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Heinrich Schafmeister über Geldanlage: „Ich bin kein Finanzjongleur“

Heinrich Schafmeister
Foto: BFFS
Heinrich Schafmeister

Cash. sprach mit dem Schauspieler Heinrich Schafmeister über seine Erfahrungen und Strategien bei der Kapitalanlage.

Herr Schafmeister, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?

Schafmeister: Als Jugendlicher wollte ich immer in Bands spielen und bekam deshalb von meinem Vater eine elektrische Orgel geschenkt, als ich 16 Jahre alt war. Die kostete 2.000 D-Mark. Ich dachte damals: So viel werde ich in meinem ganzen Leben nie verdienen! Später wollte ich dann noch ein gebrauchtes E-Piano „Fender Rhodes“ haben. Das wollte mir mein Vater aber nicht mehr spendieren. Also habe ich mir 1.500 D-Mark bei einem Kumpel geliehen und in 50-Mark-Raten abgestottert. Über diese Geldanlage bin ich meinen beruflichen Weg gegangen, denn die Orgel und das E-Piano befähigten mich, in Bands zu spielen und über die Musik beim Schauspiel zu landen.

Worin haben Sie später investiert?

Schafmeister: Meine Frau und ich besitzen zwei Eigentumswohnungen in Köln und Berlin, die abbezahlt sind. Wir zahlen jetzt Hausgeld, das längst nicht so hoch ist wie die ortsüblichen Mieten. Es war aber ein beschwerlicher Weg dahin, denn mit Immobilien ist für uns auch schon einiges schiefgegangen. Ich habe mich mal auf eine Bausparkasse eingelassen – das war keine gute Idee. Mittlerweile bin ich ja Rentner, aber bei mir sieht es im Gegensatz zu vielen meiner Kolleginnen und Kollegen finanziell gut aus. Die Regel in unserem Berufsstand ist leider eher die Altersarmut. Die Annahme, dass alle Schauspieler reich sind, ist falsch. Viele Menschen haben da eine verzerrte Vorstellung. Von den 16.000 Schauspielerinnen und Schauspielern in Deutschland verdienen 65 Prozent weniger als 25.000 Euro brutto im Jahr.


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Sind Sie eher ein risikofreudiger oder sicherheitsorientierter Anleger?

Schafmeister: Ich bin kein Finanzjongleur. In Dingen, von denen ich nichts verstehe, versuche ich konservativ zu sein. Zur Zeit des Neuen Marktes zwischen 1997 und 2000 kam mal ein Filmproduzent auf mich zu und sagte, dass er mit seinem Unternehmen an die Börse gehen wolle. Er bot mir Vorzugsaktien zum Preis von 34 D-Mark an, meine Frau und ich haben 70.000 D-Mark investiert. Kurz nach dem Börsengang stieg der Wert der Aktie auf über 100 D-Mark. Ich konnte das nicht fassen und habe mich gefragt: Wie kann sowas sein? Warum gehe ich überhaupt noch arbeiten? Mein ganzes Koordinatensystem war im Arsch. (lacht) Wir haben dann leider den richtigen Zeitpunkt verpasst, um die Aktien wieder zu verkaufen, und nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes waren die 70.000 D-Mark weg. Aber mein Koordinatensystem war wieder in Ordnung.

Die Gewerkschaft Verdi und die Schauspielgewerkschaft BFFS haben mit der Produktionsallianz einen Tarifvertrag für eine branchenweite betriebliche Altersversorgung für Filmschaffende in Film- und Serienproduktionen abgeschlossen. Sie sind BFFS-Bevollmächtigter für Tarifverhandlungen. Wie wichtig war diese Einigung für Ihre Branche?

Schafmeister: Ich bin sehr stolz, dass wir das als Gewerkschaft durchgesetzt haben. Schauspielerinnen und Schauspieler fallen in der Regel nicht unter den Schutz der Künstlersozialkasse, denn sie arbeiten nicht selbständig. Sie werden für ihre Rollenengagements angestellt – allerdings nur befristet, mit vielen Beitragslücken zur Rentenversicherung. Deshalb haben wir lange an dem Thema betriebliche Altersversorgung gebaggert. Der Abschluss des Tarifvertrags ist von allen Erfolgen des BFFS der größte, denn ich hätte nicht gedacht, dass sich die Produzenten darauf einlassen würden. Die Regelung ist aber auch für die Produzenten vernünftig, denn sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten eine betriebliche Altersversorgung anzubieten. Das haben sie bisher nicht gemacht, dieses Manko ist nun vom Tisch.

Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.

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