Gleicher Fahrer, gleiches Auto, aber ein anderer Wohnort: In Berlin ist die Kfz-Versicherung 58 Prozent teurer als in Münster. Das ergibt eine Modellrechnung des Vergleichsportals Verivox anlässlich der neuen Einstufungen, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jetzt für 2026 veröffentlicht hat.
Nach den Berechnungen zahlt ein 45-jähriger Berliner für die Vollkasko seines VW Passat im Schnitt 464 Euro mehr als ein vergleichbarer Fahrer in Münster. Auch bei der Teilkasko liegt der Aufschlag in der Hauptstadt bei 233 Euro, in der Haftpflichtversicherung bei 103 Euro.

Die Regionalklassen des GDV werden jedes Jahr neu festgelegt. Grundlage sind unter anderem Unfallzahlen, Diebstahlhäufigkeit, Unwetterschäden und die durchschnittlichen Reparaturkosten in mehr als 400 Zulassungsbezirken. Besonders Großstädte schneiden hier regelmäßig schlechter ab. In Berlin wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik im Jahr 2024 rund 974 Autos je 100.000 Einwohner gestohlen – in Münster waren es mit 487 weniger als halb so viele.
Direkt hinter der Stadtgrenze sinken die Kosten
Die Unterschiede zeigen sich nicht nur zwischen Großstadt und Mittelzentrum, sondern auch innerhalb weniger Kilometer. So kostet die Vollkasko in Berlin-Buckow 425 Euro mehr als in Schönefeld direkt hinter der Stadtgrenze. Trotz fast identischer Rahmenbedingungen ergibt sich damit ein Aufschlag von 51 Prozent.
Auch die Teilkasko fällt in Buckow mit 194 Euro Mehrkosten um 38 Prozent teurer aus, die Haftpflicht liegt um 42 Prozent beziehungsweise 138 Euro höher. Entscheidend ist hier die abweichende Einstufung in den Regionalklassen.

„Die Regionalklassen sind ein wichtiger Faktor bei der Beitragsberechnung – aber für Kfz-Versicherer nicht bindend“, sagt Aljoscha Ziller, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. Einige Anbieter kalkulieren zusätzlich mit eigenen Risikomodellen. „Doch am Ende zählt: Wo häufiger Schäden passieren, dort steigen für alle die Prämien – unabhängig vom persönlichen Fahrverhalten.“
Beitragsdruck in der Kfz-Versicherung bleibt hoch
Neben den Regionalklassen beeinflussen weitere Faktoren die Preisgestaltung. Nach zwei Jahren mit spürbaren Beitragserhöhungen müssen viele Autofahrer auch 2026 mit steigenden Kosten rechnen. Ursache sind die weiterhin hohen Reparatur- und Ersatzteilpreise, gestiegene Löhne in Werkstätten sowie bestehende Deckungslücken in den Bilanzen vieler Versicherer.
„Die Kfz-Versicherer stehen weiter unter wirtschaftlichem Druck – in vielen Fällen waren die Prämien in den vergangenen Jahren schlicht zu knapp kalkuliert“, sagt Ziller. „Einige Anbieter müssen weiterhin nachjustieren, andere haben ihre Bilanzen aber inzwischen stabilisiert und können mit günstigen Preisen in die Wechselsaison gehen, um Neukunden zu locken. Das schafft auch wieder attraktive Sparpotenziale für Kunden.“