Wer dazu neigt, US-Präsident Donald Trumps Sticheleien gegen den Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, als beispiellos zu betrachten, sollte seine Kenntnisse der geldpolitischen Geschichte auffrischen. Die Wahrheit ist: Das Quälen des Fed-Vorsitzenden – sei es durch verbale Angriffe, politische Manipulation oder in mindestens einem bemerkenswerten Fall sogar durch einen tatsächlichen Schubs – ist seit langem Teil der politischen Tradition US-amerikanischer Präsidenten. In den letzten sechzig Jahren hat dieser eigentümliche Sport keinen Mangel an großem Drama und, was noch besorgniserregender ist, eine katastrophale Inflation hervorgebracht.
Ein Hauch von Déjà-vu umweht den Druck, der jetzt auf Jerome Powell lastet – und das auf unheimliche Weise. Wenn man den Gerüchten aus dem texanischen Hill Country Glauben schenken darf, endete das letzte Mal, dass sich ein Fed-Vorsitzender auf ähnliche Art und Weise im Fadenkreuz befand, mit einem Stoß gegen die Steinmauer eines texanischen Ranch-Hauses – mit freundlicher Genehmigung von Präsident Lyndon B. Johnson selbst. Dieser Fed-Chef war William McChesney Martin. Nicht lange danach wählte ein anderer Präsident – Richard Nixon – einen heimtückischeren, wenn auch weniger physischen Ansatz und orchestrierte zwischen 1970 und 1972 eine psychologische Belagerungskampagne gegen Arthur Burns. In beiden Fällen war der Grund für den Zorn des Präsidenten derselbe: Die Zinssätze waren zu hoch, um politisch bequem zu sein. Die gleiche Spannung umgibt nun den Vorsitzenden Powell.