„Die Geschäftslage hat sich im ersten Quartal nochmal verbessert, und zwar um 6,5 auf jetzt 30,3 Punkte“, erklärt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Einer der Gründe dürfte das gute Abschneiden in der Lebensversicherung sein. Dort setzte sich im ersten Vierteljahr die positive Entwicklung im Neugeschäft gegen Einmalbeiträge fort.“
Zurückhaltende Erwartungen – positive Bilanz
Während die aktuelle Geschäftslage von den befragten Versicherungsunternehmen insgesamt positiv bewertet wird, zeigen sich die Erwartungen für die kommenden sechs Monate etwas gedämpfter. Mit einem Wert von 6,4 Punkten liegt dieser Indikator unter dem langfristigen Durchschnitt.
Asmussen relativiert diese Entwicklung: „Dahinter verbirgt sich aber im Wesentlichen keine fundamental schlechtere Einschätzung der Unternehmen für das weitere Geschäftsjahr, sondern vielmehr, dass sich die hohen Erwartungen der Vorquartale erfüllt haben.“
Geschäftsklima über Branchenschnitt
Trotz eines leichten Rückgangs des Geschäftsklimas auf 18,0 Punkte – ein Rückgang, der auf die vorsichtigeren Erwartungen zurückzuführen ist – liegt der Wert weiterhin deutlich über dem langjährigen Mittelwert.
„Auch an uns Versicherern geht die Konjunkturflaute in der Realwirtschaft nicht spurlos vorüber, aber unser Sektor ist gut aufgestellt und blickt vorsichtig optimistisch nach vorn“, so Asmussen. „Das erkennt man daran, dass unser Geschäftsklima aktuell etwa 40 Punkte über dem der gewerblichen Wirtschaft liegt.“
Lebensversicherer: Stark im Neugeschäft, vorsichtiger im Ausblick
Die Lebensversicherer können insbesondere im Neugeschäft punkten. Die aktuelle Geschäftslage wird weiterhin als sehr gut eingeschätzt. Deutlich verhaltener fallen jedoch die Erwartungen für das laufende Jahr aus.

„Grund ist die einerseits schwache Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft bei gleichzeitig anhaltender globaler Unsicherheit“, erklärt Asmussen. „Die Lebensversicherer erwarten nun statt einer weiteren Verbesserung eher eine gleichbleibend gute Geschäftsentwicklung.“
Schaden- und Unfallversicherung: Positive Lage dank weniger Schäden
Auch in der Schaden- und Unfallversicherung zeigt sich ein positiver Trend: Insgesamt sind die Kompositversicherer stabil ins Jahr 2025 gestartet. Während sich die aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Jahresende 2024 deutlich verbessert hat, bleiben die Erwartungen je nach Sparte unterschiedlich. Das zeigt der aktuelle ifo Konjunkturtest Versicherungswirtschaft für das erste Quartal 2025.

Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage im Bereich Schaden- und Unfallversicherung stieg auf 16,9 Punkte (zuvor: 3,2). Hauptgrund hierfür ist die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspanntere Schadenentwicklung. Für die kommenden sechs Monate bleibt die Erwartungshaltung jedoch verhalten. „Das liegt aber nicht an einer negativen Beurteilung, sondern daran, dass die Versicherer ihre positiven Erwartungen der Vorquartale erfüllt sehen“, sagt Asmussen. „Nun erwarten sie zu fast 95 Prozent eine unveränderte Geschäftsentwicklung im nächsten halben Jahr.“
Laut Ifo sinkt der Saldo der Geschäftserwartung deutlich auf 8,2 Punkte (zuvor: 22,8). Trotzdem bleibt das Gesamtbild positiv: Das Geschäftsklima der Kompositversicherer verharrt mit 12,5 Punkten nahezu stabil (zuvor: 12,8) und liegt damit weiterhin über dem langfristigen Mittelwert.
Neugeschäftsaussichten und Schadenentwicklung stabilisieren sich
Im Neugeschäft zeigt sich die Branche optimistischer: Eine Mehrheit der Unternehmen rechnet mit steigenden Beitragseinnahmen, der Anteil an Skeptikern nimmt spürbar ab. Auch die Erwartungen zur Schadenentwicklung im laufenden Geschäftsjahr verbessern sich – mehr Versicherer erwarten positive Trends, wenn auch der Anteil der Pessimisten weiterhin hoch bleibt.
Kfz-Versicherung: Stimmung hellt sich deutlich auf
Besonders dynamisch zeigt sich die Kfz-Versicherung. Nach einem Dämpfer im Vorquartal steigt das Geschäftsklima auf 19,7 Punkte (zuvor: –13,1). Die Mehrheit der Versicherer bewertet die Lage als günstig oder zumindest befriedigend. Auch die Einschätzung zur bisherigen Schadenentwicklung hat sich verbessert. Für das Gesamtjahr 2025 wird ein Anstieg des Neugeschäfts sowie der Beitragseinnahmen erwartet.
Private Sachversicherung: Aufwärtstrend mit Vorbehalten
In der privaten Sachversicherung zeigt sich ein gemischtes Bild: Die Geschäftslage verbessert sich deutlich auf 27,2 Punkte (zuvor: –15,9), das Geschäftsklima liegt jedoch mit –1,8 Punkten weiter unter dem langjährigen Mittel (12,1). Der Grund: Die Erwartungen trüben sich ein. Der Anteil der Unternehmen mit pessimistischer Einschätzung der künftigen Geschäftsentwicklung ist von rund drei Prozent auf über 25 Prozent gestiegen.
Nicht-private Sachversicherung: Lage und Erwartungen
Bei den gewerblichen Sachversicherern ist die Lagebeurteilung mit 35 Punkten sehr positiv (zuvor: –2,5). Gleichzeitig sinken die Erwartungen drastisch auf –35,8 Punkte (zuvor: –3,4). Das resultierende Geschäftsklima verharrt mit –3,6 Punkten unter dem Mittelwert (3,0). Die Unsicherheit resultiert insbesondere aus verhaltenen Erwartungen zur Schadenentwicklung, die nicht mehr von Besserung, sondern zunehmend von Stagnation geprägt sind.
Haftpflichtversicherung: Rückkehr zum Durchschnittsniveau
Die Haftpflichtversicherung verzeichnet einen markanten Stimmungsaufschwung. Das Geschäftsklima steigt auf 14,7 Punkte – rund 19 Zähler mehr als im Vorquartal und damit auf Höhe des langjährigen Mittels (14,4). Die Lageeinschätzung verbessert sich stark auf 33,9 Punkte (zuvor: 0,5), die Erwartungen steigen leicht auf –2,9 Punkte (zuvor: –9,5).
Unfallversicherung: Verschlechterte Schadenperspektive
Die Unfallversicherung erreicht mit rund zehn Punkten das Niveau ihres langfristigen Durchschnitts. Die Schadenlage hat sich laut Umfrage deutlich verbessert. Sorge bereitet jedoch der Ausblick: Die Erwartungen zur Schadenentwicklung verschlechtern sich auf –45,4 Punkte (zuvor: –32,4).
Rechtsschutzversicherung: Stimmungsaufhellung
Das Geschäftsklima in der Rechtsschutzversicherung verbessert sich zwar zum Jahresbeginn auf –16,5 Punkte (zuvor: –24,1), liegt aber weiterhin deutlich unter dem langjährigen Mittel von 5,7 Punkten. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage hat sich gegenüber dem Vorjahr verbessert, doch die Erwartung zur Schadenentwicklung verschlechtert sich weiter auf –68,0 Punkte (zuvor: –56,8). Immerhin gehen nun 64 % der Unternehmen davon aus, dass sich das Geschäft stabil entwickelt – ein Anstieg gegenüber 55 % im Vorquartal.
PKV mit Licht und Schatten
Die Private Krankenversicherung (PKV) ist mit solider Geschäftslage und aufgehellter Stimmung ins neue Jahr gestartet. Wie der aktuelle ifo Konjunkturtest für das erste Quartal 2025 zeigt, hat sich die Lagebeurteilung der Krankenversicherer deutlich verbessert. Gleichzeitig bleiben die Sorgen über die Entwicklung der Gesundheitskosten bestehen – und dämpfen die Perspektive auf längere Sicht.
Geschäftslage und Erwartungen deutlich verbessert
Im ersten Quartal 2025 kletterte der Saldo der aktuellen Geschäftslage in der PKV auf 22,0 Punkte – nach 9,7 Punkten im Vorquartal. Damit liegt der Wert erneut über dem langfristigen Mittel von 13,3 Punkten. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten offenbar die zum Jahresbeginn umgesetzten Beitragsanpassungen, vor allem in der Vollversicherung. Diese dürften sich kurzfristig positiv auf die Einnahmesituation ausgewirkt haben.

Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich spürbar aufgehellt: Der Erwartungssaldo stieg von zuvor –10,2 auf nun 15,6 Punkte. Noch im Vorquartal rechnete rund ein Viertel der Krankenversicherer mit einer ungünstigeren Entwicklung – im aktuellen Quartal ist das laut Umfrage kein einziges Unternehmen mehr.
Geschäftsklima klar im Plus
Das Geschäftsklima in der PKV – berechnet aus Lageeinschätzung und Geschäftserwartung – hat sich zum Jahresauftakt merklich erholt. Der entsprechende Index liegt nun bei 18,7 Punkten und damit deutlich über dem langjährigen Mittelwert von 11,3 Punkten. Nach einer spürbaren Eintrübung der Stimmung im Jahresverlauf 2024 signalisiert dieser Wert nun wieder eine gefestigte Marktlage.
Sorgenkind Leistungsentwicklung
Wenig Grund zur Entwarnung gibt es allerdings bei der Bewertung der Gesundheitsleistungen für Krankheitskosten. Trotz kurzfristiger Entlastung durch Beitragsanpassungen erwartet keines der befragten Unternehmen eine tatsächliche Verbesserung. Die aktuelle Einschätzung der Leistungsentwicklung verschlechterte sich erneut – auf nun –71,0 Punkte, ein Rückgang um weitere 5,1 Punkte gegenüber dem Vorquartal.
Auch der Ausblick bleibt pessimistisch: Die Erwartungen an die zukünftige Leistungsentwicklung rutschten von –43,3 auf –64,3 Punkte ab. Dieser Wert liegt deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von –39,7 Punkten und verdeutlicht die anhaltenden Sorgen der Branche über steigende Leistungsausgaben und deren Auswirkungen auf die Beitragsstabilität.