Jacqueline Lehmann: Bei Kryptos und Promis ist nicht alles Gold, was glänzt

Jacqueline Lehmann
Foto: Ledger21 AG
Jacqueline Lehmann, Ledger21: "Anleger sollten sich nicht von den Kryptoempfehlungen ihrer Lieblingsstars irreführen lassen."

In der Welt der Stars geht es nicht nur um Glanz und Glamour, sondern mittlerweile auch um NFTs. Warum das zu einem Problem werden kann.

Bored Ape Yacht Club“ nennt sich der Trend mit den Comic-Affen, für den viele US-Promis ein Loblied sangen. Angefangen von Paris Hilton, Kevin Hart und Post Malone, bis hin zu Justin Bieber und Madonna, sie alle stürzen sich auf den NFT-Zug. Nun werden sie dafür angeklagt, den Preis für die digitalen Comic-Affen, dessen Erwerb als Ticket zu exklusiven Partys dienen soll, in die Höhe getrieben zu haben. Einen ähnlichen Fall gab es bereits mit der inzwischen insolventen Kryptobörse FTX und anderen prominenten Namen. Doch wie vertraulich sind die NFT-Empfehlungen der Stars? Was sind die Risiken solcher Aussagen und worauf sollten interessierte Anleger achten?
Mit einem Comic-Affen auf exklusive Partys

Es waren viele Stars aus vielfältigen Bereichen, die sich als Fürsprecher der NFT-Kollektion Bored Ape Yacht Club (BAYC) von der Marke Yuga Labs zeigten: Sei es die Pop-Legende Madonna, der Rapstar Eminem, oder der Star-Fußballer Neymar Jr. – sie und mindestens 30 weitere Prominente gaben ihre Investitionen in die NFT-Kollektion öffentlich preis. Viele Fans wurden schnell überzeugt, schließlich dient der Erwerb der digitalen Comic-Affen als Ticket zu erstklassigen Events. Allein Neymar Jr. investierte 189,69 ETH – zu dem Zweitpunkt über 570.000 Dollar – für seinen ersten digitalen Comic-Affen #5269. Auch der zweite NFT, Ape #6633, war eine Investition von 159,99 ETH wert, also rund 374.000 Dollar. Andere Stars gaben ebenfalls ihre NFT-Affen bekannt: So zeigte Madonna ihren 17,8 Millionen Followern in einem Instagram-Post ihren Ape #4988, einen animierten Comic-Affen mit pinkem Fell und schwarzem Outfit.

Doch nicht nur der Erwerb der coolen Affen ist teuer – auch der Preis für die Schleichwerbung kann die Stars bald so einiges kosten. Die US-Kanzlei Scott + Scott aus Kalifornien reichte im Dezember 2022 eine Sammelklage gegen die Entwickler der NFT-Kollektion und ihre prominenten Befürworter ein. Sie sollen die Preise für die NFTs mit ihrer Schleichwerbung künstlich in die Höhe getrieben haben. Keine ihrer Äußerungen in den sozialen Medien wurde als Werbung gekennzeichnet, so wie es gesetzlich festgelegt ist. Somit wird davon ausgegangen, dass sie für ihre „Käufe“ in Wirklichkeit von Yuga Labs bezahlt wurden. Laut den Entwicklern jedoch entspricht dieser Vorwurf nicht der Wahrheit. Gemäß ihren Aussagen wurden keine der besagten Stars für den Beitritt in den Club bezahlt. Nun soll das Gericht entscheiden.

Auch Kim Kardashian, Gisele Bündchen und Tom Brady standen vor Gericht

Der Fall von Bored Ape Yacht Club erinnert an frühere Fälle mit den Stars, die sich in NFT- und Krypto-Werbung involvierten. Über 1,2 Millionen Dollar Vergleichszahlung musste Kim Kardashian leisten, als sie wegen ihren öffentlichen Postings zu EthereumMax vor Gericht stand. Auch gegen sie wurde eine Sammelklage eingereicht, mit dem Vorwurf, den Preis für den Kryptotoken gepusht und selbst daraus Profit gezogen zu haben. Zwar wurde die Sammelklage abgewiesen, dennoch musste Kim Kardashian im weiteren Verlauf eine Vergleichszahlung erbringen.

Prominente und die Kryptowelt scheinen nicht immer miteinander zu harmonieren.

So verlief es auch im Falle von FTX. Topmodel Gisele Bündchen und NFT-Superstar Tom Brady wirkten bei der Werbekampagne für die Kryptoböse mit, bis diese kürzlich insolvent wurde.
Auch sie mussten für ihre werbenden Aussagen geradestehen. Beide waren dafür verantwortlich, in einem Werbespot im Jahr 2021 mit dem Slogan „FTX. You in?“ mitgespielt zu haben. Sie sollen eine Vielzahl an Menschen davon überzeugt haben, an der Kryptobörse zu handeln. Fast zwei Jahre nach dem Werbespot geriet Ex-CEO Bankman-Fried wegen „Betrug epischen Ausmaßes“ vor Gericht und auch die beiden prominenten Namen wurden angeklagt. Nun fordern zahlreiche Anleger ihre Gelder zurück. Bündchen, Brady und weitere Prominente müssen jetzt das Urteil für ihre laut dem Anwalt „verzerrenden und voller wichtigen Auslassungen“ Aussagen abwarten. Mit ihren Werbungen haben sie nicht nur versucht, Vertrauen in ihren Fans zu wecken, sondern sie auch zu überzeugen. Diese Methodik, Menschen als Anleger zu gewinnen, ähnelt laut der Anklageschrift stark einem betrügerischen Schneeballsystem.

Das ist die Wahrheit hinter den Kryto-Empfehlungen der Promis

Dass Stars wie Madonna oder Justin Bieber ebenfalls beim NFT-Trend teilnehmen möchten, stellen viele inspirierte Anleger erstmal nicht infrage. Schließlich kann jeder Mensch, unabhängig von seinem Beruf oder seiner Expertise, in Krypto investieren. Doch trotzdem ist Vorsicht geboten: Hinter den meisten Krypto-Empfehlungen steckt in Wirklichkeit eine Marketingstrategie, die viele Fans davon überzeugen soll, in die beworbene Marke zu investieren und Prominente davon profitieren zu lassen. Auch wenn viele Stars sich für NFTs interessieren können, wie viele andere Menschen, geht es in den meisten Fällen darum, auf den Krypto-Zug zu springen und ihren Namen in den Vordergrund zu bringen. Denn auch die Kryptowelt beschäftigt sich unter anderem mit Influencer Marketing, somit ist die Zusammenarbeit mit berühmten Namen nicht ganz abwegig. Die Managements der Stars verfolgen aktuelle Trends und suchen regelmäßig Kooperationspartner. Gemeinsam mit den Kryptoentwicklern oder Plattformen werden Werbestrategien entwickelt und die Werbung als vermeintliches „Hobby“ der Stars verschleiert, um potenzielle Kunden umso einfacher für sich zu gewinnen.

Deswegen sollte man bei Krypto-Empfehlungen der Prominenten Acht geben. Hinter ihren Aussagen steckt nicht lediglich das persönliche Interesse. Dass Stars aus der Musikbranche oder der Fußballszene plötzlich eine Begeisterung für den Tech-Bereich entwickeln, tausende Dollar investieren und es kundgeben, sollte die Menschen zum Nachdenken bringen. Dabei entscheiden oft nicht mal die Stars, mit welchen Kryptounternehmen sie gemeinsam arbeiten. Vielmehr sind es die Managements, die diese Werbungen organisieren und einen Deal mit den Entwicklern oder Börsen eingehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Berühmtheiten wie Eminem, Justin Bieber oder Paris Hilton aus Empathie und Begeisterung kostenfrei Postings zu NFT-Kollektionen erstellen, ist äußerst gering. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass prominente Personen kein Interesse an Kryptowährungen oder NFTs haben können, oder selbst investieren und traden. Üblicherweise stehen jedoch Verträge hinter diesen Empfehlungen, von denen beide Seiten profitieren. Somit wird Anlegern empfohlen, mit Vorsicht diesen Krypto-Aussagen der Stars zu folgen und nicht jeder Versprechung zu glauben, wie der Fall des FTX-Konkurses bewies.

Musik, Fashion, Fußball – und plötzlich auch NFTs. Die Kryptowelt schränkt sich nicht auf übliche Anleger ein, auch Prominente nehmen an den Krypto-Trends teil. Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold. Kim Kardashian musste bereits mit der bitteren Erfahrung, eine Vergleichssumme von über einer Million US-Dollar zahlen zu müssen, die Folgen von Schleichwerbung erleben. Auch weitere, zahlreiche prominente Namen warten auf ihr Urteil. Fans sollten aufpassen und sich nicht von den Krypto-Empfehlungen ihrer Lieblingsstars irreführen lassen. Die damals von Stars beworbene Kryptobörse FTX ist mittlerweile bankrott, viele Gelder der Anleger wurden noch nicht ausgezahlt. Hinter der Begeisterung für NFTs der Stars stecken unterzeichnete Verträge, und für viele inspirierte Anleger könnte dies schnell zum Geldverlust führen.

Autorin Jacqueline Lehmann ist CEO von Ledger21 AG, einer Tochtergesellschaft von Green Capital & Beteiligungen AG, die auf die Anlagen in dem aufstrebenden Markt für Kryptowährungen spezialisiert ist. https://ledger21.ch/

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