Die Branche zum EU-USA-Zoll-Deal: „Sieg des Pragmatismus über das Prinzip“

Maximilian Wienke, Marktanalyst bei eToro: „Es handelt sich um einen asymmetrischen Deal, der die USA klar bevorteilt. Europa muss auf Exporte in die USA, etwa auf Autos, Zölle in Höhe von 15 Prozent zahlen. Die USA hingegen exportieren die meisten ihrer Waren zollfrei nach Europa. Die EU erkauft sich den US-Marktzugang mit milliardenschweren Zugeständnissen. Energieimporte im Umfang von 750 Milliarden Dollar, Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA und der Kauf großer Mengen an US-Rüstungsgütern.

Donald Trump diktiert die Spielregeln. Er will die US-Produktion ankurbeln und Exporte in die EU steigern. „It’s the biggest of all the deals“. Der Deal dient auch der symbolischen Machtdemonstration. Die USA agieren durchsetzungsstark, während Europa defensiv und kooperationsbereit reagiert. Strategische Gewinner sind die US-Sektoren Energie, Verteidigung und Infrastruktur. Aufgrund der europäischen Verpflichtungen wird dort mit zusätzlicher Nachfrage gerechnet. Auch das US-Handelsdefizit könnte sinken, begünstigt durch die Zolldifferenz.

An den Märkten überwiegt zunächst Erleichterung, da ein drohender Handelskrieg abgewendet wurde. Allerdings könnte der Deal in den kommenden Monaten inflationär wirken, durch höhere Importkosten für Europa und steigende Energiekosten. Mittelfristig dürften US-Unternehmen überproportional profitieren, besonders in den begünstigten Sektoren. Für Europa könnten sich hingegen die Inflationsrisiken verschärfen, was die Unsicherheit für die EZB erhöht. Anleger, die kürzlich panisch ihre US-Quote reduziert haben, könnten sich vorschnell vom robusteren Markt getrennt haben.“

Maximilian Wienke (Foto: eToro)
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