Es ist ein Name, der seit Wochen die Gemüter erhitzt, spaltet und bei manch einem die Augen größer werden lässt. Die Rede ist von ChatGPT – einer Künstlichen Intelligenz, die von immer mehr Menschen im beruflichen und privaten Alltag genutzt wird. Die einen lieben sie, die anderen sehen in ihr eine riesige Bedrohung für die Gesellschaft.
Doch bevor ich in meiner Kolumne darauf eingehe, wie wir ChatGPT vielleicht sogar nutzen können, um als Finanz- oder Versicherungsmakler auf Social Media mehr Reichweite aufzubauen und so mehr Kunden zu gewinnen, eine kurze Zusammenfassung, was ChatGPT eigentlich ist. Und zwar eine Zusammenfassung für uns – ganz normale Menschen, die nicht in der KI-Szene aktiv sind und nichts mit den ganzen Fachbegriffen anfangen können.
ChatGPT ist ein KI-gestützter Chatbot, der in der Lage ist, menschenähnliche Gespräche zu führen und Fragen zu beantworten. Er ist in der Lage, vollständige Texte zu generieren, Informationen in Echtzeit zu liefern und Fragen von Menschen zu beantworten, sowie mit ihnen zu interagieren. In einem Satz ausgedrückt: Ich sage, was ich will und die Künstliche Intelligenz liefert es mir. Klingt wie aus einem Science-Fiction Film, ist aber heute Realität. Ob traurige Realität oder nützliches Tool – zumindest für Social Media – darüber könnt Ihr im Laufe meiner Kolumne selbst entscheiden. Also, los geht’s!
Das Problem für Finanz- und Versicherungsmakler auf Social Media ist klar: Es scheint heute verdammt schwierig zu sein, Reichweite bei der eigenen Zielgruppe auf Social Media aufzubauen und so mehr Kunden zu gewinnen. Die eigene Zeit ist knapp, die Kreativität begrenzt und viele Themen sind einfach schon von Mitbewerbern tausendfach behandelt. Wie soll man hier noch aus der Masse herausstechen und mit immer wieder neuen, coolen und informativen Inhalten auffallen? Nun ja, im Grunde ganz einfach: Mit ChatGPT. Bei vielen höre ich jetzt schon die Alarmglocken läuten, mit Bedenken und Vorbehalten gegenüber ChatGPT.
Vielleicht kommt Dir ja mindestens einer dieser Bedenken bekannt vor:
„Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz beeinträchtigt die persönliche Note meiner Inhalte.“
„Die Technologie ist nicht in der Lage, die Bedürfnisse und Anforderungen meiner Kunden zu verstehen.“
„Ich habe Bedenken, dass ChatGPT möglicherweise nicht in der Lage ist, Inhalte zu liefern, die speziell auf meine Zielgruppe zugeschnitten sind, und dass ich dadurch potenzielle Kunden verliere.“
„Ich befürchte, dass ChatGPT möglicherweise nicht in der Lage ist, Themen zu erkennen, die für meine Branche spezifisch sind, und dass ich dadurch meine Professionalität beeinträchtige.“
„Ich habe Bedenken, dass ChatGPT möglicherweise nicht in der Lage ist, die neuesten Branchentrends und Entwicklungen zu berücksichtigen, was meine Fähigkeit beeinträchtigt, relevante und zeitgemäße Inhalte zu erstellen.“
Die Liste an Bedenken kann noch beliebig fortgeführt werden. Daher lasst uns am besten direkt in die Praxis eintauchen und prüfen, ob an den Bedenken wirklich etwas dran ist.
Wie lässt sich ChatGPT in der Praxis einsetzen? Ich habe in den letzten Wochen selbst einige Tests durchgeführt – mit zum Teil spannenden Erkenntnissen. Vielleicht nehme ich am besten schon mal das Fazit vorweg und arbeite das Thema von hinten nach vorne auf: Um mit einer KI vernünftig arbeiten zu können, müssen wir erlernen, wie wir unsere Wünsche korrekt formulieren. Das heißt im Klartext: Will ich mir beispielsweise Inspiration für mögliche Themen mit Versicherungsbezug für den Einsatz auf Social Media einholen, dann muss ich mir zuvor meine Ziele definieren.
Um mehr Reichweite als Finanz- oder Versicherungsmakler auf Social Media aufzubauen, müssen meine Inhalte interessant für ein breites Publikum sein. Würde ich nun ChatGPT beispielsweise damit beauftragen, zehn Vorteile einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu recherchieren, würde ich eben diese Vorteile ausgespuckt bekommen. Doch würde ich mit diesem Auftrag mein Ziel erreichen? Nein, mit Sicherheit nicht. Denn die Wahrheit ist: Niemand liegt mit seinem Handy auf der Couch oder sitzt im Zug auf dem Weg zur Arbeit, sieht einen Beitrag mit den zehn Vorteilen einer Berufsunfähigkeitsversicherung und denkt sich: „Hey, das ist spannend! Das muss ich meinen Freunden schicken. Mehr davon!“
Wer auf Social Media erfolgreich sein will, muss verstehen, wie Menschen ticken. Wir müssen ein Verständnis dafür entwickeln, welche Inhalte interessant sind, warum dem so ist und was für Social Media eher ungeeignet ist. Da meine eigenen Inhalte – mit Fokus auf Finanzen – auf Social Media weit über 20.000.000 Mal aufgerufen wurden, erlaube ich mir, eine konkrete Empfehlung auszusprechen: Es müssen Themen sein, die für eine breite Masse an Menschen interessant sind. Nicht nur für Leute aus der gleichen Branche wie man selbst.
Hier sind fünf Beispiele für eben solche Themen, die erfahrungsgemäß ein hohes Potenzial haben, um auf Social Media viral zu gehen:
Beispiel 1: Tipps zur Vermeidung von Schäden am Haus: Zum Beispiel könnten Beiträge über den Schutz von Häusern vor Naturkatastrophen, Wasserschäden oder Einbrüchen nützlich sein.
Beispiel 2: Versicherungen für die Selbstständigkeit: Mit der steigenden Zahl an Freelancern und Selbstständigen könnte eine Diskussion darüber, welche Art von Versicherung für sie am besten geeignet ist, sehr relevant sein.
Beispiel 3: Wie man seine Familie gegen finanzielle Notlagen absichert: Es könnte für viele Menschen interessant sein, Informationen darüber zu erhalten, wie sie ihre Lieben gegen Krankheit, Tod oder andere Ereignisse absichern können.
Beispiel 4: Welche Art von Versicherung für den Autokauf am besten ist: Da der Kauf eines Autos oft eine der größten Investitionen ist, die viele Menschen tätigen, könnte es sehr relevant sein, Informationen darüber zu erhalten, welche Art von Versicherung für den Kauf am besten geeignet ist.
Beispiel 5: Der Einfluss von Gesetzesänderungen auf Versicherungen: Änderungen in Gesetzen und Vorschriften können erhebliche Auswirkungen auf Versicherungen haben. Es könnte für viele Menschen interessant sein, über solche Änderungen informiert zu werden.
Wie muss ich also meinen Auftrag für ChatGPT formulieren? Nun ja, wir müssen ChatGPT genau mitteilen, was wir wollen. Das kann wie folgt aussehen: „Bitte recherchiere mögliche Themen, die Potenzial haben, auf Social Media ein breites Publikum zu erreichen, da sie von vielen Menschen als interessant eingestuft werden. Bitte mit Bezug zu Versicherungen.“ Im besten Fall würden wir Antworten erhalten, die konkrete Themen vorschlagen, die uns als Inspiration dienen und sogar konkret erklären, warum ein bestimmtes Thema für Menschen interessant ist. Durch eben solche Begründungen würden wir ein besseres Verständnis dafür entwickeln, wie wir unsere Zielgruppe emotional am besten abholen.
ChatGPT ermöglicht es uns, gezielt nach bestimmten Begriffen und Schlagwörtern zu suchen, die in Zusammenhang mit der Versicherungsbranche und der eigenen Zielgruppe stehen. Dadurch können häufig gesuchte Themen und Fragen identifiziert werden. ChatGPT kann dabei helfen, aktuelle Trends und Entwicklungen in der Versicherungsbranche und bei der eigenen Zielgruppe zu erkennen. Auf dieser Basis können dann wiederum Inhalte erstellt werden, die auf die Bedürfnisse und Interessen der Menschen abgestimmt sind, die man erreichen will. Eigentlich ganz cool.
Fazit: Ist KI in der Lage, Inhalte zu erstellen, die Menschen interessant finden? Gute Frage! Fast hätte ich es vergessen: Mehr als die Hälfte dieser Kolumne wurde übrigens durch ChatGPT formuliert, nicht von mir. Vielleicht sogar dieser Satz hier, vielleicht aber auch nicht. Bis bald!
Der ehemalige Banker Ricardo Tunnissen ist Finanzblogger und Content Creator. Er hat rund 34.500 Follower bei Instagram und 75.500 bei Tiktok.