Schroders: Wie man ein nachhaltiges Kreditportfolio aufbaut

Saida Eggerstedt
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Saida Eggerstedt, Schroders

Von der Berücksichtigung des Pariser Abkommens bis hin zur Entwicklung des richtigen Ausschlussverfahrens – Saida Eggerstedt, Head of Sustainable Credit bei Schroders, stellt fünf Punkte vor, die ein nachhaltiges Kreditportfolio ausmachen.

Attraktive risikoadjustierte Renditen haben für Portfoliomanager:innen wie uns, die ein nachhaltiges Portfolio verwalten, ebenso Priorität wie für alle anderen Manager:innen in unserer Peergroup. Wir verfolgen jedoch einen anderen Ansatz. Hier sind fünf Grundsätze, die wir empfehlen, um Kreditportfolios nachhaltiger zu gestalten.

1. Wie man die Klassenbesten findet

Bei nachhaltigen Investitionen ist es entscheidend, Nuancen zu erkennen und die „Klassenbesten“ zu betrachten, also jene Assets, die in ihrer Gruppe die Besten sind. Die Hotelindustrie beispielsweise ist relativ wasser- und stromintensiv, jedoch ergreifen einige Unternehmen innerhalb dieses Sektors glaubwürdige Maßnahmen, um diese Themen anzugehen. Ein weiteres Beispiel: Unternehmen mit Lieferketten in Schwellenländern haben mehr Kontroversen erlebt als Unternehmen in den entwickelten Märkten. Das bedeutet nicht, dass man diese Unternehmen meiden sollte, sondern dass Anleger:innen das tatsächliche Umfeld verstehen müssen. Wir sind zum Beispiel in ein Bekleidungsunternehmen investiert, dessen Lieferkette sich zu einem großen Teil in Asien befindet und das (unserer Meinung nach) bei Themen wie verantwortungsvoll hergestellter Baumwolle, Stakeholder-Engagement und Diversität glaubwürdig agiert.

Unabhängig davon, ob groß oder klein und aus welchem Land: Es gibt Unternehmen, die in ihrem Sektor, ihrem Land, ihrer Region oder ihrer Ratinggruppe führend sind. Die Aufgabe von Analyst:innen besteht daher darin, die Herausforderungen in jedem Kontext zu verstehen, um so Top-Unternehmen von Nachzüglern zu unterscheiden.

2. Das Erzielen von Alpha durch die Identifizierung von Optimierungsmöglichkeiten

Wir wollen in die besten Unternehmen der Branche investieren, aber wir legen auch großen Wert darauf, diejenigen Unternehmen zu finden, die Optimierungspotenzial haben. Haben Unternehmen vielleicht ihr Optimum noch nicht ganz erreicht, können wir mit ihnen zusammenarbeiten, um mehr Offenlegung und Transparenz zu erreichen, bis zu dem Punkt, an dem wir zuversichtlich genug sind, zu investieren. Investiert man frühzeitig in ein Unternehmen, das sich in die gewünschte Richtung entwickelt, kann dies eine Diversifizierung und langfristige Alpha-Chancen bieten.

Vor allem Verbesserungen in der Unternehmensführung sind ein guter Indikator für den finanziellen Wert und die Nachhaltigkeit. Unternehmen, die bei der Priorisierung begrenzter natürlicher Ressourcen und der Zusammenarbeit mit ihren Stakeholdern klug vorgehen, haben tendenziell niedrigere Finanzierungskosten und weniger Abweichungen in ihren Geschäftsplänen.

3. Engagement: Verbindung von Forschung und Beziehungsmanagement

Ein aktives Engagement setzt voraus, das Geschäftsmodell eines Unternehmens in- und auswendig zu kennen und das Umfeld, in dem es agiert, zu verstehen. Finanzielle und nachhaltige Aspekte sind oft miteinander verflochten. Zu unseren Investitionen gehört zum Beispiel die Eigentümergesellschaft einer Budget-Hotelkette, die in Europa expandiert. In einem Gespräch haben wir kürzlich erörtert, wie wichtig es für die Gesellschaft ist, mit einem niedrigen Verschuldungsgrad das Investment-Grade-Rating beizubehalten. Wir sprachen auch über die Pläne der Gesellschaft, in neuen Hotels erneuerbare Energien einzusetzen, was den zusätzlichen wirtschaftlichen Vorteil hat, dass das Unternehmen seine Energierechnungen besser kontrollieren kann.

4. Der Schlüssel zu einem auf das Pariser Abkommen ausgerichteten Portfolio

Um ein Portfolio so zu gestalten, dass die Pariser Klimaziele von einer Erderwärmung unter 2 °C erreicht werden, ist es wichtig, den aktuellen Zustand eines Unternehmens zu bewerten und dessen Entwicklung zu evaluieren. Dafür betrachten wir zunächst die aktuellen Emissionen eines Unternehmens. Dann bewerten wir, wie streng die Ziele für die Emissionsreduzierung sind, welche Ressourcen für die Erfüllung dieser Ziele bereitgestellt werden und ob das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist, sie zu erreichen. Ein Teil der Informationen stammt aus externen Datenbanken wie etwa von MSCI oder Bloomberg, aber der Großteil der Informationen stammt aus Bottom-up-Analysen und direkten Gesprächen mit dem Management. Investor:innen sollten nicht nur Scope-1- und Scope-2-Emissionen betrachten, sondern auch Scope-3-Emissionen, um die CO2-Emissionen in der vor- und nachgelagerten Phase der Lieferkette zu erfassen.

5. Unternehmen ausschließen – auf die intelligente Art

Das Anlegen einer guten Ausschlussliste erfordert mehr Überlegung, als viele Menschen denken. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Möglichkeiten, Emittent:innen und Sektoren auszuschließen, die für die Umwelt und die Gesellschaft schädlich sind, und Anleger:innen müssen entscheiden, wann sie die Unternehmen vollständig ausschließen und wie sie Grenzwerte für Umsätze aus unerwünschten Aktivitäten festlegen. Auf Länderebene helfen Daten von Organisationen wie Freedom House und Transparency International dabei, Länder mit einem niedrigen Menschenrechtsniveau und einem hohen Maß an Korruption auszuschließen. Durch den Ausschluss eines Unternehmens, wird es unweigerlich Phasen geben, in denen das Portfolio schlechter als andere abschneidet, eben weil bestimmte Unternehmen bzw. deren Anteile nicht im Portfolio enthalten sind. Langfristig gesehen sind wir jedoch der Meinung, dass eine solche Auswahl mehr Nutzen als Schaden bringt. Aus dem Blickwinkel des Risikomanagements können auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Portfolios so weniger volatil sein.

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