Die Legg Mason-Tochter Martin Currie erwartet auch in den kommenden Wochen weitere Schockwellen für die Märkte.
Michael Browne, Portfolio Manager und verantwortlich für Martin Curries European Long/Short Strategien, warnt: „Die aktuell extreme Volatilität wird allein schon deshalb anhalten, weil die wichtigsten Treiber der Weltwirtschaft in verschiedene Richtungen laufen.“ Die Folge: Nachbeben – sowohl in Europa als auch an den weltweiten Aktienmärkten, da auch das weltweite Tauziehen anhalte.
Neue Wachstumsquellen
„Die Märkte müssen sich erst noch mit der wandelnden Natur und den neuen Wachstumsquellen arrangieren“, glaubt der Fondsmanager. Er und sein Team seien deshalb auch zunehmend vorsichtiger bei ihren Investitionen. Bereits im Juli hätten sie bemerkt, dass den Märkten die Puste ausgehe. Niedrige Ölpreise, keine absehbare Erholung des Konsums und ein anhaltendes Abflauen bei Kapitalaufwendungen hätten spürbar die Stimmung gedrückt.
Unsicherheit wegen US-Zinswende
„Im August wurde vielen Marktteilnehmern schlagartig klar, dass die US-Notenbank die Zinsen anheben würde, da sich das Wachstum in China und anderen Emerging Markets deutlich abgeschwächt hatte. Hinzu kam, dass die eher dürftige Reaktion auf Unternehmenszahlen das Vertrauen zusätzlich erschüttert hat. Wir haben unser Netto-Engagement deshalb Mitte August auf 26 Prozent zurückgefahren. Erst als es an den Märkten steil abwärts ging, haben wir diese Kaufgelegenheit genutzt, um Positionen wieder aufzubauen“, erläutert Browne die Strategie.
Bewertungslücken, die es zu nutzen gilt
Für den Fondsmanager gibt es nun nach dem Ausverkauf in Europa und den USA eine Bewertungslücke, die es zu nutzen gilt. Jetzt würde der Markt sowohl auf Basis der Unternehmensgewinne als auch aus Preis/Buchwert-Sicht unter dem langfristigen Durchschnitt handeln. „Die negativen Renditen des Sommer haben viele Unternehmen dazu veranlasst, ihre Bilanzen neu zu ordnen und Kapital anders zu allokieren. Wir glauben, dass dies anhalten wird und sind deshalb insgesamt positiv gestimmt und werden – wenn nötig – schnell handeln“, gibt Browne preis. Hält die Volatilität weiter an, sei beispielsweise das Rohstoffsegment ein gutes Jagdrevier für Investoren. Der Preisdruck sorge hier für schwächere Gewinne.
Zahlreiche Chancen in Schwellenländern
„Der Abschwung in Asien ist vom Markt zwar bereits eingepreist, jedoch aus unserer Sicht noch nicht im vollen Umfang. Das gilt insbesondere dann, wenn der Yuan weiter abwertet. Ebenso hat der Markt die sinkenden Öl, Gas und Materialkosten eingepreist. Hier könnte es sich eventuell noch etwas mehr verschärfen, als bisher vom Markt angenommen“, glaubt Browne. Denn: Die anhaltende deflationäre Wirkung der Rohstoff- und Importgüterpreise sei nicht im vollen Umfang eingepreist, woraus sich aber wiederum Chancen für Investoren ergeben. Außerdem würden sich zahlreiche Opportunitäten ergeben, solange die Aussichten für das weltweite Wachstum nicht dramatisch heruntergeschraubt würden. „Solange sich an den Wachstumsaussichten nichts grundlegendes ändert, sehen wir die aktuellen Bewegungen am Markt eindeutig als Chance für Anleger“, fasst Browne zusammen.