„Wir sehen aktuell keine Dislokationen zwischen Angebot und Nachfrage“, erklärt Michael Weidner, Geschäftsführer und Co-Head of Global Fixed Income bei Lazard Asset Management. Stattdessen sieht der Experte erneut zahlreiche Chancen – über alle Regionen und Segmente hinweg.
Attraktiv erscheinen Weidner derzeit insbesondere Covered Bonds: „Global haben wir in diesem Segment mit Ratings zwischen AA und AAA, mittlerer Duration und historisch null Ausfällen eine Anlageklasse mit niedrigem Risiko und vergleichsweise attraktiven Renditen.“ Covered Bonds würden deshalb ganz zu Unrecht ein Schattendasein fristen. Ihre geringe Volatilität sei gerade in einem Umfeld gestiegener Unsicherheit ein starkes Argument.
Corporate Bonds böten ebenfalls selektive Chancen. Zwar seien die Spreads auch für Unternehmensanleihen zuletzt enger geworden, dennoch gebe es Märkte, die aus Risiko-Rendite-Perspektive interessant bleiben würden. So beispielsweise nordeuropäische Hochzinsanleihen: „Die Ausfallraten im europäischen High-Yield-Segment sind stabil auf niedrigem Niveau. Die meisten Emittenten verfügen über robuste Geschäftsmodelle und solide Margen“, sagt der Experte.
Auch bei Staatsanleihen gebe es Potenzial. Beispiel Japan: „30-jährige japanische Staatsanleihen rentieren inzwischen über drei Prozent – währungsgesichert sind über fünf Prozent möglich“, erklärt Weidner. Teile Südeuropas überraschten ebenfalls positiv: Griechenland habe eine bemerkenswerte Renaissance erlebt, Spanien gelte als Wachstumsmeister der Eurozone, und Portugal befinde sich ebenfalls auf einem soliden Kurs.
Kritische Einschätzungen: Frankreich und Großbritannien
Differenzierter fällt seine Analyse für andere Märkte aus. Frankreich zum Beispiel sieht Weidner kritisch: „Das Land ist aktuell das schwächste Glied in der Eurozone. Die Wachstumsdynamik dort bleibt verhalten. Gleichzeitig ist das Haushaltsdefizit hoch und die politische Handlungsfähigkeit eingeschränkt.“ Lazard AM agiere bei französischen Staatsanleihen entsprechend defensiv.
Im Vereinigten Königreich sorge insbesondere die Dienstleistungsinflation für Probleme. Trotz attraktiver Renditen am langen Ende – etwa 5,5 Prozent auf 30 Jahre – sei der Markt durch die Nachwirkungen der Truss-Ära, die Folgen des Brexits und politische Unsicherheit belastet. „Die Bank of England müsste hier eigentlich gegensteuern, ist aber durch die anhaltend hohe Inflation stark eingeschränkt“, so Weidner.
Auch währungsseitig bestünden Herausforderungen. So werfe die Schwäche des US-Dollars Fragen nach seiner Rolle als Leitwährung auf. „Noch gibt es keine echte Alternative – weder Euro noch Renminbi können diese Rolle derzeit ausfüllen“, so Weidner. Der Schweizer Franken profitiere zwar von seiner Stabilität, sei aber für große Umschichtungen zu klein. Für globale Portfolios bleibe daher die aktive Währungssteuerung ein zentrales Instrument, um Chancen zu nutzen und Risiken zu begrenzen.
Differenzierte Allokation zahlt sich aus
In einer Welt multipolarer Risiken und Chancen erweise sich aktives Management als entscheidender Erfolgsfaktor. „Wir befinden uns in einer Phase, in der sich regionale Divergenzen wieder stärker bemerkbar machen“, hält Weidner fest. In der Portfoliostrategie von Lazard AM spiegele sich dies wider: Mit gezielter Allokation in Covered Bonds, selektiven Hochzinsanlagen wie Skandinavien, chancenreichen Staatsanleihen aus Südeuropa und Japan sowie einem aktiven Umgang mit Währungsrisiken sieht sich das Global Fixed Income-Team gut aufgestellt.
„Der globale Anleihemarkt bietet wieder echte Chancen – und damit die Möglichkeit, durch eine geschickte Auswahl Mehrwert zu generieren“, resümiert Weidner.