„Ein modernes und flexibles Anlagevehikel“ 

foto: hep solar
Oliver Lang und Thorsten Eitle (rechts), hep solar: „Das Konzept ist auf breite Diversifikation und Risikostreuung ausgelegt.“

Der auf Photovoltaik-Projekte spezialisierte Asset Manager hep solar kündigt erstmals einen European Long Term Investment Fund (ELTIF) an. Cash. sprach mit CSO und Gründer Thorsten Eitle sowie Oliver Lang, Leading Expert Business Development Sales des Unternehmens, über Hintergründe und Planungen.

Welche Vorteile hat ein ELTIF gegenüber einem alternativen Investmentfonds, kurz AIF?

Lang: Ein ELTIF ist ein modernes und flexibles Anlagevehikel, das sowohl für institutionelle als auch für private Anleger attraktiv ist. Dank der EU-weiten Regulierung ist ein ELTIF direkt in den Kundendepots abwickelbar und buchbar, was die Handelbarkeit und Verwaltung vereinfacht. Zudem steht ELTIF für ein hohes Maß an Transparenz hinsichtlich der Investitionen, Kosten und Berichterstattung, was insbesondere für anspruchsvolle Anleger von großer Bedeutung ist. Ein wesentlicher Unterschied zu einem Publikums-AIF ist aus Sicht der Kunden sicherlich, dass unser ELTIF zum einen die Möglichkeit bietet, die Beteiligung mit bestimmten Fristen auch während der Laufzeit zu kündigen. Zum anderen ist der ELTIF nicht auf ein bestimmtes Volumen begrenzt oder wird – anders als ein AIF – nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt geschlossen. Er steht also grundsätzlich, ähnlich wie ein offener Immobilienfonds, dauerhaft zur Zeichnung offen.

Das heißt, es handelt sich um einen sogenannten „Evergreen“-Fonds?

Lang: Richtig. Der hep solar Invest ELTIF hat eine Laufzeit von 99 Jahren, also aus heutiger Sicht praktisch unbegrenzt. Während dieser Zeit nimmt er je nach Kapitalzufluss Investitionen vor, verkauft aber auch Projekte, wenn dafür ein günstiger Zeitpunkt ist oder sich eine entsprechende Gelegenheit bietet.


Das könnte Sie auch interessieren:

Inwiefern unterscheidet sich der Fonds bezüglich der Investitionsstrategie von bisherigen Publikums-AIFs Ihres Hauses?

Eitle: Das Konzept des hep solar Invest ELTIF ist auf breite Diversifikation und Risikostreuung ausgelegt. Im Fokus stehen Investitionen in Sachwerte wie Solarparks und Batteriespeicher. Grundsätzlich verfolgen wir dabei die gleiche Strategie wie bei unseren bisherigen Publikums-AIFs, wobei die Diversifikation deutlich breiter wird: Wir investieren international in erster Linie in Photovoltaikprojekte einschließlich der fortgeschrittenen Phase der Projektentwicklung. Dabei liegt der Fokus nicht auf „Buy-and-hold“, sondern wir entwickeln und errichten Solarparks, betreiben sie einige Jahre und verkaufen sie dann auf Basis der tatsächlichen und belegten Ertragswerte. Beim ELTIF kommen noch angrenzende Bereiche hinzu, speziell Batteriespeicher.

Beziehen sich die Planungen auf Speicher, die unmittelbar an einen Solarpark angeschlossen sind und dessen Strom speichern oder auf Großspeicheranlagen, die auch Dritten zur Verfügung stehen?

Eitle: Für neue Solarkraftwerke sind heute Speicherkapazitäten in der Regel wirtschaftlich notwendig, weil der Ausbau der Erneuerbaren Energien schnell voranschreitet und der Strompreis bei hoher Sonneneinstrahlung regelmäßig stark fällt oder sogar negativ wird, vor allem wenn gleichzeitig viel Wind weht. Will man den Strom dann nicht zu sehr niedrigen Preisen abgeben oder gar verschenken, sind Speicher unerlässlich. Sie sind auch für das Gelingen der Energiewende notwendig, um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Wir konzentrieren uns voraussichtlich zunächst auf Stromspeicher, die direkt an den Solaranlagen stehen. Inwieweit, also mit welchem Anteil, Hybridlösungen Bestandteil des ELTIFs werden, steht aktuell noch nicht fest. Generell sind die Anlagebedingungen des ELTIF so gefasst, dass wir auf technische und Marktentwicklungen, die es während der Laufzeit natürlich geben wird, flexibel reagieren können.

In welchen Ländern wird der ELTIF investieren?

Eitle: Der Fonds investiert vorrangig in ausgewählte Märkte wie Deutschland, Japan, Kanada, Polen, Italien und die USA. Derzeit sehen wir wieder viele Chancen in Europa, gerade auch in Deutschland. Hier haben sich die Bedingungen in den letzten Jahren erheblich verbessert. Aber zum Beispiel gibt es auch in Polen sehr interessante Rahmenbedingungen und wir haben gerade sehr kompetente Mitarbeiter für unser dortiges Büro gewonnen. Generell legen wir Wert darauf, in den Ländern, in denen wir aktiv sind, mit eigenem Personal präsent zu sein. Auch in Kanada gibt es weiterhin gute Projekte. 

Wie stellt sich in den USA nach dem Antritt von Präsident Donald Trump die Situation für Investitionen in Solarprojekte dar?

Lang: Trotz politischer Unsicherheiten bleibt der US-Markt für Solarenergie aufgrund lokaler Förderprogramme sowie des anhaltenden Trends zur Dekarbonisierung weiterhin attraktiv und gerade in republikanisch regierten Bundesstaaten wie Texas geht der Ausbau weiter voran.

Eitle: In den USA waren die Investitionen noch nie durch staatliche Förderung getrieben, sondern durch wirtschaftliche Attraktivität und Stromabnahmeverträge, sogenannte PPAs. Daran hat sich nichts geändert und Photovoltaik ist nun mal die günstigste Art der Stromerzeugung. Dennoch ist die Situation in den USA im Augenblick durchaus herausfordernd. Der Transaktionsmarkt ist praktisch zum Erliegen gekommen. Die Investoren warten vor allem ab, ob und inwieweit Trump die Steuervergünstigungen zurückdreht, die von der Biden-Regierung eingeführt worden sind. In Bezug auf Solarmodule wurden in den letzten Jahren bereits große Produktionskapazitäten in den USA aufgebaut. Dann gibt es keine Probleme mit den Zöllen. Im Augenblick sind aber auch wir in den USA mit neuen Projekten zurückhaltend. 

Zurück zum ELTIF. Wie bei einem offenen Immobilienfonds ist das Kapital in den Sachwerten gebunden. Wie wird gewährleistet, dass Rückgabewünsche der Anlegerinnen und Anleger trotzdem erfüllt werden können?

Lang: Die Liquidität des Fonds wird durch ein aktives Cash- und Liquiditätsmanagement sichergestellt. Rückgaben sind quartalsweise möglich, wobei eine Mindesthaltedauer von 24 Monaten und eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten gilt. Zusätzlich sorgen regelmäßige Mittelzuflüsse sowie die Möglichkeit, Projekte zu verkaufen, für Flexibilität bei der Bedienung von Rückgabewünschen. Unsere Projekte sind in der Regel wesentlich kleiner als die meistens riesigen Bürohäuser der Immobilienfonds und deshalb grundsätzlich leichter liquidierbar. Auch ist der laufende Cash-Flow eines Solarparks in der Regel deutlich höher und kann zur Finanzierung von Rückgabewünschen beitragen. Eine riesige Liquiditätsreserve vorzuhalten, die dann nicht in Projekte investiert werden kann, ist nicht notwendig.

Werden Sie weiterhin auch AIFs auflegen oder löst der ELTIF diese Schiene ab?

Eitle: Der klassische Publikums-AIF wird zukünftig eher als „Clubdeal“-Konstrukt für ausgewählte Investoren und einzelne Projekte genutzt, so wie unser aktueller Kanada-Fonds. Der ELTIF ist die erste Wahl für eine breitere Anlegerbasis und ein breit gestreutes Investitions-Portfolio. 

Bleibt es für die nächsten 99 Jahre bei dem einen ELTIF?

Eitle: Nein, sicher nicht. Technisch ist der ELTIF ein Teilfonds eines in Luxemburg zugelassenen Umbrella-Fonds. Unter diesem Umbrella können wir weitere ELTIFs zum Beispiel für spezielle Themen oder Regionen aufgelegen. Konkrete Planungen dazu gibt es aber noch nicht. 

Wie ist die Vertriebsstrategie des ELTIF, auch im Vergleich mit Ihren bisherigen Fonds? Planen Sie auch den Vertrieb im EU-Ausland?

Lang: Der Vertriebsfokus liegt zunächst auf dem deutschen Markt, wobei der ELTIF gezielt neue Kundensegmente anspricht, darunter Versicherungen, Family Offices, Vermögensverwalter, Belegschaftsmakler, Dachfondsmanager, Stiftungen und Private-Banking-Kunden. Ein Vertrieb in weiteren EU-Ländern ist perspektivisch möglich und wird bei Bedarf geprüft. Der Vertrieb im Ausland ist zunächst in erster Linie im deutschsprachigen Raum denkbar. Zunächst werden wir dort nicht von uns aus aktiv, aber wir werden auf Nachfrage reagieren. Es gibt bereits Anfragen von Vertrieben aus Österreich, ob der Fonds auch für deren Kunden verfügbar ist. 

Welchen Stellenwert wird in Deutschland der Vertrieb über Finanzdienstleister mit Zulassung nach Paragraf 34f GewO behalten und was sagen Ihre bisherigen Vertriebspartner dazu?

Lang: Grundsätzlich wird der Vertrieb wesentlich breiter aufgestellt als bisher. Paragraf-34f-Vermittler bleiben aber auch künftig ein wichtiger Bestandteil der Vertriebsstrategie, wobei eine Zulassung nach Paragraf 34f1 erforderlich ist und nicht – wie für AIFs – nach 34f2. Daneben erschließt der ELTIF durch seine Struktur und Regulierung zusätzliche Kundengruppen, insbesondere institutionelle Investoren und professionelle Vertriebspartner. Die Reaktion der bisherigen Vertriebspartner lässt sich am ehesten mit Neugier beschreiben.

Dieser Artikel ist Teil des EXKLUSIV hep Solar. Alle Artikel des EXKLUSIV finden Sie hier.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments