Wir haben uns das letzte Mal auf der DKM 2023 unterhalten. Damals stand die Fusion mit der Ideal Leben im Raum. Wie hat sich die Zugehörigkeit zur Ideal auf die Positionierung und Wahrnehmung von Mylife im Markt ausgewirkt?
Arndt: Im Grunde genommen gar nicht. Wir gehören zur Ideal-Versicherungsgruppe, bedienen aber völlig unterschiedliche Maklerzielgruppen. Mylife konzentriert sich klar auf Finanzmakler und arbeitet im reinen Nettogeschäft, die Ideal dagegen auf klassische Versicherungsmakler im Bruttogeschäft. Während wir Vermögens- und biometrische Vorsorge gegen Honorar anbieten, setzt die Ideal auf Provision. Man könnte sagen: ein diversifiziertes Portfolio – beide Gesellschaften agieren fast antikorreliert. Wo es Überschneidungen gibt, sprechen wir bewusst von „Synchronisation“, nicht von Synergien. Ein Beispiel ist die Kapitalanlage: Unser kleiner klassischer Deckungsstock wird künftig von Ideal mitbetreut. Auch regulatorisch bündeln wir Know-how. Operative Zusammenlegungen, etwa im Kundenservice, gibt es dagegen nicht – dafür unterscheiden sich unsere Maklergruppen und deren Bedürfnisse zu stark.
Gab es Widerspruch, als die Fusion mit der Ideal bekannt wurde?
Arndt: Nein, überhaupt nicht. Die Aufnahme im Markt war sehr neutral – was für uns positiv ist. Die Ideal ergänzt ihr Portfolio um eine attraktive fondsgebundene Versicherung. Und wir haben mit der Ideal einen starken, solventen Partner im Hintergrund, der uns in vielen Bereichen unterstützt und aus derselben Branche kommt. Das ist eine klassische Win-win-Situation.
Wie gehen Sie mit den von der BaFin kritisierten Mängeln im Vertrieb von Netto-Policen um – etwa bei Transparenz, Kostenstruktur oder Kundenaufklärung?
Arndt: Zunächst: Die MyLife war von dieser Kritik nicht betroffen. Die BaFin zielte darauf ab, dass sowohl Produktgeber als auch Vermittler Verantwortung für den „Value for Money“ tragen. Beim unabhängigen Makler ist das komplexer, da er im Auftrag des Kunden handelt und die Beratungsqualität in seiner Verantwortung liegt. Ein Kritikpunkt betraf unklare Hinweise auf Unterschiede bei Storno-Regelungen: Während bei Bruttotarifen die Provision in den ersten fünf Jahren anteilig zurückgezahlt wird, kann beim Nettotarif das gesamte Honorar entfallen. Bei uns ist die Trennung eindeutig: MyLife hat den Versicherungsvertrag, die Honorarvereinbarung läuft separat über den Makler – oft über unsere Schwestergesellschaft Honorarkonzept. In den dort genutzten Mustervereinbarungen ist dieser Hinweis klar enthalten. Ein weiterer Vorwurf betrifft fehlende Obergrenzen für Vergütungen.
Empfehlungen sind möglich, rechtlich bindend aber nicht, da der Makler einem eigenen Vertragsverhältnis unterliegt und von der IHK, nicht der BaFin, beaufsichtigt wird. Ich verstehe, dass die BaFin über die Produktgeber steuern will, halte das jedoch nicht für zielführend. Schließlich ging es um Zuwendungen Dritter. Bei uns ist klar geregelt: Alle Vorteile werden vollständig als Überschüsse an Kunden zurückgegeben. Makler, die über Honorarkonzept arbeiten, verpflichten sich zudem, solche Zuwendungen nicht anzunehmen. Unser Anspruch ist sauberes Geschäft – und dass wir in der Nische Netto so erfolgreich sind, zeigt, dass dieser Weg funktioniert.
Wie bewerten Sie die Rolle der BaFin aktuell? Sie legt ja großen Wert auf das Thema Value for Money und Wohlverhaltenspflichten. Das müsste Ihnen doch eigentlich in die Karten spielen.
Arndt: Das tut es tatsächlich. Für uns war Value for Money schon immer selbstverständlich. Am Ende zählt der Kundennutzen – und der entsteht nicht nur durch den Abschluss, sondern durch ein Produkt, das dauerhaft ökonomisch Mehrwert bietet. Hier passt unser Modell: Wir setzen auf laufende Vergütung, die sich am Vertragsguthaben orientiert. Das schafft Interessengleichheit zwischen Kunde, Vermittler und Versicherer. Der Kunde will Vermögen aufbauen, der Makler erhält für Betreuung und Vermittlung einen Anteil am Vertragsguthaben und hat damit ein Interesse an gepflegten, überprüften und optimal allokierten Verträgen. MyLife verfolgt dasselbe Ziel und stellt digitale Tools bereit, mit denen Makler jederzeit aktiv in Verträge eingreifen können. So entsteht eine Win-win-Situation, in der alle am selben Strang ziehen. Ein Vertrag ist für den Makler im zwölften Jahr oft wertvoller als im zweiten – unsere Kunden profitieren dadurch von lebenslanger Begleitung. Genau das ist Value for Money.
Wie sieht denn eigentlich der typische MyLife-Kunde aus?
Arndt: Das ist meist jemand, der ein Haus gebaut hat oder in einer Lebensphase ist, in der er merkt: Die Rente muss abgesichert werden. Gleichzeitig denkt er schon an Themen wie Vermögensübertragung. Das sind die klassischen „Schenken-und-Erben“-Kunden, meist 55 plus. Daneben haben wir natürlich auch jüngere Vorsorgekunden – oft sogar Kinder von Bestandskunden. Einen Prototyp habe ich mir ehrlich gesagt nie gezeichnet, aber das sind die Hauptgruppen.
Stichwort Erben und Schenken: Spielt das Thema Ruhestandsplanung eine Rolle. Das ist ja auch ein Feld, das die Ideal stark in den Fokus genommen hat. Da müsste es doch eigentlich Überschneidungen geben, oder?
Arndt: Die gibt es, zumindest in Teilen. Unsere Finanzmakler vertreiben vor allem Investmentfonds und suchen ergänzende Lösungen, etwa für Schenken oder Vererben. Genau dort setzen unsere Produkte an. Die Ideal ist stärker im Bankkanal und bei klassischen Versicherungsmaklern unterwegs, wo konservative Anlagen mit attraktiver Verzinsung gefragt sind – ebenso die Pflegeabsicherung. Natürlich prüfen wir mögliche Kooperationen. Doch im Umfeld der Finanzmakler gilt biometrische Absicherung oft als Renditeminderung, was die Platzierung erschwert. In der Praxis bleiben es daher weitgehend getrennte Welten – und so werden sie auch bearbeitet.
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