EXKLUSIV

Value for Money im Fokus: Warum Makler auf Netto-Policen setzen

Welche Bedeutung hat Ihre Kooperation mit HDI im Bereich Bancassurance?

Arndt: Eine große. Zum ersten Mal entwickeln wir als White-Label-Partner ein Produkt für einen großen Versicherer. HDI bringt Bankzugänge und Marke mit, wir die Technologie für eine schnelle Umsetzung. Das Produkt steht – doch es braucht Überzeugungsarbeit. Vor zehn Jahren musste auch Honorarkonzept den Markt an einfache, transparente Produkte heranführen. Ähnlich ist es nun bei Neue Leben und HDI in den Sparkassen: Banker verstehen das Produkt sofort, klassische Versicherungsvermittler brauchen mehr Erklärung. Natürlich könnte es schneller gehen, aber einen Sparkassenvertrieb aufzubauen braucht Zeit.

Sind weitere Kooperationen mit Banken geplant?

Arndt: Wir sind offen für Kooperationen und schauen uns kontinuierlich um. Klar ist: Eine Investmentplattform lebt von Volumen. Unsere Plattform ist hoch skalierbar und kann weit mehr verwalten, als wir aktuell an Neugeschäft generieren. MyLife bringt im Jahr rund 5.000 bis 7.000 neue, eher voluminöse Verträge. Die Plattform könnte aber problemlos auch Bestände im siebenstelligen Bereich managen. Deshalb sind wir sehr interessiert daran, weiteres skalierungsfähiges Geschäft aufzunehmen.

Blicken wir auf den Maklervertrieb. Welche Entwicklungen beobachten Sie?

Arndt: Wir sehen, dass die qualitativ starken Makler weiterwachsen. Dabei kristallisieren sich zwei Typen heraus: der klassische Versicherungsmakler und der Finanzmakler. Der eine verkauft Kfz, Firmenhaftpflicht oder Berufsunfähigkeit, der andere kümmert sich um Geldanlagen. Überschneidungen gibt es bislang kaum. Wer Versicherung will, geht zum Versicherungsmakler, für die Geldanlage eher ins Finanzbüro – und dort sind wir zu Hause. Insgesamt glauben wir aber fest an den Maklermarkt und die unabhängige Beratung.

Wie positioniert sich Mylife im Wettbewerb mit klassischen Lebensversicherungs- und Fondslösungen?

Arndt: Wir sehen uns als die kleine, bescheidene Mylife aus Göttingen, die kostengünstige und flexible Produkte anbietet. Alles hat seine Berechtigung – viele Kollegen sind stark gewachsen und haben riesige Marktpotenziale erschlossen. Wir verstehen uns als sinnvolle Ergänzung in einem großen Markt.

Decken die Altersvorsorgeprodukte im Markt wirklich den Bedarf der Kunden?

Arndt: Für die Ansparphase: ja! Fondsgebundene Produkte sind hier sehr stark. Hausaufgaben gibt es aber bei der Wiederanlage. Kunden wollen sich nicht an einem fixen Datum entscheiden müssen: Rente oder Kapital. Mit 67 kann man krank sein oder andere Pläne haben. Diese Pflicht zur Entscheidung schreckt ab. Viele parken das Geld lieber auf der Bank. Kunden wünschen Flexibilität: Kapital nutzen für eine Weltreise, zur Überbrückung bis zum Rentenstart oder zur Ergänzung der gesetzlichen Rente. Unsere Produkte bieten das über Einmalentnahmen, Auszahlungsreihen oder sofort beginnende Renten. Warum nicht Gewinne aus einer Lebenspolice direkt in eine Teilverrentung umwandeln? Eine Mischform würde den Bedürfnissen besser entsprechen.

Warum liegt die Wiederanlagequote so niedrig, offiziell soll sie bei 14 bis 15 Prozent stehen.

Arndt: Wenn sie überhaupt so hoch ist. Ich glaube, sie liegt nicht einmal im zweistelligen Bereich. Es hängt immer davon ab, was in die Statistik einfließt. Manchmal reicht es schon, wenn Gelder für drei Tage geparkt werden – dann zählt es als Wiederanlage. Aber der Kern des Problems ist: Kunden müssen sich zu einem festen Termin entscheiden. Und viele sagen dann schlicht: „Ich entscheide mich gar nicht.“ Das Geld landet auf dem Bankkonto – worüber sich der Bankberater oder Finanzmakler freut. Wir sehen, dass auch Wiederanlagen anderer Anbieter bei uns landen. Deshalb bauen wir unsere Plattform so aus, dass wir künftig auch Wiederanlageprodukte im White-Label anbieten können. Wir haben die flexible Maschine dafür – und die ist auch für andere nutzbar.

Wie beurteilen Sie das Marktumfeld für den Versicherungsvertrieb in diesem Jahr?

Arndt: Für mein Haus gesprochen: sehr positiv. 2024 war das beste Jahr der Firmengeschichte – 30 Prozent über Vorjahr, dazu Rückenwind durch die Märkte. Für 2025 hatten wir Stabilität erwartet, tatsächlich wächst das Neugeschäft erneut ähnlich stark, wie der Halbjahresbericht zeigt. Immer mehr Makler interessieren sich für unsere Produkte, bestehende investieren stärker. Die Rahmenbedingungen für fondsgebundene Nettoanbieter sind optimal: viel Kapital, positives Börsenumfeld, keine dauerhaften Crashs. Einmalbeiträge hängen stark von der Marktstimmung ab – ist sie positiv, wird investiert, ist sie negativ, warten viele. So oder so: 2025 dürfte wieder ein Rekordjahr werden. Aber klar: Bei einem weltweiten Börsensturz würden auch unsere Sicherungsvermögen nicht unberührt bleiben.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit Mylife?

Arndt: Wir wollen ein verlässlicher Partner für Makler bleiben – genau in dem Segment, in dem wir stark sind. Unser Fokus liegt klar auf Netto-Produkten. Dieses Segment wollen wir weiter ausbauen, mit flexiblen und intelligenten Lösungen. Wir werden nie ein Komplettanbieter für alle Bereiche sein, sondern Spezialist bleiben, vor allem in Schicht 3, ergänzt um etwas Geschäft in Schicht 1. Ein strategischer Schwerpunkt ist unsere Investmentplattform. Sie ist hoch skalierbar und wir wollen sie so aufstellen, dass auch andere Anbieter darauf andocken können. Das Wachstum passiert dann nicht nur über MyLife, sondern über die Plattform. Steigt deren Umsatz, können wir mehr Technologie integrieren – und davon profitiert wiederum die gesamte Gruppe.

Spielen ausgewählte bAV-Lösungen für Sie eine Rolle?

Arndt: Im breiten Retailgeschäft eher nicht. Ich kenne keinen Anbieter, der das dort langfristig kostendeckend betreiben kann. Wir bieten bAV-Lösungen für spezielle Zielgruppen wie Gesellschafter oder Geschäftsführer an. Aber im allgemeinen Markt ist die Situation stark ausdifferenziert. Viele Anbieter kalkulieren extrem knapp, fast wie bei Netto-Produkten. Teilweise verzichten Vermittler sogar auf Abschlussprovisionen. Da tummeln sich schon sehr viele Player – und das Feld überlassen wir ihnen.

Abschließend: Wie bewerten Sie die aktuellen Reformbestrebungen in der privaten Altersvorsorge?

Arndt: Grundsätzlich positiv. Die Menschen haben verstanden, dass die gesetzliche Rente allein nicht reicht. chon die hohen Steuerzuschüsse im Bundeshaushalt zeigen, dass hier über Jahre Versäumnisse bestehen. Der Bedarf an privater Vorsorge wächst, gleichzeitig steigen die Belastungen durch Kranken- und Pflegeversicherung sowie Inflation. Im Durchschnittsverdiener-Segment konkurrieren wir stärker mit Konsumausgaben. Die Lage ist heute kritischer als vor zehn Jahren – wer damals abgeschlossen hat, hat immerhin ein Polster aufgebaut. Wichtig wären einfache, verständliche Regeln. Riester war in der Idee gut, aber viel zu kompliziert. Man hat eine einfache Lösung so überreguliert, dass weder Kunden noch Anbieter sie verstehen. Vertrauen wurde verspielt. Ein Kindergeld-Modell wäre ideal gewesen: Nachweis erbringen, Zulage automatisch auszahlen – fertig. Stattdessen braucht es Beamte, um Riester zu verwalten. Viele haben es nie verstanden. Selbst ich muss bei der Steuer jedes Jahr neu überlegen. Da kann auch der Versicherer nichts retten. Und wenn man uns Anbietern dann vorwirft, die Kosten seien zu hoch, sage ich: Bitte einmal selbst die Verwaltung für Riester nachbauen – dann sieht man schnell, dass niemand daran verdient.

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