Garantiezins: Der Kompass wird neu justiert

Auch Canada Life setzt bei der Altersvorsorge auf fondsbasierte Tarife. „Sparen ohne Garantien heißt ja nicht unbedingt Sparen ohne Sicherheit“, betont Igor Radovic. Bei der Altersvorsorge mit Aktien sei zum einen eine breite Streuung der Anlage wichtig, um eine gute Rendite zu erzielen. Aber auch die Laufzeit könne sich positiv auf die Rendite auswirken. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich kurzfristige Kurseinbrüche mit langen Laufzeiten ausgleichen lassen“, sagt Radovic. Canada Life bietet laut Radovic Fondspolicen im Rahmen der Generation-Produktlinie für alle drei Schichten an. Motor der Tarife ist der so genannte Unitised-With-Profit-Fonds, kurz UWP-Fonds. „Dieser hat durch die Finanz- und Eurokrise und zuletzt auch in der Corona-Krise hindurch Standfestigkeit bewiesen“, betont Radovic. Seit der Auflegung Anfang 2004 erwirtschaftete der Fonds (Stand 30. November 2021) durchschnittlich 5,6 Prozent Rendite pro Jahr.

Besonderheit bei dem Versicherer mit kanadischen Wurzeln ist der Sicherungsmechanismus. Die Angelsachsen nutzen hierfür ein Glättungsverfahren und damit einen Garantiewert von durchschnittlich 2,7 Prozent bieten. Zusätzlich steht Kunden in der ersten und dritten Schicht auch das Automatische Portfolio Management zur Verfügung. Beim APM können Kunden – abhängig von der Risikobereitschaft – aus drei Anlageprofilen auswählen. Zudem ist eine freie Fondsauswahl möglich. „Hier bietet Canada Life rund 30 Fonds und Fondsportfolios namhafter Gesellschaften mit unterschiedlichen Anlageklassen und Schwerpunkten“, sagt Radovic.

Dr. Igor Radovic, Direktor Produkt- und Vertriebsmanagement bei Canada Life Deutschland: „„Sparen ohne Garantien heißt ja nicht unbedingt Sparen ohne Sicherheit.“

Standard Life bietet ein sehr einfaches Produktangebot mit drei klar voneinander getrennten Produktlinien. „Maxxellence Invest ist unser ratierliches Ansparprodukt, das sich für den langfristigen Vermögensaufbau eignet. ParkAllee ist ein Einmalbeitragsprodukt, das schlank gehalten ist, auf einige Optionen verzichtet und besonders für die Geldanlage konzipiert wurde“, erklärt Nuschele. Das dritte Produkt im Bunde ist Weitblick. „Als Lebensversicherung, die bis zum Endalter 100 abschließbar ist, bietet Weitblick aber besondere Möglichkeiten im Bereich der Vermögensstrukturierung, Ruhestandsplanung und beim Thema Erben und Schenken“. Allen Produkten ist gemein, dass sie die gleichen Anlagemöglichkeiten bieten. So können bei

Standard Life Kundinnen und Kunden zwischen rund 100 Fonds aus den wichtigsten Anlageklassen wählen. In der Fondspalette finden sich Einzelfonds ebenso wie gemanagte Portfolios oder auch passive Investments und Nachhaltigkeitsfonds. Die Lösungen reichten, so Nuschele, von sicherheits- bis chancenorientiert. Zudem bietet der Lebensversicherer mit einem Startmanagement, einem Capital-Security-Management und ein Ablaufmanagement zu jeder Vorsorgephase auf die passenden Absicherungsinstrumente. Insgesamt habe man ein sehr modernes Produktangebot mit hervorragenden Lösungen für die Altersvorsorge, den Vermögensaufbau und die Vermögensstrukturierung, resümiert Nuschele.

Es fehlt ein Standard, der Verbrauchern die Chancen und Risiken der Modelle einheitlich aufzeigt

Ohne Zweifel: Das Angebot ist reichhaltig. Die Cash.-Recherche macht aber auch klar: Die Vielzahl der Produkt erschwert zunehmend den Vergleich. IVFP-Geschäftsführer Hauer hält es für schwierig, dass Vermittlerinnen und Vermittler den Dschungel des Tarifangebots mit den unterschiedlichen Motoren durchschauten. Wichtig sei, dass die Berater zumindest grob wüssten, wie der Motor funktioniert. Leider werde immer wieder die Indexpolice mit Fondspolicen verglichen, obwohl die Indexpolice nichts anderes als ein etwas getuntes klassisches Produkt darstellt, also eher für einen sicherheitsorientierten Anleger, der etwas Chance sucht, geeignet ist und nicht im Ansatz mit einer Fondspolice vergleichbar ist. „Hier vermisse ich auch den guten Willen mancher Versicherer, Transparenz herzustellen. So werden bei den hybriden Garantieerzeugungsmodellen – egal ob Zwei- oder Drei-Topf – unterschiedliche Hochrechnungsmethoden benutzt, die absolut nicht vergleichbar sind. Ich kann nur empfehlen, dass die Berater diesbezüglich Druck auf die Versicherer ausüben, eine saubere einheitliche Methode zu verwenden – das IVFP arbeitet ebenfalls intensiv daran“, betont Hauer.

Auch Morgen & Morgen-Geschäftsführer Schiffels sieht in der Vielschichtigkeit des Produktangebots die Herausforderung. Wie Hauer ist auch er der Ansicht, dass weder jeder Vermittler und schon gar nicht der Verbraucher den Anspruch haben müsse, die Produkte zu verstehen. „Keiner muss die komplexen Funktionsweisen kennen, aber ganz dringend deren Auswirkungen auf die Renten- beziehungsweise Ablaufleistungen und das für alle Produkte auf einer vergleich- und belastbaren Basis“, sagt der Tarifexperte. Allerdings seien die Qualitätsunterschiede groß. „Das macht unter anderem der Rendite-Index in unserer Vergleichssoftware auf einen Blick deutlich. Spannen von mehreren Prozentpunkten in der Renditeerwartung für ein und dasselbe Kundenprofil sind hier keine Seltenheit“, moniert Schiffels.

Entscheidend seien neben den Kosten, die Art des Tarifs, die Zahl der Töpfe oder der Umschichtmechanismus – falls vorhanden – sowie die Kapitalanlage, also etwa die Fondspalette. Das Defizit sieht Schiffels – wie Hauer – allerdings weniger bei den Tarifen oder Anbietern, als vielmehr in einem fehlenden Standard. Um hier Vermittlern und Kunden deutlich mehr Transparenz bieten zu können, arbeiten die Hofheimer Analysten gerade mit unterschiedlichsten Marktteilnehmern an der „Marktinitiative Neuer Renditestandard“. Auch hier wird also der Kompass neu ausgerichtet.

Autor: Jörg Droste, Cash.

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