Versicherungsbetrug: GDV schätzt Schäden auf 6 Milliarden Euro pro Jahr

Bildagentur PantherMedia / Andriy Popov
Versicherungsbetrug verursacht schätzungsweise rund sechs Milliarden Euro Schaden pro Jahr.

Rund zehn Prozent aller Schadenmeldungen, die die Sachversicherer im Jahresverlauf erhalten, gelten als dubios. Insgesamt taxiert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft die Schäden auf rund sechs Milliarden Euro pro Jahr.

Die Kosten für Schadenaufwendungen in der Schaden- und Unfallversicherung sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das dürfte auch dafür sorgen, dass die Schäden durch Versicherungsbetrug merklich anziehen. „Wir schätzen den Schaden durch Versicherungsbetrug inzwischen auf mehr als sechs Milliarden Euro pro Jahr“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Rund zehn Prozent sind verdächtig

Rund zehn Prozent der Schäden, die Versicherungen gemeldet wurden, sind nach Angaben des GDV verdächtig und prüfwürdig. Das zeigt eine Sonderauswertung des GDV von über 600.000 Schadenmeldungen aus drei Jahren. Untersucht wurden knapp 200.000 Einbrüche bis zu einer Schadenhöhe von 50.000 Euro, die den Hausratversicherern gemeldet wurden.

Hinzu kommen über 400.000 Schäden an Kraftfahrzeugen, die der Privathaftpflicht- und privaten Tierhalterhaftpflichtversicherung gemeldet wurden, wenn beispielsweise ein Hund oder jemand mit einem Fahrrad ein fremdes Kraftfahrzeug beschädigt hat. Die Auswertung zeigte, dass es etwa bei jedem zehnten Schaden in der Schaden- und Unfallversicherung Auffälligkeiten oder Ungereimtheiten gibt. Ist ein Fall dubios, bedeutet das jedoch nicht automatisch, dass es sich um Versicherungsbetrug handelt, sondern, dass der Schaden Merkmale aufweist, die statistisch gesehen eher selten sind, so der GDV.

Langfristig stabil

Der Anteil der Verdachtsfälle an allen Schadenmeldungen sei mit etwa zehn Prozent langfristig zwar unverändert. „Mit den insgesamt steigenden Leistungen in der Schaden- und Unfallversicherung gehen aber auch die Kosten für Betrugsfälle nach oben“, so Asmussen. Zum Vergleich: Bislang taxierten die Versicherer den Schaden noch auf rund vier bis fünf Milliarden Euro jährlich. 

Die Hälfte der dubiosen Schäden entfällt auf die Kraftfahrtversicherung, der Rest auf die übrigen Sparten der Schaden- und Unfallversicherung. Der Anteil auffälliger Schäden in Höhe von zehn Prozent basiert auf Schätzungen von Betrugsabwehrexperten der GDV-Mitgliedsunternehmen.  

Als dubios werden Schadenmeldungen bezeichnet, die nicht stimmig sind: Häufig passt die Schadenschilderung nicht zum Schadenbild, die Betroffenen machen widersprüchliche Angaben oder reichen manipulierte Kaufbelege ein. „Natürlich sind die meisten unserer Kunden ehrlich und nicht jede dubiose Schadenmeldung ist ein Fall von Versicherungsbetrug“, sagt Asmussen. Gleichwohl müssten die Versicherer dubiose Schadenfälle eingehender prüfen, um auf diese Weise Versicherungsbetrug entgegenzutreten.  

Versicherungsbetrug ist kein Kavaliersdelikt 

Asmussen warnt davor, Versicherungsbetrug als Kavaliersdelikt zu sehen. „Das ist ein Trugschluss, denn Versicherungsbetrug ist strafbar“, sagt er. Werde ein Betrug nachgewiesen, müss der Versicherer nicht für den Schaden aufkommen. Außerdem kann die Gesellschaft den Versicherungsvertrag kündigen, Sachverständigenkosten zurückverlangen und den Fall zur Anzeige bringen. Im Zweifelsfall drohen Betrügern bei einer Verurteilung hohe Geldstrafen oder sogar bis zehn Jahre Haft. 

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