„Ohne Versicherung kann es Liquiditätsengpässe geben“

Dies bedeutet, dass die Ernte auf den geschädigten Flächen in diesem Jahr natürlich geringer ausfallen wird – diesen Teil erhält der Landwirt ja als Entschädigung. Je nach Intensität der Schäden kann dies für den einzelnen Landwirt ohne Versicherung durchaus zu Liquiditätsengpässen führen.

Gravierende Auswirkungen auf die deutschlandweite Ernte sind zurzeit eher nicht zu erwarten. Frostereignisse wie im Obstbau beziehungsweise bei Auswinterung im Ackerbau sowie Dürreperioden wie im vergangenen Jahr hingegen haben zumeist gravierendere Auswirkungen.

Stichwort Klimawandel: Bereiten Ihnen als Spezialversicherer im Bereich Landwirtschaft die immer häufiger auftretenden – lokal äußerst heftigen Unwetter – Sorgen? Wie gut sind die Landwirte und Obstbauern gegen die Schäden abgesichert?

Langner: Die Absicherung auch lokal heftiger Unwetter ist ja seit fast 200 Jahren unsere Kernkompetenz. Insofern bereitet uns dies erst einmal keine Sorgen. Natürlich beobachten wir die Wetterereignisse genau und verfügen über langjährige Statistiken in diesem Bereich. Wir haben dafür ein eigenes Team im Bereich Forschung und Entwicklung.

Unsere Experten entwickeln die Versicherungsprodukte – immer in enger Abstimmung mit unseren Praktikern aus dem Ehrenamt – ständig weiter, so dass wir die aktuellen Herausforderungen sehr gut abbilden können. Mit dem Modell der Mehrgefahrenversicherung steht den Landwirten ein effektives privatwirtschaftliches System des Risikomanagements zur Verfügung.

Hagel ist schon lange Standard, so dass die meisten Betriebe dagegen versichert sind. Aber auch gegen die weiteren Gefahren – Sturm, Starkregen und Starkfrost – sind mittlerweile viele Betriebe versichert. Im Vergleich zum EU-Ausland jedoch sind die deutschen Landwirte benachteiligt. Denn hier wird die Prämie in den meisten Fällen mit bis zu 70 Prozent aus nationalen oder EU-Mitteln unterstützt, so dass das Versicherungssystem dort für den Landwirt noch interessanter ist.

Ad-hoc-Zahlungen nach schweren Unwettern gibt es in diesen Ländern dann natürlich nicht mehr. Die Versicherung von Dürreschäden oder Frostschäden im Obstbau sind zurzeit zwei Herausforderungen, denen sich die Versicherungen stellen müssen. Alles in allem steht den Landwirten aber ein praktikables Absicherungssystem zur Verfügung.

 

Das Interview führte Jörg Droste.

Foto: Vereinigte Hagel in Gießen

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