Gender Pension Gap: Deutlicher Handlungsbedarf bei der Altersvorsorge von Frauen

Soziale Ungleichheit unter Rentnern aufgrund der Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen
Bildagentur PantherMedia / DZIANIS VASILYEU
Gender Pension Gap: "Auch in der betrieblichen und privaten Vorsorge ist der Unterschied ähnlich hoch."

Im Jahr 2022 bekamen Frauen durchschnittlich pro Monat eine gesetzliche Rente von 890 Euro; Männer 1.373 Euro. Für ein Leben im Alter reicht das vorne und hinten nicht. Das Problem ist, dass rund dreiviertel aller Frauen nicht einmal wissen, dass ihre Rente im Alter nicht einmal 900 Euro hoch sein wird. Eine Studie zeigt deutlichen Handlungsbedarf bei der Altersvorsorge von Frauen.

Die Allianz Leben hatte zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren 1.000 Frauen aus ganz Deutschland zum Gender Pension Gap befragt. War der Unterschied im Alterseinkommen von Frauen und Männern beim letzten Mal noch 80 Prozent der Frauen zwischen 20 und 60 Jahren unbekannt, sagen das 2024 noch 75 Prozent der Frauen.

Insgesamt gehen aber 95 Prozent der Frauen in Deutschland gehen davon aus, dass sie vom Gender Pension Gap betroffen sein werden. Laut der Allianz Studie glaubt die Hälfte der Frauen nicht, dass ihre Altersvorsorge ausreichen wird.


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Die Unsicherheit bei dem Thema ist groß, auch weil ein Drittel der Befragten gar keine Vorstellung vom eigenen Einkommen im Alter hat. Allein der Blick auf die gesetzliche Rente zeigt, dass Handlungsbedarf besteht – bei Frauen wie bei Männern. Im Jahr 2022 bekamen Frauen durchschnittlich pro Monat eine gesetzliche Rente von 890 Euro; Männer 1.373 Euro. Auch in der betrieblichen und privaten Vorsorge ist der Unterschied ähnlich hoch.

Hinzu komme, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei Frauen höher sei uns sie damit länger mit weniger Geld auskommen müssten, schlussfolgert der Lebensversicherer. Über die Hälfte der Frauen sehe Handlungsbedarf für die eigene Altersvorsorge.

Die Studie zeigt zudem, dass Frauen pessimistischer auf ihre Vorsorge fürs Alter blicken als noch vor vier Jahren. Während im Jahr 2020 nur 43 Prozent der befragten Frauen glaubten, dass ihr Lebensstandard im Alter aufgrund eines geringeren Alterseinkommens sinken wird, sagen das heute knapp zwei Drittel.

Katja de la Viña, Vorstandsvorsitzende der Allianz Lebensversicherung   

„Eigentlich sollte es niemanden überraschen, dass viele Frauen in der Studie davon ausgehen, im Alter noch arbeiten zu müssen. Gerade diese Aussage zeigt jedoch, wie wichtig es ist, sich möglichst frühzeitig um ein lebenslanges Einkommen zu kümmern”, sagt Katja de la Viña, Vorstandsvorsitzende der Allianz Lebensversicherung.   

Jüngere Frauen beschäftigen sich stärker mit ihrer Vorsorge  

Frauen zwischen 20 und 30 Jahren sehen laut der Studie den größten Handlungsbedarf, etwas für ihre Altersvorsorge zu tun. Sie beschäftigen sich auch deutlich stärker mit ihrer eigenen Vorsorge als noch vor vier Jahren. Während damals 45 Prozent der jungen Frauen angaben, sich noch gar nicht mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigt zu haben, waren es 2024 nur 15 Prozent. Zugleich fühlen sich 58 Prozent der befragten 20- bis 30-Jährigen mit dem Thema überfordert.  

Frauen zwischen 51 und 60 Jahren gehen laut Studie ihre eigene Vorsorge am aktivsten an. Sie schließen Vorsorgeverträge ab, um im Alter über mehr Einkommen zu verfügen. Ob sich Frauen überhaupt mit ihrer Altersvorsorge beschäftigen, darauf hat auch die Erwerbstätigkeit großen Einfluss. Frauen, die arbeiten, kümmern sich häufiger aktiv um ihre Altersvorsorge.  

Beim Thema Vorsorge vertrauen 21 Prozent auf ihren Arbeitgeber – mit acht rozent der zweithöchste Vertrauenszuwachs gegenüber dem Jahr 2020. Am stärksten gewichten die meisten Frauen jedoch ihr privates Umfeld. Dem Rat der Familie und des Partners vertrauen 47 Prozent der Frauen, wenn es um ihre persönliche Vorsorge geht. Das sind 21 Prozent mehr als noch vor vier Jahren, insbesondere bei den jüngeren Frauen.  “Positiv ist, dass sich mehr Frauen mit ihrem Alterseinkommen beschäftigen. Ihnen ist bewusst, dass sie sich nicht allein auf die gesetzliche Rente verlassen können und dass sie handeln müssen, wenn es um ihre finanzielle Zukunft geht”, sagt de la Viña.

Die Lücke liegt bei 30 Prozent

Zu Beginn der Befragung stand die Information darüber, dass es eine geschlechtsspezifische Lücke in der Vorsorge fürs Alter, das Gender Pension Gap, gibt. Im nächsten Schritt wurden die 1.000 Frauen bundesweit befragt, wie hoch sie die Lücke im Alterseinkommen von Männern und Frauen in Deutschland schätzen. Dabei zeigte sich, dass die meisten Frauen das Gender Pension Gap für niedriger, als es tatsächlich ist. Sie schätzen es durchschnittlich auf 27 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt liegt das Gender Pension Gap jedoch bei mehr als 40 Prozent. Selbst wenn Einkünfte aus der Hinterbliebenenrente berücksichtigt werden, liegt das Gender Pension Gap in Deutschland immer noch bei 30 Prozent.  

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