Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ – so lautet ein bekanntes Bonmot, das meistens Mark Twain, manchmal auch Winston Churchill oder anderen zugeschrieben wird. Von wem es wirklich stammt, ist nicht herauszufinden, spielt aber auch keine Rolle. Letztlich soll es uns nur sagen, dass Prognosen halt Prognosen sind und keine Wahrheiten. Und hinterher ist man immer schlauer.
Normalerweise bezieht sich das auf Zeiträume von Monaten, Jahren oder gar Jahrzehnten, in denen nun mal alles Mögliche dazwischen kommen kann. Im Augenblick hingegen sind schon die wenigen Tage zwischen dem Verfassen und dem Erscheinen dieses Artikels kaum zu überschauen. Das liegt vor allem an Donald Trump. Der US-Präsident schafft es, die Welt jeden Tag mit immer neuen Kapriolen in Aufregung zu versetzen. Und „jeden Tag“ heißt in diesem Fall tatsächlich: An jedem einzelnen Tag. Das hat er schon die gesamten vier Jahre seiner ersten Amtszeit durchgehalten, der Beginn der zweiten ist noch ausgeprägter.
Dazu zählen nicht nur die wilde Zoll-Politik, das Hin- und Her in Bezug auf die Ukraine und abenteuerliche Gebietsansprüche gegenüber Grönland, Panama, gar Kanada. Hinzu kommen im Inland wüste Beschimpfungen der eigenen Notenbank, von US-Richtern und -Gerichten, von bestimmten Medien sowieso. Dazu Mittelkürzungen für angeblich zu „woke“ Institutionen, brachialer Personalabbau in Behörden, wochenlange „Abschiebehaft“ für harmlose Touristen, möglicherweise illegale Deportation von (vermeintlich) kriminellen Migranten in ein Horror-Gefängnis in El Salvador.
Das sind nur einige der Aufreger-Themen der vergangenen Wochen. Trump legt damit nicht nur Hand an eine regelbasierte internationale Wirtschaftsordnung und rüttelt an den Grundfesten von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung im eigenen Land. Er untergräbt auch generell das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der USA als Vertragspartner und als internationale Führungsmacht. Was die Kapitalmärkte besonders nervös macht: Damit wackelt auch der US-Dollar als globale Leitwährung bedenklich. Auch das trug zu der rasanten Achterbahnfahrt an den Kapitalmärkten in den vergangenen Wochen bei. Was in den nächsten zwei Wochen noch alles passiert, weiß jetzt noch niemand. Kurz vor Redaktionsschluss steht es einmal mehr in Sachen Ukraine Spitz auf Knopf.
Das alles führt zu enormer Verunsicherung. Hinzu kommt in Deutschland und Europa neben schwachen Wirtschaftszahlen die – wohl auch durch Propaganda aus dem Ausland massiv befeuerte – weit verbreitete extreme Unzufriedenheit bis zur Realitätsverweigerung. Fundamental-Opposition, Dauer-Genörgel, verbreitete Untergangsstimmung, Angst vor Unregierbarkeit – all das in einer Zeit, in der das Land ohne Frage vor gewaltigen Herausforderungen steht.
Sich dem Irrsinn diesseits und jenseits des Atlantiks zu entziehen, ist indes kaum möglich, auch nicht in Bezug auf die Kapitalanlage. So haben sich zuletzt Aktien und festverzinsliche Papiere oftmals nicht – wie traditionell sonst eher zu beobachten – gegensätzlich entwickelt, sondern parallel. Teilweise sind alle Marktsegmente gleichzeitig abgerauscht. Da bringt die üblicherweise empfohlene Diversifikation dann auch nicht mehr viel.
Festgeld und Bundesanleihen eignen sich ebenfalls nur eingeschränkt als sicherer Hafen: Der risikolose Zins liegt zwar nicht mehr im negativen Bereich aber nach wie vor unter der Inflationsrate, jedenfalls nach Abzug der Kapitalertragssteuer. Real entsteht also ein Verlust. Nicht wenige Anleger flüchten in Gold oder Bitcoin, wobei insbesondere die Digital-„währung“ in den vergangenen Monaten einmal mehr eine atemberaubende Volatilität an den Tag gelegt hat und in beiden Fällen keine Aussicht auf laufende Erträge besteht.
Als Alternative bleiben fast nur Sachwertanlagen wie Immobilien, Erneuerbare Energien oder auch Private-Equity-Beteiligungen. Schon durch die Volatilität an den Kapitalmärkten haben Sachwerte ihre relative Position gegenüber anderen Assetklassen entsprechend verbessert. Doch das ist es nicht allein. Auch ihr eigenes Investitionsumfeld hat sich spürbar aufgehellt.
So haben vor allem Immobilien eine veritable Preiskorrektur hinter sich. Sie ist nach den Marktberichten in den einzelnen Segmenten unterschiedlich ausgeprägt, liegt aber gegenüber dem Höhepunkt der Preisrallye Mitte 2022 durchweg in der Größenordnung von 20 Prozent, teilweise deutlich darüber. Hinzu kommt die Inflation, die sich allein in den Jahren 2022 bis 2024 auf rund 17 Prozent summiert hat. Der reale Preisrückgang liegt also bei 30 Prozent und mehr.
Nun ist – seit einigen Monaten schon – insbesondere in Bezug auf Wohnimmobilien vermehrt von „Bodenbildung“ sowie einer beginnenden Trendwende zu hören und zu lesen. Die Preise werden also wahrscheinlich nicht weiter fallen. Das sieht inzwischen auch die Finanzaufsicht BaFin so. Ende April hat sie den „sektoralen Systemrisikopuffer“ für Wohnimmobilienkredite von zwei auf ein Prozent halbiert. Dabei handelt es sich um eine Sonder-Kapitalrücklage, die Banken bei der Kreditvergabe bilden müssen. Die BaFin hatte sie im April 2022 eingeführt, weil sie wegen der zuvor stark gestiegenen Wohnimmobilienpreise und des beginnenden Zinsanstiegs erhöhte Risiken für die Geldhäuser sah.
Nun schreibt die Behörde: „Die Lage am deutschen Wohnimmobilienmarkt hat sich – anders als am Markt für Gewerbeimmobilien – weiter stabilisiert. Die Preise zeigen seit etwa einem Jahr eine moderate Aufwärtstendenz, nachdem sie zuvor stark gefallen waren. Die Überbewertungen im Wohnimmobilienmarkt haben sich nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank größtenteils zurückgebildet.“ Die Neukreditvergabe habe sich nach dem starken Einbruch im Jahr 2022 seit Anfang 2024 erholt.
Preise am Boden, beginnender Aufwärtstrend: Die Vorzeichen für neue Investitionen können insofern kaum besser sein. Gewerbeimmobilien hinken dem Trend teilweise noch hinterher, aber auch das wird sich wohl bald ändern. „Die Preise werden absehbar wieder ansteigen. Und bis dahin kaufen wir aussichtsreiche Objekte, solange die Preise auf historisch niedrigem Niveau rangieren“, sagte etwa Jens Müller, Vorstand und CSO von Verifort Capital beim digitalen Roundtable für dieses Cash. EXTRA.
Auch Erneuerbaren Energien haben einen deutlichen Rückgang der Assetpreise hinter sich, wenn auch mit einer etwas anderen Vorgeschichte als bei Immobilien. Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 war in dieser Branche kein Absturz zu verzeichnen, sondern im Gegenteil ein gewaltiger Aufschwung. Mit der anschließenden Energiekrise schossen die Strom- und damit auch die Anlagenpreise in die Höhe. Beide sind nun wieder auf ein Normalniveau gesunken, wie Jörg Busboom beim Roundtable berichtete, auch wenn „nicht alle Projektierer schon verstanden haben, dass damit auch die hohen Kaufpreise nicht mehr durchzusetzen sind“.
Zudem hat die Ampel-Koalition den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv unterstützt. Nun sind die entsprechenden Anlagen vermehrt baureif. „Vor allem im Windbereich ist das Asset-Angebot deutlich gestiegen“, so Busboom. „Die Hochpreisphase ist vorbei, man kann momentan sehr viel günstiger einkaufen“, sagte er. Stabilisiert hat sich auch das Geschäft mit Private Equity. „Laut den Zahlen für 2024 haben die Deal- und Exit-Aktivitäten gegenüber 2023 wieder um 30 bis 35 Prozent zugenommen“, berichtete Nico Auel, Vorstand von Munich Private Equity (MPE) beim Roundtable. „Im vergangenen Jahr war also schon eine deutliche Stabilisierung zu spüren, es gab mehr Deals und auch wieder mehr Börsengänge. Das hält 2025 sicherlich an“.
Neben der Exit-Situation ist für Private-Equity-Investitionen in erster Linie die Entwicklung der einzelnen Unternehmen von Bedeutung, weniger allgemeine Markt- oder Börsentrends. Die Zielfonds im Lower-Mid-Market, die MPE zuletzt gezeichnet hat, waren demnach von institutionellen Investoren überdurchschnittlich stark nachgefragt. „Das ist unabhängig davon, was Donald Trump gerade macht, weil nur die Entwicklung der konkreten Zielunternehmen relevant ist“, so Auel.
Fast alle Ampeln stehen also auf Grün. Lesen Sie auf im EXTRA, wie die Unternehmen die aktuelle Phase im Detail beurteilen, in Produkte umsetzen und in Vertriebserfolg ummünzen wollen.
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