Die politische Polarisierung erreicht 2025 ein weltweites Rekordniveau. Laut dem aktuellen Political Risk Index von Willis, einem Geschäftsbereich des globalen Maklers WTW, führt dies nicht nur zu mehr politischer Gewalt und unberechenbarer Gesetzgebung, sondern auch zu erheblichen Risiken für Unternehmen.
„Polarisierung und Populismus nehmen sowohl in den USA und Europa als auch in den Schwellenländern zu“, sagt Silja-Leena Stawikowski, Senior Account Manager Special Risks bei Willis. „Für Betriebe ergeben sich daraus eine Reihe von Risiken.“
Die Analyse, die auf Daten aus über 200 Ländern seit 1900 basiert, zeigt: Menschen betrachten politische Gegner zunehmend als feindliche Gruppen. Diese „affektive Polarisierung“ steigt seit Beginn des neuen Jahrtausends stark an und erreicht nun ihren Höchstwert. Damit rückt Polarisierung im Ranking politischer Risiken für Unternehmen auf Platz zwei – direkt hinter dem geostrategischen Wettbewerb zwischen Großmächten.
Besonders betroffen sind Länder, in denen Konflikte entlang ethnischer oder religiöser Linien verlaufen. Während gewaltsame Auseinandersetzungen meist die am stärksten polarisierten Staaten prägen, nimmt die Spaltung derzeit in Demokratien am schnellsten zu. Beispiele sind Brasilien, Indien, Peru, Südafrika, aber auch etablierte Demokratien wie Deutschland, Spanien und die USA.
In Demokratien treten Polarisierungsschübe oft nach Wirtschaftskrisen oder Korruptionsskandalen auf – begleitet vom Aufstieg populistischer Bewegungen und einer Zunahme politischer Gewalt. Auch geopolitische Differenzen verstärken den Trend.
Der Report enthält zudem detaillierte Risikoprofile für 40 Schwellenländer. Besonders Indien und Mexiko, oft als Ausweichmärkte zu China gehandelt, weisen laut Index erhöhte Risiken auf. Indien verzeichnet eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung, während Mexiko durch soziale Ungleichheit und populistische Regierungspolitik geprägt ist. Hinzu kommen ökonomische Unsicherheiten wie Schuldenlast, Kapitalabflüsse, volatile Währungen und mögliche Handelsrestriktionen.
Versicherbare Risiken nehmen zu
„Aus der Analyse zahlreicher Länder ziehen wir den Schluss, dass auch im bislang attraktiv wirkenden Markt Vorsicht geboten ist“, so Stawikowski. Eine vorausschauende Risikoanalyse müsse daher fester Bestandteil der Unternehmensstrategie sein – unabhängig von Größe oder Branche.
Neben den politischen Rahmenbedingungen nehmen auch versicherbare Risiken zu. Gewalt, innere Unruhen oder Bürgerkriege können zu erheblichen Schäden führen, doch Versicherungen gegen politische Risiken bieten Schutz. Die Nachfrage steigt, ebenso wie der Bedarf an Finanzierungsinstrumenten wie Bürgschaften und Garantien zur Absicherung internationaler Aktivitäten.
Gefährdet sind dabei nicht nur physische Vermögenswerte. Auch regulatorische Eingriffe, nachträgliche Steuerforderungen oder Einschränkungen beim Kapitaltransfer können Geschäftsmodelle unter Druck setzen. „Unsere Welt im Wandel ist nicht planbar – eine gute Absicherung schon“, betont Stawikowski.