GDV-Starkregenbilanz: In den letzten 20 Jahren bundesweit 12,6 Milliarden Euro Schäden

Foto: Picture Alliance
Die Folgen von Starkregen zeigten sich in dramatischer Weise im Juli 2021 an der Ahr

Starkregen hat in den vergangenen 20 Jahren bundesweit für Schäden von 12,6 Milliarden Euro an Wohngebäuden gesorgt. Statistisch gesehen war jedes zehnte Haus in den Jahren 2002 bis 2021 von Starkregen betroffen.

„Die Beseitigung der Folgen kostete betroffene Hausbesitzer durchschnittlich 7.600 Euro“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

In keinem anderen Bundesland waren so viele Gebäude betroffen wie in Berlin. Fast jedes siebte Haus in der Hauptstadt (148 von 1.000 Wohngebäuden) hatte einen Schaden durch besonders starke Regenfälle. Am teuersten waren im Bundesländervergleich die Schäden in Rheinland-Pfalz mit durchschnittlich 11.000 Euro.

Von den Stadt- und Landkreisen war Euskirchen in Nordrhein-Westfalen mit 590 Schäden je 1.000 Wohngebäude am stärksten von Starkregenschäden betroffen. Die Beseitigung eines Schadens kostete dort im Schnitt über 45.000 Euro. „Euskirchen ist ein Sonderfall, da hier die Schäden durch die Sturzflut ‚Bernd‘ im Jahr 2021 besonders zu Buche schlagen“, sagt Asmussen. Stark betroffen waren auch der Eifelkreis Bitburg-Prüm, die Stadt Köln und der Landkreis Ahrweiler. In Münster fällt besonders der Starkregen im Juli 2014 ins Gewicht.

Die Wahrscheinlichkeiten liegen neunmal höher

„Wir gehen davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für ein extremes Ereignis, wie es 2021 den Westen Deutschlands getroffen hat, in Folge des Klimawandels bis zu neunmal höher ist. Die kurzen, heftigen Regengüsse treten überall in Deutschland auf. Das heißt, jeder kann von Starkregen betroffen werden“, sagt Katharina Lengfeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Deutschen Wetterdienst.

„Gegenden, die in den letzten 20 Jahren nur wenige Schäden durch Starkregen erlebten, haben bislang einfach Glück gehabt“, so Lengfeld. „Extreme Wetterereignisse nehmen zu und damit auch die Schäden. Klimawandel bedeutet: Mehr Hitze, mehr Dürre, aber auch mehr Stürme und Starkregen. Darauf müssen wir uns einstellen“, sagt Asmussen.

Elementarschäden: 52 Prozent Absicherungsquote

Gerade diese kurzen, heftigen Niederschläge verursachen nach Angaben des GDV viele Schäden. Bundesweit haben dem Versicherungsverband zufolge lediglich 52 Prozent der Hausbesitzer eine Elementarschadenversicherung, die gegen die Folgen extremer Regenfälle schützt. 48 Prozent fehlt hingegen die Elementarschadenversicherung. Deren Besitzer müssen für die Schäden selbst aufkommen. „So gut wie jedes Haus ist gegen Sturm und Hagel abgesichert, doch den Schutz gegen extreme Regenfälle haben viele Hausbesitzer bislang vernachlässigt“, sagt Asmussen. Dabei können die heftigen Regenfälle Häuser bis zur Unbewohnbarkeit beschädigen.

Die Frage des Versicherbarkeit

Prävention wird immer wichtiger Angesichts der Zunahme extremer Wetterlagen stellt sich für die Versicherer die Frage, ob sie langfristig alle Schäden durch Naturgefahren noch versichern können. „Wir müssen in Deutschland Prävention und Klimafolgenanpassung konsequent umsetzen. Ansonsten könnten sich nach unseren Schätzungen allein infolge der Klimaschäden innerhalb der nächsten zehn Jahre die Prämien für Wohngebäudeversicherungen verdoppeln“, sagt Asmussen.

Neben dem passenden Versicherungsschutz fordert der GDV vom Bund und Ländern deutlich mehr Anstrengungen zur Prävention, um künftige Schäden gering zu halten. „Von Bund und Ländern erwarten wir verbindliche Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung“, sagt Asmussen. Dazu gehörten etwa klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren, ein Baustopp in Überschwemmungsgebieten und eine Verringerung der Flächenversiegelung. „Gesetzesvorhaben des Bundes können hier wichtige Weichen stellen, etwa die laufende Baurechtsreform und die diskutierten Änderungen der Musterbauordnung“, so Asmussen.

Eine Studie der Zurich Versicherungen aus dem Jahr 2022 zu den Folgen der Unwetterkatastrophe an der Ahr hatte aufgezeigt, dass von über 9.000 beschädigten Gebäuden entlang des Flusslaufes ganze 34 nicht wieder aufgebaut werden dürften.

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