Fed steuert trotz Datenlücke auf Zinssenkung zu

Wuerfel mit der Aufschrift FED und ein Wuerfel mit Richtungspfeil
Foto: PantherMedia/Sonat (YAYMicro)
Fed: Gehts mit den Leitzinsen noch weiter runter?

Trotz fehlender Wirtschaftsdaten infolge des US-Regierungsstillstands rechnet der Devisenexperte Matthew Ryan von Ebury mit einer weiteren Zinssenkung der Federal Reserve. Der Arbeitsmarkt gilt dabei als entscheidender Faktor – und als größtes Risiko für die US-Wirtschaft.

Die Federal Reserve dürfte nach Einschätzung des Finanzdienstleisters Ebury am kommenden Mittwoch ihren Leitzins um weitere 25 Basispunkte senken – trotz der anhaltenden Stilllegung der US-Regierungsbehörden und der damit verbundenen Aussetzung wichtiger Konjunkturdaten.

„Die Fed wird nicht völlig im Blindflug, aber doch in teilweisem Nebel in die Oktobersitzung gehen“, sagt Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei Ebury. „Die Zahl der veröffentlichten US-Konjunkturdaten ist seit Beginn des Shutdowns Anfang des Monats gering, insbesondere mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Dennoch dürfte die Unsicherheit die geplante Zinssenkung nicht stoppen.“

Arbeitsmarkt bleibt Schwachpunkt

Der Experte betont, dass der Beschäftigungsmarkt deutliche Schwächeanzeichen zeigt. „Die jüngsten Arbeitsmarktdaten – soweit verfügbar – bestätigen das Bild einer abkühlenden Beschäftigungsdynamik“, so Ryan. „Das Risiko für die Wirtschaft liegt aktuell klar auf der Seite des Arbeitsmarkts, während die Inflationsrisiken zwar bestehen, aber moderat bleiben.“


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Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte sei laut Ryan bereits lange vor dem Regierungsstillstand weitgehend beschlossen gewesen. Die Futuresmärkte hätten diesen Schritt vollständig eingepreist. Auch Fed-Chef Jerome Powell habe Mitte Oktober signalisiert, dass der Arbeitsmarkt ein wesentliches Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung darstelle und die Notenbank zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr plane.

Kommunikation der Fed unter Beobachtung

Ebury erwartet, dass die Fed in ihrer Erklärung die Risiken für den Arbeitsmarkt erneut hervorheben und zugleich auf die Unsicherheiten durch den Shutdown eingehen wird. Neue Projektionen oder ein aktualisiertes Dot Plot sollen demnach nicht veröffentlicht werden. „Wir erwarten, dass die Fed den Leitzins um weitere 25 Basispunkte senkt und in ihrer Kommunikation einen abwägenden Ton anschlägt“, erklärt Ryan. „Powell wird erneut den schmalen Grat zwischen dem Hinweis auf weitere Lockerungen und dem Bemühen um Stabilität in den Markterwartungen gehen müssen.“

Kurzfristig rechnet Ebury mit einer stabilen Entwicklung des US-Dollar. Sollte die Fed jedoch stärker auf Arbeitsmarktrisiken eingehen oder eine offenere Haltung zu weiteren Zinsschritten signalisieren, könnte dies die US-Währung belasten. „Mit Blick auf die kommenden Monate rechnen wir mit einer allmählichen Abschwächung des Greenback, sobald die Zinsdifferenzen zu anderen Währungsräumen enger werden“, so Ryan.

Wachstumsperspektive trübt sich ein

Ein stärkerer Inflationsimpuls, etwa durch anhaltend hohe Importpreise, könne dem Dollar laut Ebury zwar temporär Auftrieb verleihen, insgesamt bleibe die Währung aber anfällig für geldpolitische und politische Schocks. Das gelte insbesondere, wenn die Unsicherheit über die künftige Führung der Notenbank zunehme.

Für das laufende Jahr erwartet Ebury eine annualisierte Wachstumsrate von rund zwei Prozent. Die US-Wirtschaft habe sich bislang widerstandsfähig gezeigt, doch mittelfristig sei mit einer Abkühlung zu rechnen. Belastungsfaktoren seien die verzögert wirkenden Zinseffekte, die schwächere Beschäftigungslage und mögliche Handelsrisiken. „2026 dürfte das Wachstum unter dem diesjährigen Niveau liegen“, prognostiziert Ryan. „Die geldpolitische Unterstützung wird zunehmen, aber sie kann die strukturellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt nicht vollständig kompensieren.“

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