Europa vor den USA: Was Aktienrückkäufe zur Rendite beitragen

Euroscheine, die auf der Dollar-Note liegen.
Foto: PantherMedia/ luck.designr.gmail.com
Aktienrückkäufe in Europa pushen die Rendite der Aktien mehr als in den USA.

Keine Frage, unter Investoren gibt es nicht nur Fans von Aktienrückkaufprogrammen. Bringen Aktienrückkäufe überhaupt etwas für die Rendite einer Aktie? Mehr als viele Anleger annehmen dürften – das hat Sebastian Dörr errechnet.

Der Kapitalmarktanalyst von HQ Trust hat für seine neue Studie die Rendite des marktbreiten Aktienindex MSCI ACWI in ihre Bestandteile zerlegt. Besonders im Fokus der Analyse von Sebastian Dörr standen der Anteil der Aktienrückkäufe sowie der Anteil der Neuausgabe neuer Anteilsscheine an der Gesamtrendite. Denn Zweiteres ist die andere Seite der Medaille: Während manche Konzerne Aktien zurückkaufen und damit das Angebot zu verknappen, geben andere Papiere aus. Das führt dann zum sogenannten Verwässerungseffekt. Die Untersuchung umfasst die vier großen Anlageregionen und die vergangenen 10 Jahre: den Zeitraum von Ende 2012 bis Ende 2022.

„Zwischen dem 1. Januar 2013 und 31. Dezember 2022 legten Aktien aus Nordamerika insgesamt um 13,7 Prozent p.a. zu. Dies entspricht einer Überrendite von sieben bis zehn Prozent gegenüber den restlichen Regionen. Bereinigt man die Rendite um den Effekt von Aktienrückkäufen und Verwässerung ändert sich daran nichts – ganz im Gegenteil. Nordamerika kann seinen Vorsprung auf die anderen Regionen dann sogar noch ausbauen. Der Anteil der Aktienrückkäufe dürfte höher sein, als viele Investoren vermuten: Er liegt je nach Region zwischen 19 und 27 %. Obwohl in Nordamerika Aktienrückkäufe am weitesten verbreitet sind, ist der Anteil dieses Effekts an der Gesamtperformance in Europa am höchsten. Europa kommt auf 26,8% und Nordamerika auf 26%. In den Schwellenländern und der Pazifikregion fällt der Anteil mit 19,2% beziehungsweise 20,4 % etwas geringer aus“, so Dörr.

Und er erklärt auch, worauf Investoren bei der Betrachtung von Aktienrückkäufen im Allgemeinen achten sollten: „Anleger sollten keine vorschnellen Schlüsse ziehen, da die hohen Rückkaufvolumina in den USA zum Teil auf die höhere Marktkapitalisierung dieser Region zurückzuführen sind. Ein realistischeres Bild bekommen sie, wenn sie die Aktienrückkäufe ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung setzen. Bei einer marktgewichteten Auswertung waren US-Unternehmen immerhin für rund 43 Prozent aller Rückkäufe verantwortlich, gefolgt von Pazifik mit etwas über 31%. Europa steht nur für 25 Prozent der Aktienrückkäufe. Ein Grund hierfür ist, dass es für US-Unternehmen teils attraktiver ist, die Gewinne zu verwenden, um eigene Aktien zurückzukaufen als diese Gewinne in Form einer Dividende auszuschütten – was europäische Unternehmen stärker bevorzugen. Eine vollständige Analyse sollte immer auch die Neuausgabe von Aktien betrachten: Anders als in Nordamerika war in Europa, den Schwellenländern sowie der Pazifik-Region der Verwässerungseffekt durch die Ausgabe neuer Aktien stärker als der Performance-Effekt durch die Aktienrückkäufe.“

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