Herr Schrieber, was war die Idee hinter der Entwicklung des Xtrackers DJE US Equity Research UCITS ETF?
Schrieber: Wir sind seit fünf Jahrzehnten als klassischer aktiver Fondsmanager bekannt. Trotzdem beobachten wir natürlich den Markt und haben festgestellt: 2024 sind allein in Deutschland rund 90 Prozent der Mittelzuflüsse im Publikumsbereich in ETFs geflossen. Passive ETFs passen allerdings nicht zu uns – deswegen haben wir uns intensiv mit dem Thema aktive ETFs beschäftigt. Und weil die USA der größte und liquideste Kapitalmarkt der Welt sind und das wohl auch bleiben, war schnell klar, dass wir genau dort starten. Außerdem haben wir auf der aktiven Seite bislang kein reines US-Produkt im Portfolio.
Wie wird der Fonds konkret gesteuert?
Schrieber: Unser Investmentprozess folgt grundsätzlich der FMM-Methode – also Fundamentaldaten, monetären Faktoren und Markttechnik – und ist normalerweise eine Mischung aus Bottom-up und Top-down. Beim ETF setzen wir diesmal voll auf den Bottom-up-Ansatz. Der besteht aus mehreren Modulen: Zum einen messen wir quantitative Kriterien wie relative Stärke und das Drawdown-Verhalten von Aktien. Dazu kommen drei qualitative Elemente: Unsere rund 500 Unternehmensbesuche pro Jahr, bei denen jeder Analyst seine Einschätzung als Score abgibt. Dann fließt noch das Thema Nachhaltigkeit und ESG in die Bewertung ein. Jede Aktie aus dem MSCI USA, die wir betrachten, bekommt ihren eigenen Score. Unser Ziel ist es aber nicht, alle 600 Titel abzudecken – wir fokussieren uns auf die besten 50. Die Top 25 gewichten wir jeweils mit 2,5 Prozent, die Plätze 26 bis 50 mit 1,5 Prozent. Rebalanciert wird alle drei Monate.
Warum haben Sie sich für eine Zusammenarbeit mit Xtrackers entschieden?
Schrieber: Xtrackers war für uns ein logischer Partner – auch, um einen gewissen Home Bias herauszustellen. Außerdem arbeiten wir seit über 20 Jahren erfolgreich mit der DWS zusammen. Und Xtrackers selbst hatte großes Interesse, das Thema aktive ETFs gemeinsam mit einem erfahrenen Manager zu entwickeln.
Aktuell schwanken die Börsen stark. Wie reagiert der ETF auf solche Turbulenzen?
Schrieber: Klar ist: Der ETF bleibt immer zu 100 Prozent investiert – das ist Teil des Konzepts. Aber: Über die aktive Komponente wählen wir gezielt Aktien aus, die bei Marktrückgängen ein besseres Verhalten zeigen. Wir bauen in Stresssituationen kein Cash auf, tauschen aber gegebenenfalls schwächelnde Sektoren aus. Grundsätzlich haben wir auch in schwierigen Börsenphasen mit unseren aktiven Fonds bewiesen, dass wir ruhig und geschickt agieren. Sicherheit und Liquidität stehen im Vordergrund: Wenn wir zwischen zwei vergleichbaren Aktien wählen müssen, entscheiden wir uns immer für die stabilere Variante. Diese Grundmechanik verleiht dem Portfolio gerade jetzt wichtige Vorteile.
Für welche Anlegergruppen ist der ETF besonders interessant?
Schrieber: Ich sehe drei Hauptzielgruppen: Erstens die sehr kostensensitiven Selbstentscheider, die immer zahlreicher werden. Zweitens Vertriebsstrukturen und Pools, die günstig bepreiste Managed Depots anbieten. Und drittens semi-institutionelle Anleger wie Family Offices, die zwar in den USA engagiert sein wollen – aber nicht über passive Produkte.
Wie wird sich der Markt für thematische oder Research-getriebene ETFs entwickeln?
Schrieber: Der Markt wächst extrem schnell. Immer mehr Wettbewerber kommen mit ähnlichen Angeboten. In den letzten vier Jahren hat sich die Zahl der ETFs in Deutschland verdoppelt. Aktive ETFs haben aktuell einen Marktanteil von etwa zehn Prozent – und dieser Anteil wird schnell steigen. Viele Anleger wünschen sich mehr Flexibilität, als klassische ETFs bieten können.
Werden Sie Ihren Research-Ansatz auch auf andere Märkte oder Regionen ausweiten?
Schrieber: Wir haben für unseren ETF bereits die ersten 51,07 Millionen Euro (Stand: 25.4.) eingesammelt. Mein Ziel ist, trotz des schwierigen Marktumfelds, bis Jahresende die Marke von 100 Millionen Euro zu erreichen. Danach planen wir, weitere Produkte zu entwickeln – aber nicht als Massenware, sondern gezielt da, wo sie wirklich Sinn ergeben. Themen wie Europa oder Asien könnten dabei spannende nächste Schritte sein.
