Wind of Change? Warum Japans Zinswende neue Risiken birgt

Japan-Flagge mit Boersenfinanzierung,Wirtschaftstrenddiagramm digitale Technologie.
Foto: PantherMedia/sweettomato (YAYMicro)
Wie es in Japan jetzt weitergeht

Jörg Held, Head of Portfolio Management & Portfolio Manager bei Ethenea, analysiert die Lage in Japan, nachdem die Bank of Japan die Kehrtwende in der Zinspolitik eingeleitet hat, und nennt die aktuellen Risikofaktoren:

Carry Trades sind beliebt, um globale Zinsdifferenzen auszunutzen. Besonders der Yen spielte dabei lange eine zentrale Rolle: Japans Niedrigzinsphase war dafür wie gemacht. Bis die Bank of Japan ihre Negativ- und Nullzinspolitik aufgab. Unterliegen Carry Trades zunehmend strukturelleren Problemen und fallen wie ein Kartenhaus in sich zusammen? 

  1. Was sind Carry Trades – und warum haben sie so gut funktioniert? 
    „Carry Trades funktionieren prinzipiell einfach: Die Strategie beruht darauf, dass sich Investoren günstig in Niedrigzinswährungen verschulden und das geliehene Geld hochverzinst anlegen – meistens ohne Währungsabsicherung. Jahrelang wurden im japanischen Yen günstig Schulden aufgenommen, um dann in den USA Rendite zu machen. Der Yen-Carry-Trade wurde zum wichtigen Faktor an den Finanzmärkten.“
  2. Zinswende in Japan: Die erste Kettenreaktion kam prompt
    „Doch die Zeiten ändern sich: Im vergangenen Jahr hat die Bank of Japan für einen Paukenschlag gesorgt, als sie die Zinsen um 15 Basispunkte auf 0,25 Prozent anhob. Das war ein überraschender Schritt, der eine sich selbst verstärkende Kettenreaktion ausgelöst hat: Wegen der Angst vor hohen Währungsverlusten wurden die Carry-Trades rückabgewickelt, was zu einer weiteren Stärkung des Yen und einem temporären Ausverkauf an den Märkten führte.“
  3. Das Risiko bleibt: Kapitalabzug als systemischer Schock
    „Auch wenn sich der Stress im vergangenen Sommer wieder gelegt hat, ist die Ausgangssituation nahezu unverändert: Weiterhin sind beträchtliche Beträge aus Fernost im US-Kapitalmarkt investiert. Gefährlich und riskant wird es, wenn diese Gelder abrupt abgezogen werden. Die wichtige Frage ist: Was könnte eine solche Reaktion auslösen? Neben der schwindenden Zinsdifferenz könnte auch sinkendes Vertrauen in die Sonderstellung des US-Aktienmarkts solche Kapitalrückflüsse verursachen. Ebenso könnte eine (Trotz-) Reaktion auf den von den USA angeheizten Zollstreit ein neuer Auslöser für eine derartige Kettenreaktion darstellen. Um Vorzubeugen und solche Zündfunken zu identifizieren, ist aktives Risikomanagement wichtiger denn je.“
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