Warum viele ihre Sparziele verfehlen

Geschäftsmann mit Sparschwein und Münzen im Büro
Bildagentur PantherMedia / Lev Dolgachov
Die subjektive Wahrnehmung, sparen zu müssen, nimmt in allen Einkommensklassen zu.

Trotz hoher Sparquote gelingt es vielen Menschen in Deutschland nicht, ihre eigenen Sparziele zu erreichen. Eine neue Studie zeigt: Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit wird größer – und könnte langfristig die private Altersvorsorge gefährden. Woran liegt das?

Zwar legen die Deutschen laut Statistik weiterhin viel Geld zurück, doch reicht das in vielen Fällen nicht aus, um die eigenen finanziellen Ziele zu erfüllen. Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) zeigt, liegt der monatlich angestrebte Sparbetrag im Jahr 2025 bei durchschnittlich 298 Euro. Tatsächlich schaffen es die Befragten jedoch nur, 192 Euro zurückzulegen – eine Lücke von 106 Euro. Es ist der höchste Wert, der bislang im Rahmen dieser Studienreihe gemessen wurde.

„Die Sparbedarfe der Deutschen steigen aktuell stärker als ihre Sparfähigkeit“, sagt Dr. Andreas Bley, Chefvolkswirt des BVR. „Selbst Menschen mit mittleren Einkommen verfehlen ihre Zielbeträge in einem immer größeren Ausmaß.“ Die statistisch hohe Sparquote, so Bley, sei daher trügerisch – viele Bürgerinnen und Bürger könnten ihre Vorsorgepläne nicht umsetzen, was das Risiko wachsender Versorgungslücken erhöhe.

Auffällig ist: Die subjektive Wahrnehmung, sparen zu müssen, nimmt in allen Einkommensklassen zu. Doch während Besserverdiener ihre Ziele meist erreichen, bleibt gerade Haushalten mit geringen Einkommen kaum Spielraum. Für sie ist eine Ausweitung der Sparanstrengungen realistisch kaum möglich – ihre Sparlücke ist besonders groß.


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Trotzdem verzeichnet die Deutsche Bundesbank für das Jahr 2024 eine weiterhin hohe Geldvermögensbildung: Privathaushalte haben demnach rund 309 Milliarden Euro neu angelegt. Das Gesamtvermögen stieg auf etwa 9.420 Milliarden Euro – ein Plus von 7,4 Prozent. Bereinigt um die Inflation liegt das reale Geldvermögen jedoch noch immer unter dem Stand von 2022. Damit spiegelt der Zuwachs keine echte Verbesserung der Zukunftsvorsorge wider.

Problematisch ist auch die Anlagestruktur vieler Haushalte mit geringem oder mittlerem Vermögen. Sie nutzen überwiegend niedrig verzinste oder renditeschwache Produkte – ausgerechnet jene Gruppen also, die besonders auf eine leistungsfähige private Altersvorsorge angewiesen wären. Aus Sicht des BVR erschwert dies den wirtschaftspolitisch gewünschten Vermögensaufbau erheblich.

„Wer die gesetzliche Rente ergänzen und echte Vermögensbildung ermöglichen will, muss mehr Menschen den Zugang zu renditestarken Vorsorgelösungen eröffnen“, betont Bley. Neben einer besseren finanziellen Bildung seien einfache, verständliche Produkte und gezielte staatliche Förderung zentrale Hebel. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Frühstartrente und die geplante Riester-Reform seien zwar richtige Schritte – reichten aber nicht aus. Der BVR fordert deshalb ein staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot, das allen Erwerbstätigen offensteht.

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