DJE zum Atomausstieg: 2,7-mal teurer Strom als im internationalen Durchschnitt

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Am 15. April sind die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gegangen.

Seitdem Mitte April die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gegangen sind, geht die Debatte weiter und die Sorge um die Versorgungssicherheit geht um. Ein Kommentar von Hagen Ernst, stellv. Leiter Research und Analyst für Immobilien und Versorger der DJE Kapital AG.

Am 15. April gingen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz. Damit ist der nach dem Unfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima im März 2011 beschlossene Atomausstieg endgültig umgesetzt. Die öffentliche Debatte lebt unterdes weiter: Über die Risiken der Kernkraft, der Endlagerung von Atommüll, aber auch über die möglichen Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit hierzulande. Unternehmen aus dem Sektor befinden sich in einer spannenden Situation. 

Denn aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung ist zukünftig sogar eher mit steigender Stromnachfrage zu rechnen. Viele Experten gehen von einer Verdopplung der Nachfrage bis zum Jahr 2050 aus. Ob der Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft bei zunehmender Elektrifizierung gelingen kann, bleibt abzuwarten.

Stromerzeugungskapazitäten bleiben somit auf absehbare Zeit ein knappes Gut. Für Stromerzeuger wie RWE und E.ON ergeben sich damit Perspektiven aus dem Versorgungsausbau. Die Zukunft der Energieversorgung bleibt also besonders aus deutscher Sicht ein anspruchsvolles Thema und der Sektor der Energieversorger spannend für Anlegerinnen und Anleger.

Wie sicher ist die Gasversorgung?

Aus Sicht vieler Experten bleibt fraglich, inwiefern der Atomausstieg aus heutiger Sicht sinnvoll oder nicht doch etwas verfrüht sein könnte. Gaskraftwerke als vorgesehene Brückentechnologie zur Stromerzeugung sollten einst den gleichzeitigen Ausstieg aus Kern- und Kohlekraft ermöglichen. Ohne das günstige Pipelinegas aus Russland ist die langfristige Gasversorgung allerdings vom teureren Flüssiggas (LNG) abhängig und keinesfalls gesichert. Im Falle einer deutlichen Wirtschaftserholung in China könnte beispielsweise die Nachfrage anziehen und die Gaspreise wieder deutlich nach oben treiben. 

Kohlekraftwerke: Umweltschädliche Grundlastversorgung 

Für eine sichere Stromversorgung sind aber zuverlässige Grundlastkraftwerke (immer verfügbar) von essenzieller Bedeutung. Die womöglich ökologisch und ökonomisch beste Alternative, Wasserkraft, ist jedoch in Deutschland nicht in ausreichender Form vorhanden. Insbesondere die jetzt wieder eingesetzten Kohlekraftwerke haben eine schlimme CO2-Bilanz. So erzeugt ein Braunkohlekraftwerk etwa 940g CO2-Emission pro Kilowattstunde (kWh) und ein Steinkohlekraftwerk etwa 735g CO2-Emission pro kWh. Nicht zuletzt deshalb erfreut sich Kernenergie weltweit immer größerer Beliebtheit. Auch in Europa werden neue Kraftwerke gebaut. Sogar Polen, bisher noch ohne Atomkraft, schließt sich dem Trend an. 

Mini-Reaktoren: Klein, aber oho!

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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