Wie der Anleihenmarkt auf die US-Politik wirkt

Foto: Nikko AM
Naomi Fink, Nikko Asset Management

Moody's hat die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft. Naomi Fink, Chief Global Strategist von Nikko Asset Management, blickt über diesen Schritt hinaus auf den US-Anleihenmarkt.

Auslöser für die Herabstufung waren die anhaltenden Haushaltsdefizite der USA. Sie sind ein wichtiger Grund dafür, dass die Laufzeitprämie (der Renditeunterschied zwischen langen und kurzen Restlaufzeiten) für US-Anleihen hoch bleiben dürfte – unabhängig davon, wie sich die Konjunktur mittelfristig entwickelt.

Weiterhin mehrere Szenarien denkbar


Die Märkte wurden von der Herabstufung überrascht; sie reagierten mit steigenden Renditen von US-Staatsanleihen. Der zuvor von stabilen Langfristrenditen gestützte Kursaufschwung an der Wall Street wurde unterbrochen. Unser Positivszenario vorübergehender Schwankungen, gefolgt von einer Entspannung im Handel, ist vor dem Hintergrund dieser Marktreaktion neu zu bewerten. Überhaupt bietet das Denken in verschiedenen Szenarien einen geeigneten Rahmen für die Analyse von Ereignissen wie der Moody’s-Herabstufung.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Reaktion der US-Regierung auf die bisherigen Anleihebewegungen, insbesondere die politischen Kehrtwenden nach negativen Marktreaktionen auf die geplanten Handelszölle. Die Vorteile der Eskalation und Deeskalation der Handelsspannungen für die USA ist noch nicht bekannt. Die US-Anleiherenditen könnten ein wichtiger Indikator für einen wesentlichen Vorteil sein – nämlich den Zinssatz, zu dem die USA ihre Verbindlichkeiten finanzieren.

Die Handelspolitik und andere politische Maßnahmen setzt die Marktteilnehmer, die US-Handelspartner im Ausland und die privaten Haushalte ständig neuen Unwägbarkeiten aus. Diese werden durch Marktreaktionen auf politische Ankündigungen und dann wieder durch die Reaktion der US-Regierung auf den Markt beeinflusst.

Warum ist der Anleihemarkt für die US-Regierung so wichtig?


Trotz der aggressiven Haltung der US-Regierung im Handel und ihres erklärten Wunsches, sich von ihren chronischen Außenhandelsdefiziten zu lösen, sind diese Defizite eng mit den günstigen Finanzierungskosten verbunden, die die USA im In- und Ausland genießen. Die politischen Entscheidungsträger mögen zwar tatsächlich eine Eindämmung der Außenhandelsdefizite anstreben, aber sie werden kaum bereit sein, einen plötzlichen Anstieg der US-Finanzierungskosten in Kauf zu nehmen, der mit einer abrupten Anpassung der Kreditvergabe an die größte Volkswirtschaft der Welt einhergehen würde.

Wir könnten daher einen vorübergehenden Anstieg der US-Renditen erleben, gefolgt von einem versöhnlicheren diplomatischen Ton der USA, selbst wenn sich das Wachstum verlangsamen dürfte. Ungewissheit bremst das Wachstum. Die Interaktionen zwischen der US-Regierung und dem Anleihemarkt sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

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