Immobilien-Transaktionsvolumen in Europa eingebrochen

Bürohaus Glasfassade
Foto: Bildagentur PantherMedia / Vladitto
Das Transaktionsvolumen mit Bürohäusern ist in Deutschland um 80 Prozent niedriger als im Q1/2022 (Symbolbild).

In fast allen Segmenten des europäischen Immobilienmarkts ist das Transaktionsvolumen im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal zurückgegangen, zum Teil drastisch. Das geht aus dem aktuellen Marktkommentar von Primonial REIM hervor. Doch es gibt auch Aufhellungen am Horizont.

Die europäische Wirtschaft habe sich in den letzten Monaten unerwartet resilient gezeigt, berichtet Primonial REIM. Auch wenn die EZB zuletzt erneut die Zinsen angehoben hat, sei von einem Rückgang der Inflation bis Jahresende auszugehen. „In diesem makroökonomischen Umfeld waren Investoren im ersten Quartal 2023 deutlich selektiver in der Allokationswahl“, erklärt Henry-Aurélien Natter, Head of Research bei Primonial REIM. „Dabei waren Immobilien, die ESG-Kriterien erfüllt haben und durch Renditen eine gute Performance erzielten, besonders gefragt unter Investoren.“ Insgesamt sei die Gesamtrendite in der Anlageklasse Immobilie wie vorhergesagt durch die steigenden Fremdkapitalkosten betroffen gewesen. Das gilt laut Natter auch für die Bewertungen, die Preisanpassungen variierten allerdings zwischen Ländern und Märkten. 

Infolge der Erwartungslücke zwischen Käufern und Verkäufern auf dem europäischen Immobilieninvestmentmarkt ist das Transaktionsvolumen im ersten Quartal 2023 deutlich auf 34 Milliarden Euro gefallen. Das kommt nicht unerwartet, zumal der größere Teil des ersten Quartals 2022 noch vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine lag.

Aktiv waren Primonial REIM zufolge im ersten Quartal 2023 Investoren, die über Liquidität verfügten. Auf Deutschland seien davon 4,5 Milliarden Euro entfallen, damit liege die Bundesrepublik auf Rang drei hinter Großbritannien und Frankreich. Nach Anlageklassen dominierten Büroimmobilien (elf Milliarden Euro) vor Einzelhandel, Wohnen, Logistik, Hotels & Freizeit und Gesundheit. 

Büroimmobilien

Das Transaktionsvolumen für Büroimmobilien fiel im ersten Quartal 2023 auf ein vergleichsweise niedriges Niveau von insgesamt elf Milliarden Euro. Besonders rege handelten Investoren in Frankreich (vier Milliarden Euro, minus 11 % im Jahresvergleich), Großbritannien (drei Milliarden Euro, minus 67 %) und Deutschland (eine Milliarde Euro, minus 80 %).

Während sich die Renditen in der Mehrheit der Märkte auf einem stabilen Niveau bewegten, verzeichneten einige Märkte eine „Rendite-Dekompression“ zwischen 10 und 50 Basispunkten (bp), also einen Anstieg der Ankaufsrendite (Jahresmiete in Relation zum Kaufpreis) um 0,1 bis 0,5 Prozentpunkte. Bei einem Ausgangswert von 4% Rendite entspricht ein Anstieg um zum Beispiel 40 bp auf 4,4% einer Veränderung von 10%.

Umgekehrt bedeutet ein Renditeanstieg – eine unveränderte Jahresmiete vorausgesetzt – einen entsprechenden Rückgang des Kaufpreises. „Es gibt jedoch Anzeichen, dass die Marktturbulenzen sich dem Ende nähern: Zum einen stabilisiert sich die Rendite-Dekompression, zum anderen weisen immer mehr Märkte eine stabile Renditeentwicklung vor“, unterstreicht Natter. 

An den europäischen Vermietungsmärkten habe es einen zurückhaltenden Jahresstart mit einem Flächenumsatz von insgesamt 2,6 Millionen Quadratmetern gegeben. „Der Trend geht aber in Richtung einer stabilen Flächennachfrage“, so der Researcher. Mit Blick auf die Mietentwicklung treibe die Attraktivität moderner, flexibler, ESG-konformer und verkehrsgünstig gelegener zentraler Bürogebäude für die Nutzer die Mieten weiter in die Höhe.

Einzelhandelsimmobilien: Der Horizont hellt sich auf

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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