Warum Family Offices eine klare Haltung brauchen

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Katja Bär

In Deutschland entstehen immer mehr Family Offices, weil die Vermögensverwaltung von Familien komplexer wird. Doch was muss ein Family Office können? Gastbeitrag von Dr. Katja Bär, FOB

Die Vermögen von Unternehmerfamilien gehören vermutlich zu den am besten gehüteten Geheimnissen in Deutschland. Immer mehr wohlhabende Familien vertrauen sich dabei in finanziellen Fragen sogenannten Family Offices an: Der Begriff steht für eine Organisation, die das komplexe Vermögen von wohlhabenden Privatpersonen oder ganzen Familien absichert und steuert und dabei unabhängig von einzelnen Banken und Finanzdienstleistern ist. Studien zeigen, dass die meisten Family Offices innerhalb der vergangenen zwanzig Jahre entstanden sind.

Und doch ist die Idee davon alles andere als neu: Als ältester Vorläufer gelten die Hausmeier im Mittelalter, die als Hausverwalter auch finanzielle Dinge der europäischen Fürstenhäuser regelten. Die heutige Bezeichnung der Family Offices wurde in den USA geprägt durch das House of Morgan, aus dem die heute größte Bank des Landes, JP Morgan, hervorging. 1882 gründete die durch den Öl-Boom zu riesigen Vermögen gekommene Familie Rockefeller ein solches Office.

Warum Family Offices wichtig sein können

Seitdem haben sich Family Offices zu Organisationen entwickelt, die ein breites Angebot an maßgeschneiderten, ganzheitlichen Lösungen für ihre Kunden anbieten und gemeinhin unterschieden werden in Single Family Offices, die nur einer einzelnen Familie dienen, und Multi Family Offices, die mehreren vermögenden Familien ihre Leistungen anbieten.

Die Gründe, ein Family Office zu betreiben oder zu  beauftragen, haben mit der Komplexität von Vermögensverwaltung und unterschiedlicher Anlageklassen wie Wertpapieren, Immobilien, Beteiligungen etc. zu tun, die Familien dazu veranlassen, diese Aufgabe in die Hände von Spezialisten zu legen, die völlig unabhängig einzig im Interesse ihrer Mandanten handeln. Die wenigsten Familien haben weder die Zeit noch das Know-how für die private Vermögenssteuerung und Geldanlage und übergeben dies dann dem Family Office.

Wie Family Offices unterstützen können

Familiäre Vermögensangelegenheiten werden deshalb häufig komplex, weil sie die Interessen mehrerer Generationen berücksichtigen müssen, unterschiedliche Fragestellungen bis hin zu Erbschaftsthemen zum Tragen kommen und Familien häufig auch wohltätige Stiftungen unterhalten, die verwaltet und betreut werden müssen. Auch Nachfolgeregelungen von Unternehmensbeteiligungen, Generationenübergänge sowie die Vermittlung bei Streitfragen in weit verzweigten Familienstrukturen gehören zu den Aufgabenfeldern.

Die Zusammenarbeit mit dem Family Office ist also eine Angelegenheit nicht nur von hoher Relevanz und Komplexität: Es geht um ein besonderes Vertrauensverhältnis mit großer Verantwortung, dem das Office gerecht werden muss, die mit viel Engagement, mit einem hohen Maß an Diskretion, breitem Fachwissen und einem professionellen Netzwerk ausgeübt werden muss.

Worauf man bei der Auswahl eines Family Office achten muss

Mit dem gestiegenen Interesse ist auch die Menge schwarzer Schafe auf dem Markt gewachsen, die den Begriff missbrauchen. Umso wichtiger ist es, sich bei der Auswahl Zeit zu lassen und ein etabliertes Office zu beauftragen.

Ein gutes Family Office ist dabei auf keinen Fall reiner Dienstleister und Erfüllungsgehilfe, sondern Partner, der in der Lage ist und über das Mandat verfügt, eigenständige Entscheidungen zu treffen und auch bereit ist, eine investigative Rolle zu übernehmen. Denn nur, wer intern die richtigen Fragen stellt, kann für den Mandanten die optimalen Ergebnisse erzielen. Es geht um eine klare Haltung, um eine mit Expertise unterlegte Meinung, die unangenehm sein kann, aber zielführend ist.

Extern hingegen setzt das Family Office seinen Auftrag leise um, arbeitet im Hintergrund und entsprechend zurückhaltend. Das gilt auch für das Netzwerk des Offices, das eng geknüpft, historisch gewachsen und hochspezialisiert ist. Gerade mit Blick auf die Vielzahl rechtlicher, regulatorischer und steuerlicher Fragen, die auf Family Offices als Vermögensverwaltungen zukommen, die zudem noch einem ständigen Wandel unterliegen, ist ein solches Netzwerk an Partnern unverzichtbar.

Welche Vorteile die Zusammenarbeit mit einem Family Office hat

Genau hier liegt der Vorteil, mit einem erfahrenen Family Office zusammenzuarbeiten: Die dort sitzenden Top-Leute haben Kontakte auf der ganzen Welt mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die allesamt auf ihrem Feld, sei es in der Geldanlage in Aktien, sei es auf dem Feld von Gewerbe- oder Wohnimmobilien, sei es in Anleihen oder in ungewöhnlichen Anlageklassen, absolute Experten sind. Das Family Office stimmt dann die Strategie mit dem Auftraggeber ab, arbeitet zu hundert Prozent transparent und steht eng mit dem Kunden in Kontakt, arbeitet aber im Detail eigenständig. So wird das für den Mandanten bestmögliche Ergebnis erzielt.

Deshalb geht es nicht darum, in einem Family Office Experten für jedwedes Thema vorweisen zu können. Wichtig ist vielmehr, den Mandanten klar zu machen, welche Fähigkeiten vorhanden sind und welche nicht, denn die Kunden schätzen genau diese Offenheit. Über die eigene Expertise hinaus ist dann aber das Netzwerk entscheidend.

Dr. Katja Bär ist Gründerin und Geschäftsführerin von FOB, einem familiären Family Office, das Privatpersonen und Stiftungen individuell bei strategischen (Vermögens-)Fragestellungen berät.

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