Munich Re fokussiert auf Naturkatastrophen-Risiken

Joachim Wenning
Foto: Munich Re
Munich-Re-Chef Joachim Wenning

Die Münchener Rück legt den Fokus auf die Absicherung von Naturkatastrophen Risiken. Vor dem Hintergrund des Klimawandels erwartet der Konzern dort weiter steigende Prämien.

Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re wird angesichts des Gewinns aus dem ersten Halbjahr und höherer Preise etwas zuversichtlicher für 2023. Zweifelsohne sei die Wahrscheinlichkeit gestiegen, den angepeilten Jahresüberschuss von vier Milliarden Euro zu übertreffen, erklärte Vorstandschef Joachim Wenning in München. Anheben wollte er sein Ziel noch nicht, denn die oft schadenträchtige Hurrikansaison steht noch bevor. Derweil will die Munich Re noch mehr Naturkatastrophen-Risiken versichern. Die Preise in diesem Geschäft seien für Rückversicherer derzeit attraktiv, sagte der Manager in einer Videokonferenz zu den Quartalszahlen. 

Unterdessen wittert Konzernchef Wenning eine länger anhaltende Phase steigender Preise für Rückversicherungsschutz. So habe das Prämienniveau in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zuletzt noch etwas stärker angezogen als zuvor. Bei der jüngsten Vertragserneuerung zum 1. Juli setzte die Munich Re bei ihren Kunden – also Erstversicherern wie Allianz und Axa – knapp fünf Prozent höhere Preise durch. Dabei sind veränderte Risiken bereits herausgerechnet. Nicht alle Kunden machten bei den Preiserhöhungen mit – und die Munich Re wollte nicht nachgeben. Dadurch sank das erneuerte Geschäftsvolumen des Konzerns um knapp zwei Prozent. Nach Wennings Einschätzung dürfte Rückversicherungsschutz gegen die Folgen von Naturkatastrophen auch in den kommenden Jahren nicht billiger werden. So hätten sich die durch den Klimawandel verursachten Schäden in den vergangenen Jahren verdoppelt, egal ob es um aufsehenerregende Katastrophen wie Hurrikane oder kleinere Ereignisse gehe. „Dieser Trend verändert sich nicht“, sagte der Munich-Re-Chef.

Klimarisiken-Absicherung dürfte noch teuerer werden

Daher wisse er nicht, warum die Preise in diesem Segment wieder sinken sollten. Für die Munich Re sei deshalb jetzt die Zeit, dieses Geschäft auszubauen. „Und entsprechend ergreifen wir unsere Chancen.“ In anderen Geschäftsfeldern der Rückversicherung rechnet Wenning zwar irgendwann wieder mit einer Trendumkehr bei den Preisen. Die Munich Re werde aber „weiter liefern“, sagte er. Sein Ziel seien stetig steigende Erträge.   Im ersten Halbjahr verdiente die Munich Re unter dem Strich rund2,4 Milliarden Euro.

Das sind zwar 21 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, aber deutlich mehr als die Hälfte des für 2023 angepeilten Jahresgewinns. So hatte der Rückversicherer diesmal höhere Großschäden zu schultern, zudem verkaufte er zuletzt bewusst festverzinsliche Wertpapiere mit Verlust, die wegen des allgemein gestiegenen Zinsniveaus an Wert verloren hatten.   Im zweiten Quartal erwirtschaftete die Munich Re konzernweit einen Versicherungsumsatz von 14,2 Milliarden Euro, knapp drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit diesem Jahr berechnen die Munich Re und andere große Versicherer ihre Geschäftszahlen erstmalig nach den neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und IFRS 9.

Der Versicherungsumsatz ersetzt dabei die bisherigen Prämieneinnahmen. Die Vorjahreswerte wurden entsprechend angepasst.   Unter dem Strich verdiente die Munich Re im zweiten Quartal 1,15Milliarden Euro und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Während die Erstversicherungstochter Ergo kräftig zulegte, sackte der Gewinn der Rückversicherungssparte auch wegen Belastungen aus dem Verkauf von niedrig verzinsten Anleihen deutlich nach unten und verfehlte die durchschnittlichen Erwartungen von Branchenexperten.  

Solvenzquote steigt

Aus Sicht von Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan hat die Munich Re jedoch nur auf den ersten Blick schwächer abgeschnitten als gedacht. Die Details zeigten ein deutlich positiveres Bild, schrieb er am Morgen. Laut seinem Kollegen Philip Kett vom Analysehaus Jefferies fiel der operative Gewinn der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zwar deutlich niedriger aus als am Markt erwartet. Die Lebens- und Kranken-Rückversicherung habe hingegen mehr abgeworfen als gedacht. Besonders lobte er die Solvenzquote des Konzerns, die mit 273 Prozent Ende Juni 13 Prozentpunkte höher lag als zum Jahreswechsel.(dpa-AFX)

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