GDV: EIOPA-Pläne zu Solvency-II-Berichten bringen kaum Entlastung

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV
Foto: GDV
Jörg Asmussen: „Die angestrebte Entlastung ist damit kaum zu erkennen. Für viele Unternehmen ist das ein reines Placebo, aber keine wirksame Vereinfachung.“

Die europäische Aufsicht EIOPA will das Solvency-II-Berichtswesen vereinfachen. Doch nach Ansicht des GDV droht das Gegenteil: Trotz angekündigter Entlastungen entstehen neue Meldepflichten.

Die von der europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA angestrebte Reform der Berichtspflichten unter Solvency II soll Versicherungsunternehmen entlasten. Doch laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) droht das Ziel ins Leere zu laufen. „Weniger Meldebögen und differenzierte Anforderungen für kleinere und größere Unternehmen sind grundsätzlich richtige Ansätze – gleichzeitig sind aber auch neue Berichtspflichten vorgesehen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Die angestrebte Entlastung ist damit kaum zu erkennen. Für viele Unternehmen ist das ein reines Placebo, aber keine wirksame Vereinfachung.“

Reform soll Proportionalität stärken

EIOPA hatte seit Juli 2025 Rückmeldungen zu geplanten Änderungen der technischen Standards eingeholt. Ziel ist es, das Meldewesen an die Größe und Komplexität der Versicherer anzupassen. Kleinere Gesellschaften sollen von vereinfachten Anforderungen profitieren, während größere Anbieter umfangreichere Daten liefern müssen.


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Der GDV begrüßt diesen Proportionalitätsansatz grundsätzlich, kritisiert jedoch, dass nur wenige – meist kleinere – Marktteilnehmer tatsächlich entlastet würden. Versicherungsgruppen blieben weitgehend außen vor. Der finale Vorschlag der EIOPA soll im Frühjahr 2026 vorgelegt werden und anschließend durch die EU-Kommission als Rechtsakt verabschiedet werden.

Neue Pflichten statt echter Vereinfachung

Zwar sollen einige bestehende Berichtsvorlagen (Quantitative Reporting Templates, QRTs) entfallen, doch gleichzeitig plant EIOPA neue Meldepflichten – etwa zu Naturkatastrophenrisiken oder Pensionsdaten. Diese würden laut GDV mit erheblichem technischem und organisatorischem Aufwand verbunden sein, ohne dass der Aufsicht daraus ein klarer Mehrwert entstehe. „Die Versicherer brauchen echte Entlastung statt symbolischer Korrekturen“, betont Asmussen. Das von der EU-Kommission ausgegebene Ziel, die Berichtspflichten um 25 Prozent zu reduzieren, sei unter diesen Voraussetzungen nicht erreichbar.

GDV fordert praxisnahe Lösungen

Nach Einschätzung des Verbands drohen die neuen Vorgaben den administrativen Aufwand für viele Unternehmen sogar zu erhöhen. Der GDV fordert daher, bestehende Datenstrukturen besser zu nutzen und Doppelmeldungen zu vermeiden. Die Aufsicht solle zudem sicherstellen, dass neue Berichtspflichten nur eingeführt werden, wenn sie für die Finanzstabilität oder den Verbraucherschutz einen klaren Nutzen bringen. Die Versicherungsbranche erwartet nun, dass EIOPA in ihrem finalen Vorschlag praktikable und wirksame Lösungen vorlegt – damit aus der angekündigten Vereinfachung nicht erneut zusätzliche Bürokratie wird.

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