Die betriebliche Altersversorgung gilt vielen Unternehmen inzwischen als unverzichtbare Säule einer zukunftsfesten Vorsorgestruktur. Der politische Rahmen bleibt jedoch uneinheitlich. Zwar hat die Bundesregierung ein neues Rentenpaket vorgelegt, doch zentrale Elemente greifen aus Sicht vieler Fachleute zu kurz. Die geplante Reform der Riester-Rente wird als sinnvoll beschrieben, basiert aber auf unausgereiften Konzepten. Die Frühstartrente stärkt vor allem die finanzielle Bildung und weniger die Versorgung. Das BRSG II sieht Verbesserungen für das Sozialpartnermodell vor, wie renditeorientierte Kapitalmarktnutzung oder zusätzliche Unterstützung für Geringverdienende. Entscheidend wäre jedoch ein breites Opting-Out – dieses bleibt weitgehend tarifgebunden und damit für zahlreiche Unternehmen wenig relevant.
Unternehmen fordern verlässliche Rahmenbedingungen
Wie groß der Bedarf an klaren Strukturen ist, zeigte die WTW bAV-Konferenz in Frankfurt, an der rund 200 Fachverantwortliche aus mittleren und großen Unternehmen teilnahmen. In einer Pulsbefragung äußerten sie deutliche Erwartungen: besonders den Abbau bürokratischer Hürden, mehr Rechtssicherheit und eine Stärkung von Opting-Out-Modellen, um Kapitalanlagechancen besser nutzen zu können.
Zugleich wurde sichtbar, dass Unternehmen die bAV zunehmend als strategisches Instrument begreifen. Attraktive Vorsorgeleistungen sollen dabei helfen, Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. Voraussetzung dafür ist eine ausgewogene Gestaltung, die sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeitenden als auch den finanziellen und administrativen Anforderungen der Arbeitgeber gerecht wird. Digitale Lösungen spielen eine wachsende Rolle, um Prozesse zu vereinfachen und Transparenz zu schaffen.
Impulse aus Praxis, Forschung und Generationenperspektive
Die Agenda der Konferenz zeigte ein breites Spektrum an Themen. Praxisberichte großer Unternehmen trafen auf Perspektiven aus Forschung und Wissenschaft. Roger Urwin vom Thinking Ahead Institute beleuchtete Trends und Risiken von Anlagestrategien. Die Jetpilotin und ESA-Reserve-Astronautin Nicola Winter sprach über den Umgang mit kritischen Situationen und die Bedeutung klarer Entscheidungen.
Ein besonderes Augenmerk lag auf der Frage, wie die jüngere Generation für die bAV gewonnen werden kann. In der Panel-Diskussion „Zwischen TikTok und Tarifvertrag – wie attraktiv ist bAV für die jüngere Generation?“ betonten Vertreterinnen und Vertreter von BASF, MetallRente, Uniper und WTW die Relevanz verständlicher Kommunikation, bedarfsgerechter Produkte und einer fundierten finanziellen Bildung, um den Zugang zu moderner Vorsorge zu erleichtern.
Handlungsdruck steigt
Der Verlauf der Konferenz machte deutlich, dass die bAV trotz politischer Unklarheiten ein leistungsfähiges System bleibt. Sie verbindet die Interessen der Mitarbeitenden mit den wirtschaftlichen Anforderungen der Unternehmen. Die Diskussionen endeten mit einem gemeinsamen Tenor: Die bAV ist ein attraktiver und zukunftsfähiger Allrounder – und viele Schritte lassen sich bereits jetzt umsetzen, ohne auf umfassende politische Reformen zu warten.















