Der weltweite Markt für Industrieversicherungen zeigt im zweiten Quartal 2025 erneut rückläufige Preise, doch nicht alle Sparten werden davon profitieren. Laut dem aktuellen Global Insurance Market Index des Versicherungsmaklers Marsh sind die durchschnittlichen Prämien um vier Prozent gesunken. Damit setzt sich nach jahrelangen Aufschlägen der Trend zu sinkenden Raten bereits im vierten Quartal in Folge fort.
Angetrieben wird diese Entwicklung durch wachsenden Wettbewerb unter den Versicherern. Die Anbieter buhlen verstärkt um Kunden, was zu mehr Marktkapazität, niedrigeren Prämien und großzügigeren Deckungsoptionen führt. „Der zunehmende Wettbewerb zwischen Versicherern mit ambitionierten Wachstumszielen führt zu sinkenden Preisen und weitgehenderen Deckungsoptionen“, sagt John Donnelly, President Global Placement bei Marsh. Doch was für viele Unternehmen wie eine Erleichterung klingt, birgt auch neue Risiken, insbesondere in den USA.
Rückgänge fast überall – Ausnahme USA
Die Zahlen sind eindeutig: In nahezu allen Weltregionen verzeichnete Marsh sinkende Preise. Am stärksten fielen die Prämien im Pazifikraum (–11 %) und Großbritannien (–6 %), während Kanada, Europa, Asien und der Nahe Osten jeweils rund vier bis fünf Prozent Rückgang verzeichneten. Lediglich in den USA stagnierten die Preise, mit Blick auf einzelne Sparten sogar mit teils drastischen Gegenbewegungen.
Besonders deutlich zeigt sich das bei der Haftpflichtversicherung. Hier stiegen die Preise in den USA um satte neun Prozent, was Marsh auf die Häufung außergewöhnlich hoher Schadenersatzurteile durch Geschworenengerichte zurückführt. Weltweit betrug der Anstieg in der Haftpflicht immerhin vier Prozent.
Entspannung bei Sach- und Cyberversicherungen
Wesentlich entspannter zeigt sich das Bild bei den Sachversicherungen. Hier sanken die weltweiten Preise um durchschnittlich sieben Prozent, in manchen Regionen sogar noch deutlicher. Der Pazifikraum verzeichnete einen Rückgang um 13 Prozent, die USA um neun Prozent. Auch die Financial Lines – also Managerhaftpflicht, Vermögensschaden- oder Berufshaftpflichtversicherungen – wurden im Durchschnitt um vier Prozent günstiger. Nur in den USA bewegten sich die Preise in dieser Sparte kaum.
Für Unternehmen mit digitalem Fokus oder hoher IT-Abhängigkeit erfreulich: Die Cyberversicherungen wurden deutlich günstiger, im Schnitt etwa sieben Prozent weltweit. Besonders ausgeprägt ist der Preisrückgang in Lateinamerika (–17 %) und Europa (–15 %).
Trügerische Entspannung?
Trotz der sinkenden Prämien mahnt Marsh zur Vorsicht. „Die steigenden Haftpflichtpreise in den USA sind für unsere Kunden besorgniserregend“, sagt Donnelly. Gleichzeitig verweist er auf neue geopolitische Herausforderungen wie Handelskonflikte und internationale Spannungen, die das Risikoumfeld komplexer machen. Unternehmen müssten sich daher intensiver mit ihrer Risikotragfähigkeit befassen und evaluieren, wo sich strategisch günstigere Deckungslösungen ergeben können als in den Vorjahren.