Deutsche Start-ups kommen schwerer an frisches Geld

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Für Start-ups wird nach guten Jahren die Suche nach Investoren mühevoller. Grund sind nach Einschätzung der Förderagentur BayStartup höhere Ansprüche der Investoren an die jungen Unternehmen. Dabei sind die Kassen der Venture-Capital-Fonds gut gefüllt.

„Die Situation ist schwieriger geworden“, sagte Geschäftsführer Carsten Rudolph der Deutschen Presse-Agentur. Bayern und insbesondere die Region München sind ein beliebter Standort für Gründer von Start-ups, also Unternehmen in einer frühen Phase ihrer Entwicklung. Die von der Staatsregierung unterstützte Förderagentur bringt Unternehmen mit Geldgebern zusammen. Bundesweit bekanntes Beispiel eines in der Anfangsphase von BayStartup unterstützten Unternehmens ist Flixbus.

„Insbesondere für Start-ups, die noch keine Umsätze erzielen, werden die Erstgespräche mit Investoren deutlich schwieriger und mühsamer“, sagte Rudolph. „Wenn ein Start-up dagegen schon erste Umsätze hat, also schon gezeigt hat, dass es einen Markt gibt, findet es auch jetzt noch Investoren.“

Bewertungen sinken

Die Venture-Capital-Fonds seien gut gefüllt und hätten Investitionsdruck. „Aber klar ist, die Ansprüche an die Start-ups steigen und die Bewertungen sinken. Den Start-ups, die ganz in der Anfangsphase sind, raten wir deshalb, schnell erste Umsätze zu erreichen“, sagte der Baystartup-Chef. „Ganz ohne Marktvalidierung wird es meiner Meinung nach in den nächsten Monaten schwer.“

Ungeachtet der schwieriger gewordenen Bedingungen ist Rudolph optimistisch, dass junge Unternehmen mit guten Geschäftsmodellen auch in Zukunft Kapitalgeber finden werden. „Die Entlassungswellen, die wir in der Berliner Start-up-Szene sehen, betreffen vor allem Unternehmen ohne echtes Geschäftsmodell. Gewisse Marktkorrekturen sind da im Rahmen des Erwartbaren.“ Die gute Nachricht im Vergleich zu den Krisen 2008 und 2001 sei heute, „dass die Venture-Capital-Landschaft mittlerweile sehr gut sortiert ist“.

Zinsentwicklung spielt keine Rolle

Das Ende der Null-Zins-Phase am Finanzmarkt spielt für Investoren in Jungunternehmen nach Einschätzung Rudolphs keine große Rolle. Grund ist, dass die Geldgeber sich weit höhere Renditen erhoffen. „Kapitalgeber rechnen sich mit einem Start-up-Investment Chancen aus auf etwas ganz Großes, mit einem Multiple von zehn oder mehr“, sagte Rudolph. „Da spielt es keine Rolle, ob die Zinsen bei 0 oder 1,8 Prozent liegen.“

Die Investorensuche für Start-ups in Deutschland gilt im Vergleich etwa zu den USA seit jeher als eher mühevoll, vor allem für Unternehmen, die die erste Phase der Gründung bereits hinter sich haben und weiter wachsen wollen. „Die größeren Finanzierungsrunden finden eigentlich immer unter Beteiligung von US-Investoren statt“, sagte Rudolph. „Dazu muss das Start-up aber bereits eine gewisse Reife haben. So sind die meisten beim Investment schon im zweistelligen Millionenbereich unterwegs.“ (dpa-AFX)

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