Nachhaltige Versicherer: Die wichtigsten Aspekte aus Verbrauchersicht

Christopher Herbeck, Assekurata
Foto: Assekurata
Christopher Herbeck: "Jüngere Menschen verstehen tendenziell besser, was Nachhaltigkeit in Bezug auf Versicherungsunternehmen bedeutet."

Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Menschenrechte und ökologische Investments – die Liste der Nachhaltigkeitsthemen ist lang. Doch wie stellen sich Endkundinnen und Endkunden eigentlich Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit einer Versicherungsgesellschaft vor? Und wie deutlich ist das Bild eines nachhaltigen Versicherungsunternehmens für sie? Eine aktuelle Analyse von Assekurata-Nachhaltigkeitsexperte Christopher Herbeck.

In unserer jüngsten Verbraucherbefragung im Juli 2023 haben wir uns genau diesem Thema gewidmet, indem wir insgesamt 1.012 Menschen nach ihren Meinungen zum Thema Nachhaltigkeit bei Versicherungsunternehmen befragt haben.

In diesem Zusammenhang haben wir zunächst bei den Teilnehmern nachgefragt, wie klar ihre Vorstellung von der Bedeutung des Begriffs im Kontext von Versicherungsunternehmen ist.

Im Zuge dessen gaben 21,1 Prozent der Befragten an, eine sehr klare Vorstellung von Nachhaltigkeit im Allgemeinen zu haben. Allerdings führen nur fünf Prozent der Befragten aus, eine sehr klare Vorstellung des Begriffs im Zusammenhang mit Versicherungsunternehmen zu besitzen. Zusätzlich zeigte sich, dass über die Hälfte der Befragten, nämlich 52,2 Prozent, eine unklare oder eher unklare Vorstellung von Nachhaltigkeit im Kontext von Versicherungsunternehmen haben.

Quelle: Assekurata

Im Vergleich dazu lag dieser Anteil bei der Frage zur allgemeinen Nachhaltigkeit lediglich bei 7,1 Prozent. Es ist also deutlich zu erkennen, dass Verbraucher eine weniger klare Vorstellung von Nachhaltigkeit bei Versicherungsunternehmen haben und diesen Begriff weniger gut definieren können als den allgemeinen Nachhaltigkeitsbegriff. Darüber hinaus lässt sich eine Tendenz beobachten, dass mit zunehmendem Alter der Befragten die Vorstellung bei Versicherungsunternehmen weniger klar wird.

Produkte spielen eher keine Rolle

Ein ähnliches Muster ergab sich bei der Frage nach der Bedeutung von Nachhaltigkeit bei der Auswahl von Versicherungsprodukten. 29,1 Prozent der Befragten war das Thema bei Versicherungsprodukten wichtig oder eher wichtig. Im Gegensatz dazu erklärten 40 Prozent, dass ihnen das Thema unwichtig oder eher unwichtig ist. Interessanterweise hatten zuvor 61,1 Prozent angegeben, dass ihnen eine nachhaltige Lebensweise persönlich wichtig oder eher wichtig ist, während nur 9,9 Prozent sie als unwichtig oder eher unwichtig erachteten.

Quelle: Assekurata

Dies verdeutlicht, dass für Verbraucher eine persönlich nachhaltige Lebensweise relevant ist, sie diese Einstellung jedoch nicht unbedingt auf ihre Entscheidungen bei der Auswahl von Versicherungsprodukten übertragen. Zudem offenbaren unsere Ergebnisse, dass die Relevanz des Nachhaltigkeitsaspekts bei Versicherungsprodukten mit zunehmendem Alter der Befragten tendenziell abzunehmen scheint.

Die Resultate zeigen zudem, dass Menschen, die den Begriff „Nachhaltigkeit“ im Zusammenhang mit Versicherungsunternehmen klar verstehen, auch eher dazu tendieren, Nachhaltigkeitsaspekte bei der Auswahl von Versicherungsprodukten als bedeutsam zu erachten. Andererseits betrachten Personen, die nur eine vage Vorstellung von Nachhaltigkeit in diesem Kontext haben, dieses Thema als weniger wichtig.

In einem anderen Abschnitt unserer Verbraucherbefragung haben wir verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit analysiert. Dabei wurden fünf Bereiche in den Kategorien Hauptverwaltung, Kapitalanlage und Produkte unterschieden, um von den Befragten zu erfahren, welche Faktoren ihrer Ansicht nach charakteristisch für nachhaltiges Handeln von Versicherungsunternehmen sind.

Fokus Kapitalanlage

In den drei Hauptkategorien – Hauptverwaltung, Kapitalanlage und Produkte – wurden die Aspekte der Kapitalanlage von den Befragten am ehesten mit einem nachhaltigen Handeln eines Versicherers in Verbindung gebracht. Die Faktoren der Produkte wurden hingegen am wenigsten mit der Nachhaltigkeit des Versicherers assoziiert.

Übergreifend über die Hauptkategorien hinweg sahen die Befragten den sparsamen Umgang mit Ressourcen am Hauptstandort als wichtigsten Aspekt für das nachhaltige Handeln eines Versicherungsunternehmens, interessanterweise dicht gefolgt von den Kapitalanlagefaktoren Ausschluss von Investitionen in umweltschädigende Unternehmen und Investition in klimafreundliche Technologien.

Quelle: Assekurata

Zu den fünf wichtigsten Elementen, die nach Meinung der Befragten nachhaltiges Handeln eines Versicherers ausmachen, zählen zudem produktseitig ein Ansatz, der auf Reparatur statt Ersatz setzt, sowie die Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Auswahl von Lieferanten. Am wenigsten Einfluss auf die Wahrnehmung von Nachhaltigkeit hatten das Pflanzen von Bäumen oder Spendenleistungen. Ebenso wurde Fairness gegenüber den Mitarbeitern von den Befragten nicht als ein deutliches Signal für Nachhaltigkeit angesehen.

Unklare Bild, was Versicherer nachhaltig macht

Die meisten Nachhaltigkeitsaspekte werden als ziemlich wichtig für das nachhaltige Handeln von Versicherern angesehen, wobei die Unterschiede zwischen dem wichtigsten und dem unwichtigsten Aspekt nicht besonders groß sind. Das zeigt, dass die Befragten ein eher unklareres Bild von Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche haben.

Zusammengefasst stellt sich heraus, dass jüngere Menschen tendenziell besser verstehen, was Nachhaltigkeit in Bezug auf Versicherungsunternehmen bedeutet. Für sie ist das Thema wichtiger bei der Wahl von Versicherungsprodukten. Unter den verschiedenen Aspekten eines Versicherungsunternehmens wird der Kapitalanlage des Versicherers die höchste Bedeutung beigemessen. Insgesamt werden umweltbezogene Faktoren als wichtiger angesehen als soziale Themen.

Der Autor ist Analyst bei der Kölner Rating-Agentur Assekurata Assekuranz Analyse

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