meisten Menschen in Deutschland würden nur wenig Geld für ihre Gesundheitsvorsorge ausgeben. Während Auto und Urlaub hohe Priorität genießen, bleibt Prävention oft auf der Strecke – vor allem, weil sich viele zu gesund fühlen, um zum Arzt zu gehen.

Gesundheit ist den meisten Menschen wichtig, aber offenbar nur bis zu einer gewissen Grenze. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Verivox zeigt, dass 63 Prozent der Deutschen jährlich höchstens 299 Euro für private Gesundheitsleistungen wie Vorsorge, Spezialuntersuchungen oder Selbstzahler-Angebote ausgeben würden. 15 Prozent wollen gar kein Geld dafür ausgeben, 19 Prozent maximal 99 Euro und 28 Prozent zwischen 100 und 299 Euro.

Ganz anders sieht es bei anderen Ausgabenkategorien aus. Für Auto-Wartung oder -Reparaturen würden 23 Prozent der Befragten zwischen 500 und 999 Euro im Jahr investieren, für den Urlaub planen 30 Prozent sogar 2.000 Euro und mehr ein.


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„Die Menschen in Deutschland zahlen so viel wie noch nie für die Krankenversicherung“, sagt Aljoscha Ziller, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt alle medizinisch notwendigen Leistungen – allerdings sind moderne oder erweiterte Behandlungsmethoden oft nicht enthalten. Private Zusatzleistungen können hier eine wertvolle Ergänzung sein.“

Prävention bleibt oft Nebensache

Nicht nur beim Geld zeigt sich Zurückhaltung – auch bei der Gesundheitsvorsorge selbst. Ein Drittel der Befragten geht nach eigenen Angaben nicht regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen. Nur zwei Drittel (66 Prozent) suchen Arztpraxen gezielt zur Vorsorge auf, etwa für Gesundheits-Checks oder Krebsvorsorge.

Dabei sind Einkommen und Bildungsgrad entscheidend. In Haushalten mit weniger als 1.500 Euro Nettoeinkommen nehmen 56 Prozent Vorsorgeuntersuchungen wahr, bei Einkommen ab 3.800 Euro sind es 73 Prozent. Unter Akademikern liegt die Quote bei 68 Prozent, bei Personen mit Volks- oder Hauptschulabschluss nur bei 61 Prozent.

Frauen zeigen insgesamt ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein: 72 Prozent gehen zur Vorsorge, bei Männern sind es 60 Prozent. 60 Prozent der Frauen waren im letzten Jahr bei der gynäkologischen Vorsorge, 70 Prozent aller Befragten beim Zahnarzt.

„Fühle mich gesund“ als häufigster Grund gegen Vorsorge

Die größte Barriere für regelmäßige Vorsorge ist laut Umfrage das subjektive Wohlbefinden. 42 Prozent verzichten auf Arztbesuche, weil sie sich gesund fühlen und keine Notwendigkeit sehen. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten bei Menschen mit höherem Einkommen oder Bildungsgrad. 47 Prozent der Akademiker nennen das gute Körpergefühl als Grund gegen Vorsorge, bei Personen mit Hauptschulabschluss sind es 37 Prozent. „Viele schwere Erkrankungen verlaufen zunächst ohne Symptome“, warnt Ziller. „Ohne eine regelmäßige Kontrolle bleiben sie dann unerkannt.“

Von den Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen ab 3.800 Euro sagen 50 Prozent, sie verzichteten auf Vorsorge aus subjektiver Gesundheitseinschätzung, bei den Befragten mit bis zu 1.500 Euro Einkommen sind es nur 37 Prozent. Offenbar vertraut, wer finanziell besser gestellt ist, stärker auf die eigene Intuition.

Anreize könnten Prävention fördern

„Vorsorgeuntersuchungen werden am ehesten wahrgenommen, wenn sie früh zur Routine werden oder mit Anreizen verbunden sind“, sagt Ziller. Bonusprogramme wie das zahnärztliche Bonusheft könnten ein Vorbild für andere Präventionsbereiche sein. Finanzielle Anreize, so Ziller, hätten nachweislich einen positiven Einfluss auf das Vorsorgeverhalten.

Die Ergebnisse der Erhebung basieren auf einer Online-Befragung des Meinungsforschungsinstituts Innofact im Auftrag von Verivox. Dafür wurden im Mai 2025 insgesamt 1.008 Personen zwischen 18 und 79 Jahren befragt.

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