Was der Brexit mit einem Kaubonbon zu tun hat

Wenn sich viele neunmalkluge britische Politiker einbilden, das Land könne einen „No-Deal-Brexit“ überleben, ist das ein Fall von unheilbarem Rinderwahn. Will man unbedingt mit dem Status eines Schwellenlandes flirten, auch weil die starke britische Finanzindustrie auf den Kontinent rüber machen wird? Weder Trump in Washington noch Xi in Peking werden May oder ihrem Nachfolger in London ein gutes Handelsabkommen anbieten.

Keine Einzigartigkeit

So einzigartige Produkte hat das Land nicht, dass man dafür wie an der Disco Schlange stehen müsste. Und Produkte wie Butterkekse kann man leicht kopieren. China kann das. Und ein britisches Steuerparadies für Unternehmen? Europa würde mit entsprechenden Zöllen jeden Steuervorteil einkassieren. Jedem auch nur theoretischen Exit-Nachahmer soll praktisch jede Lust genommen werden.

Die europäische Wirtschaft wird sicherlich zunächst schlucken müssen. Langfristig bestehende Lieferketten und Export-/Import-Beziehungen müssen verkraftet werden. Doch wird zunächst die EZB die entstehenden Probleme in noch mehr Liquidität ersäufen. Und viele bisher auf der Insel produzierende Auslandsfirmen werden dann ihre Autos zum Beispiel in Kontinentaleuropa bauen. Die sind dann weg von der Insel der wirtschaftlich Verdammten.

Und nach ein paar schwierigen Tagen an den europäischen Aktienmärkten wird sich die Lage beruhigen. Immerhin ist dann die lähmende Lethargie beendet und es gibt Planungssicherheit.

Also liebe Briten, was wollt Ihr denn?

Jede Art des Brexit ist sinnbefreit, erst Recht einer ohne Abkommen, vor allem für die Briten selbst. Liebe Insulaner, wisst endlich, was Ihr wollt, lasst „Rule Britannia“ im British Museum und im Buckingham Palace, entscheidet endlich im eigenen wirtschaftlichen Interesse pro-europäisch und schickt die Verschwörungsanhänger zum Teufel, denn der ekelt sich vor überhaupt nichts.

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator. Er ist aus Funk und Fernsehen bekannt und schreibt regelmäßig für Cash.

Foto: Baader Bank

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