In den kommenden Tagen fällt die Entscheidung über die Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen für das nächste Jahr. Traditionell tagen die Verwaltungsräte in der Woche vor Weihnachten. Auffällig ist dabei die ungewöhnlich hohe Zahl an Kassen, die bislang keine Erhöhung ankündigen. „Noch nie hatten wir so früh so viele Mitteilungen von Krankenkassen, dass sie NICHT erhöhen werden“, sagt Thomas Adolph, Geschäftsführer des unabhängigen Vergleichsportals gesetzlichekrankenkassen.de. Nach seinen Angaben haben sich bislang 25 der aktuell 94 gesetzlichen Krankenkassen festgelegt.
Von vier Kassen ist bekannt, dass sie ihre Zusatzbeiträge um zwischen 0,9 und 1,1 Prozentpunkten anheben. Große Anbieter wie die AOK PLUS, die Barmer und die Mobil Krankenkasse wollen ihre Beiträge dagegen stabil halten. Diese hatten allerdings bereits 2025 besonders deutlich erhöht.
Erste Entscheidungen geben kein Entwarnungssignal
Eine Ausnahme bildet die Knappschaft, bislang die teuerste Krankenkasse, die ihren Beitragssatz um 0,1 Prozentpunkte senkt. „Das bedeutet aber auch, dass mindestens die Hälfte der gesetzlichen Krankenkassen ihre Beiträge erhöhen werden“, rechnet Adolph vor.
Die Zurückhaltung vieler Verwaltungsräte erklärt sich aus der unsicheren Finanzplanung. Hintergrund sind geplante Einsparungen in den Krankenhäusern in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Ob diese Entlastungen tatsächlich realisiert werden, ist offen.
Nach Beobachtung von Adolph folgen die Kassen aktuell entweder dem Prinzip Hoffnung oder dem Prinzip Vorsicht. „Aktuell zeigt sich, dass die Aufsichtsbehörde den Kassen nicht nur gestattet, sondern sogar von ihnen erwartet, dass sie auf das Prinzip Hoffnung setzen“, sagt er.
Unsicherheit für Versicherte bleibt bestehen
Für Versicherte bedeutet das eine trügerische Ruhe. Bleibt der Beitragssatz der eigenen Krankenkasse zunächst stabil, ist das keine Garantie für das gesamte Jahr. Sollten die geplanten Einsparungen in den Kliniken nicht umgesetzt werden, könnten spätere, deutlichere Anpassungen folgen.
Umgekehrt könnten Kassen, die jetzt stärker erhöhen, bei erfolgreicher Umsetzung der politischen Sparpläne im Laufe des Jahres wieder Spielraum für sinkende Beitragssätze erhalten. Die Entwicklung bleibt damit schwer kalkulierbar. „Wie planen, wenn man nicht weiß, ob und welche Entlastungen kommen?“, fragt Adolph stellvertretend für die Krankenkassen. Nach Einschätzung der Expertinnen und Experten von gesetzlichekrankenkassen.de ist ein häufiges Auf und Ab der Beitragssätze kaum zu vermeiden.
Beitragssatz-Jo-Jo als neue Realität
Für die Versicherten zeichnet sich damit ein Beitragssatz-Jo-Jo ab. Verlässliche Perspektiven fehlen, solange strukturelle Reformen ausbleiben. „Nachdem sich jeden Tag die Unwilligkeit oder Unfähigkeit der Regierungskoalition zu echten Reformen in erschreckender Form zeigt, ist mit Blick auf die Frage der Beitragssätze den gesetzlichen Krankenkassen kaum mit einer schnellen Lösung des Problems zu rechnen“, sagt Thomas Adolph.
Der aktuelle Stand bei den Zusatzbeiträgen kann tagesaktuell hier abgerufen werden: https://www.kassensuche.de/zusatzbeitrag2026















