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Zwischen Burgern und Bilanzen: Grillen mit Domcura-Chef Uwe Schumacher (mit Video)

Uwe Schumacher, Vorstandsvorsitzender Domcura AG
Fotos: Florian Sonntag
Die Santoku-Messer ist gewetzt: Domcura Vorstandschef Uwe Schumacher (li.) und Cash. Redakteur Jörg Droste

Statt Meetingraum und Vorstandsetikette: ein Frühlingstag, ein Gasgrill und ein Garten vor den Toren Hamburgs. Nach drei Jahrzehnten in der Versicherungsbranche und 13 Jahren an der Spitze der Domcura endet für Uwe Schumacher ein prägendes Kapitel. Cash. traf den scheidenden Vorstandschef zum vielleicht persönlichsten Interview seiner Karriere. Ein Gespräch über Wohngebäuderisiken, Klimawandel, KI, die Verantwortung des freien Vertriebs und die Kunst, loszulassen, ohne sich ganz zu verabschieden.

Frühling in Hamburg: Der „Garten von Ehren“ im Süden der Stadt zeigt sich von seiner besten Seite. 16 Grad, die Sonne lacht von einem beinahe wolkenlosen Himmel. Es grünt und blüht. Der perfekte Rahmen für ein Gespräch, das bewusst anders sein soll: offen und persönlich. Statt Büro, Konferenztisch und Wasserflaschen dominieren Gasgrill, Plancha und Natur die Szenerie. Statt Floskeln und Charts gibt es Burger, Cheddar, Tomaten, Schinken, Zwiebeln.

Im Mittelpunkt des äußerst ehrlichen Interviews: Uwe Schumacher, Vorstandsvorsitzender des Kieler Assekuradeurs Domcura, der sich Ende des Jahres aus dem aktiven Geschäft verabschieden wird. Fast 30 Jahre Branchenerfahrung, davon die letzten 13 Jahre als prägende Kraft bei Domcura: Schumacher hat Domcura wie kaum ein anderer gestaltet – und – wie das Gespräch auch zeigt, dabei nie die Bodenhaftung verloren. Es geht um große Themen: Die Herausforderungen durch den Klimawandel, die zunehmende Bedeutung von Elementarschäden, die dramatische Entwicklung im Wohngebäudesegment oder die Chancen der Digitalisierung – aber auch um persönliche Einblicke.

Welche Werte treiben ihn an? Was motiviert ihn und wie blickt er auf die Zukunft, privat wie beruflich? Begleitet von Cash.-Redakteur Jörg Droste und Garten von Ehren-Grillexperte Hauke Grant entwickelt an und um den Grill herum ein Gespräch, das mehr ist als ein beruflicher Rückblick. Es ist auch eine Momentaufnahme einer Branche im Wandel – und eines Managers, der den Wandel nicht nur begleitet, sondern als Physiker und Mathematiker aktiv gestaltet hat.

Während die ersten Zutaten auf dem Grill brutzeln und die Burger vorbereitet werden, wird schnell klar: Hier treffen wir einen Experten, der seinen Beruf lebt und liebt. Schumacher spricht offen über die aktuellen Herausforderungen der Versicherungswirtschaft – von der massiven Prämienentwicklung über die gestiegenen Anforderungen durch Naturgefahren bis hin zu den Chancen, die Künstliche Intelligenz in der Schadenbearbeitung bietet. Er beleuchtet kritisch die Diskussionen rund um eine Elementarpflichtversicherung, mahnt mehr Prävention an und plädiert für mehr Eigenverantwortung. Und er scheut sich nicht, auch unbequeme Wahrheiten anzusprechen – etwa, dass Nachhaltigkeit zwar gern gefordert, aber beim tatsächlichen Abschluss leider zu oft hintenangestellt wird.

Doch bei aller Ernsthaftigkeit bleibt der Ton im gesamten Interview ruhig, entspannt und sehr persönlich. Es wird gelacht, geschnippelt, diskutiert – über alte Autos, Gartenarbeit, handwerkliche Projekte und den Spaß am Grillen. Ein Gespräch, das aber auch zeigt: Versicherungen sind weit mehr als nur Zahlen, Statistiken, Wahrscheinlichkeiten, Risiken und Policen – sie sind immer auch ein Stück gelebtes Leben.

Und wo könnte ein solches Gespräch besser beginnen als am Grill – und dort, das ist eine weitere Erfahrung, die der Vorstandsvorsitzende und der Versicherungsredakteur machen, duzt man sich.

Das Interview : Zwischen Burgern und Bilanzen

Uwe, wie oft stehst du am Grill?
Schumacher: Im Sommer, an den Wochenenden, häufig. Sobald das Wetter mitspielt, zieht es uns raus in den Garten – da verbringen wir deutlich mehr Zeit als im Haus oder im Wintergarten. Und dann kommt der Grill regelmäßig zum Einsatz.

Ist das eine Form der Entspannung?
Schumacher: Absolut. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss: Ich grille nicht immer selbst, mal übernimmt meine Frau. Und wenn unsere Kinder zu Besuch sind, steht meistens unser Sohn am Grill.

Kommen wir zu einem deutlich weniger entspannten Bereich: Der Wohngebäudeversicherung. Wie dramatisch ist die Lage dort?
Schumacher: Ich würde sagen: sehr dramatisch. Die Ursachen sind vielfältig. Seit den massiven Elementarereignissen der letzten Jahre – man denke nur an das Ahrtal – haben Rückversicherer ihre Preise deutlich erhöht, teils verdreifacht. Parallel dazu steigen die Anforderungen an das Solvenzkapital der Versicherer. Und das alles zu einer Zeit, in der wir plötzlich wieder Zinsen haben. Geld lässt sich inzwischen wieder zu drei Prozent fest anlegen. Wer es jedoch als Risikokapital bereitstellt, erwartet eher sechs Prozent Rendite. Diese Entwicklungen führen dazu, dass die Sparte tief in den roten Zahlen steckt. Die Combined Ratio liegt bei vielen Anbietern deutlich über 100 Prozent. Das variiert natürlich je nach Unternehmen, aber Werte von 110, 112 oder sogar 115 Prozent sind keine Seltenheit.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen in der Sparte?
Schumacher: Es ist die Mischung – eine regelrecht toxische Gemengelage. Die Prämien werden in den kommenden Jahren deutlich steigen, das lässt sich heute schon absehen. Ein Blick in die USA zeigt: Dort liegt die durchschnittliche Jahresprämie für ein Wohnhaus bei rund 1.500 Dollar – und das in Regionen ohne Extremrisiko. In Deutschland liegen wir bei etwa 650 Euro.


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Da ist noch Luft nach oben!
Schumacher: Leider ja. Ich rechne in den nächsten zwei bis drei Jahren mit einer Steigerung der Durchschnittsprämien um 30, 35 bis 40 Prozent – vielleicht sogar mehr. Die 1.000-Euro-Marke ist aus meiner Sicht in Sichtweite.

Wir reden immer über Elementarschäden. Allerdings machen Leitungswasserschäden das Gros der Schäden aus. Darüber hört man erstaunlich wenig.
Schumacher: Das liegt vermutlich daran, dass dieses Thema schon fast selbstverständlich ist – beinahe eine Grundkonstante. Leitungswasserschäden beschäftigen uns nicht erst seit gestern, sondern seit Jahrzehnten. Und sie werden uns auch künftig begleiten. Aber im Vergleich zu Elementargefahren sind sie deutlich besser zu beherrschen. Es sind Frequenzschäden, auf die sich ein Versicherer einstellen kann. Es gibt inzwischen gute Methoden zur Prävention – etwa Leckage-Sensoren oder technische Ortungssysteme. Leitungswasser ist also nach wie vor ein wichtiges Thema, bereitet mir aber deutlich weniger Sorgen als die Elementargefahren.

Wie reagieren die Kunden auf die steigenden Prämien?
Schumacher: Das ist definitiv eine Herausforderung – gerade für die Vermittler. Aber es ist auch eine Realität, der man sich stellen muss. Entscheidend ist, wie man das kommuniziert. Aus meiner Sicht führt kein Weg an Transparenz vorbei. Die Ursachen offen benennen, die Kalkulationsgrundlagen zumindest grob erläutern – das schafft Vertrauen. Natürlich bleibt die Botschaft unangenehm: Die Prämien steigen spürbar. Und wenn der Kunde den Brief oder die E-Mail mit der Beitragsanpassung öffnet, kommt oft erst einmal der Schreck – da ist der erste Reflex, dem Überbringer der Nachricht die Schuld zu geben. Aber nach dem ersten Moment erkennen viele, dass es eben keine Willkür ist, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit. Ich selbst habe mich über 17 Jahre intensiv mit Kfz-Versicherungen beschäftigt – da ist der Wechsel viel einfacher als in der Wohngebäudeversicherung. Dort ist der Markt deutlich weniger transparent, der Wechselaufwand höher – allein schon wegen der Zustimmungspflicht der finanzierenden Bank. Trotzdem überlegen Kunden natürlich: Bekomme ich für das gleiche Geld woanders mehr Leistung? Genau an diesem Punkt kommen Makler ins Spiel.

Um wie viel Prozent musste Domcura die Prämien in den letzten zwei Jahren anpassen?
Schumacher: Vor zwei Jahren haben wir um 25 Prozent erhöht, im vergangenen Jahr folgte eine Indexanpassung von 7,53 Prozent. In Summe also rund 33 Prozent – das liegt im oberen Bereich, ist aber nicht aus der Reihe.

Reicht das, um wieder profitabel zu sein?
Schumacher: Bei uns lag die Schaden-Kosten-Quote im letzten Jahr tatsächlich wieder unter 100. Klingt gut, aber das war auch ein Jahr mit wenig Elementarschäden, abgeschwächter Inflation und auch Glück. Wir lehnen uns daher keinesfalls zurück – im Gegenteil. Denn nur weil es in einem Jahr ruhig blieb, heißt das nicht, dass man die Prämie senken kann. Wir müssen für schlechte Jahre vorsorgen – und davon hatten wir in letzter Zeit genug.

Wie hoch ist eigentlich die Abschlussquote in der Elementarschadenversicherung bei euch? Ich erinnere mich an ein Gespräch vor vier Jahren, da lag sie bei rund 70 Prozent.
Schumacher: Heute liegen wir – je nach Bestand – bei 80 Prozent oder mehr. Das liegt an unserem Vertriebsweg über unabhängige Vermittler. Die stehen mit ihrem Namen für die Beratung und haften auch dafür. Das sorgt für eine hohe Abschlussqualität.

Wie bewertest du die Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer Elementarpflichtversicherung?
Schumacher: Ich bin da skeptisch. Eine Pflichtversicherung könnte dazu führen, dass politische Akteure in Städten und Gemeinden weniger Druck verspüren, präventiv zu handeln. Hochwasserschutz ist nicht sichtbar – ein Rückhaltebecken lässt sich schlechter verkaufen als eine neue Umgehungsstraße. Deshalb müsste eine Pflichtversicherung zwingend mit verbindlichen Maßnahmen zur kommunalen Prävention gekoppelt werden. Dass an vielen Orten, wie im Ahrtal, Gebäude nach der Flut wieder in gleicher Lage aufgebaut wurden, ist schwer nachvollziehbar.

Bei der Ahrflut wurden rund 9.000 Gebäude zerstört. Ganze 38 davon dürfen nicht wieder aufgebaut werden. Bietet Domcura in allen Zürs-Zonen Versicherungsschutz an, also auch in drei und vier? Da steigen viele Versicherer ja aus.
Schumacher: Wir sind einer der wenigen Anbieter, die auch in Zürs 4 Angebote machen. Allerdings ist das Interesse dort gering. In Zürs 4 liegen die Prämien im ordentlichen vierstelligen Bereich bei 2.000 bis 3.000 Euro, die Selbstbehalte oft bei 25.000 bis 40.000 Euro. Auf der anderen Seite darf man auch nicht vergessen, was ein Haus kostet. In Zürs 3 sieht das anders aus – dort gibt es mehr Nachfrage, und dort bieten wir Versicherungen an. Wer allerdings in einer Hochrisikozone wohnt, muss sich bewusst machen, dass sein Haus im Schnitt alle zehn bis 20 Jahre überflutet werden kann. Da braucht es passende Prämien – und ein echtes Risikobewusstsein.

Vor kurzem kam ein neues Wohngebäude-Rating von Morgen & Morgen. Auch eure Tarife schneiden dort hervorragend ab. Mal wieder. Was macht Domcura-Produkte aus Sicht der Makler so attraktiv?
Schumacher: Zum einen sind wir echte Spezialisten im Bereich Wohngebäude. Wir beobachten sehr genau, was der Markt braucht und was Vermittler in der Beratung unterstützt. Unser Ziel ist es, nicht nur leistungsstarke, sondern auch vermarktbare Produkte anzubieten. Viele unserer Innovationen – wie damals das Quadratmetermodell – wurden später vom Wettbewerb übernommen. Was uns weiterhin unterscheidet, sind unsere Garantiebausteine: Etwa die Marktgarantie, die sicherstellt, dass Leistungen automatisch mitversichert sind, wenn andere am Markt diese standardmäßig anbieten – selbst wenn sie im Vertrag nicht explizit genannt sind. Oder unsere Innovationsgarantie, durch die alle Kunden automatisch von künftigen Leistungsverbesserungen profitieren – ohne Vertragsupdate. Das sind starke Verkaufsargumente.

Kommen wir zur Hausratversicherung, die bietet Domcura ebenfalls an. Welche Entwicklungen beobachtet ihr dort?
Schumacher: Ein Trend, den wir mit Vorsicht sehen, ist der zunehmende Einschluss teurer Fahrräder – insbesondere E-Bikes – in die Hausratpolicen. Früher war ein Fahrrad ein überschaubares Risiko. Heute reden wir über Werte von 3.000, 5.000 oder mehr Euro – und ein hohes Diebstahlrisiko. Das belastet zunehmend die Schadenquoten. Und ich glaube nicht, dass die Branche das dauerhaft durchhalten wird. Bereits heute ist es vielerorts so, dass hochwertige Räder ab etwa 1.000 Euro separat versichert werden müssen.

Viele Kunden glauben, dass bereits der Abschluss eines Vertrags umfassenden Schutz garantiert – Stichwort Versicherungsillusion. Wie gut sind Verbraucher tatsächlich darüber informiert, dass ihre bestehenden Policen oft nicht mehr ihrem aktuellen Bedarf entsprechen?
Schumacher: Das ist tatsächlich ein Problem, das in weiten Teilen existiert. Wir versuchen, dem zu begegnen, indem wir eine Innovationsgarantie anbieten. Sie sorgt dafür, dass sich zumindest das Produkt mit den Marktanforderungen weiterentwickelt. Allerdings gibt es Punkte, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen. Zum Beispiel, wenn jemand umzieht – dann benötigt er möglicherweise eine andere Hausratversicherung, weil sich seine Wohnfläche ändert oder weil er in eine andere Risikozone zieht. Ein weiterer Punkt ist, dass im Laufe des Lebens der Hausrat an Wert gewinnt, sodass die Versicherungssumme angepasst werden müsste. Deshalb ist ein regelmäßiges Überprüfen des Versicherungsschutzes dringend angeraten. Wir unterstützen den Vermittler dabei. Aber einige Informationen – etwa Veränderungen im persönlichen Lebensumfeld – können nur vom Kunden selbst kommen.

Wie geht Domcura bei der Integration von Elementargefahren in die Hausratversicherung vor?
Schumacher: Bei uns ist der Elementarschutz – im Gegensatz zum Wohngebäudebereich – in der Hausratversicherung optional. Das liegt einfach daran, dass die Bedürfnisse unterschiedlich sind. Wer etwa im zehnten Stock wohnt, macht sich vielleicht weniger Gedanken über Überschwemmungsgefahren. Daher sind die Anforderungen an die Versicherung sehr verschieden. Wir bieten den Schutz an, setzen aber darauf, dass der Vermittler den Kunden berät und auf Risiken hinweist. Gerade bei existenziellen Risiken zeigt sich der große Wert einer fundierten Beratung.

Nehmen wir an, ein Schaden tritt ein: Dann zählen Service und Leistung. Welche Bedeutung spielt der Service bei Domcura?
Schumacher: Nach Vertragsabschluss kommt der Moment, an dem wir als Anbieter gemessen werden. Das fängt schon mit der Unterstützung des Vertriebs an: Wir stellen Tarifrechner bereit, die den Vermittlern viel Eigenständigkeit ermöglichen. Aber es gibt immer wieder individuelle Fragen, bei denen Vermittler Bestätigung oder Rat brauchen – etwa, ob bestimmte Deckungsinhalte wirklich so gelten, wie sie sie verstanden haben. Hier unterstützt unsere telefonische Vertriebsberatung von 8 bis 18 Uhr jeden Werktag. Zusätzlich haben wir bundesweit etwa 15 Vertriebsmitarbeiter im Außendienst, die Vermittler auf Wunsch persönlich beraten und Besonderheiten unseres Portfolios vorstellen.

Die Digitalisierung wird im gesamten Prozess immer wichtiger. Wie digital ist Domcura aufgestellt?
Schumacher: Gerade bei der Schadenbearbeitung konnten wir einen großen Sprung machen. Wir haben ein KI-gestütztes Schadenbearbeitungssystem eingeführt, das meines Wissens in Deutschland derzeit einzigartig ist. Wenn ein Kunde beispielsweise am Sonntagabend während des „Tatorts“ über sein iPad eine Schadenmeldung abgibt, bekommt er nicht einfach eine Standard-Empfangsbestätigung, sondern eine individuell formulierte E-Mail. Unsere KI analysiert automatisch die eingereichten Bilder und Daten. Fehlen Informationen oder sind Unstimmigkeiten erkennbar, fordert das System selbstständig zusätzliche Unterlagen oder Bilder an – und das rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.

Bilder können digital gefälscht werden. Erkennt das System solche Manipulationen?
Schumacher: Stand heute leider noch nicht. Aber um ehrlich zu sein: Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten digitale Fälschungen mit bloßem Auge nicht immer erkennen. Wir arbeiten aktuell daran, solche Prüfverfahren in unser System zu integrieren.

Also bleiben gute Mitarbeiter vorerst unverzichtbar?
Schumacher: Absolut. In den nächsten zwei bis vier Jahren werden alle Versicherer ihre Prozesse automatisieren – über eigene Systeme oder Lösungen wie unsere. Wir haben bereits großes Interesse seitens namhafter Versicherer. Ohne digitalisierte Abläufe wird es künftig schwer, sich im Markt zu behaupten – vor allem im Schadenbereich. Auch wir hatten rund ein Jahr lang Probleme, den gewünschten Service zu bieten – ein Branchenproblem durch hohe Schadenlast und Personalmangel. Doch inzwischen sind alle Rückstände aufgearbeitet. Unsere Prozesse sind jetzt so effizient, dass Schäden sofort bearbeitet werden – ganz ohne menschliches Eingreifen.

Domcura arbeitet an einer KI namens KIM. Was verbirgt sich dahinter? Und habt ihr KIM selbst entwickelt?
Schumacher: KIM steht für „Künstliche Intelligenz – Mitarbeiter“. Über die Namensgebung könnten wir uns bei einem Bier gerne unterhalten, aber zumindest ist der Name kurz und eingängig. Interessanterweise wissen viele Branchenkollegen zwar nicht genau, was KIM tut, aber sie wissen, dass unser System so heißt – also scheint der Name seinen Zweck zu erfüllen. Wir haben die Entwicklung zusammen mit Microsoft gestartet. Eine kleine Anekdote dazu: Wir wurden zu einem sogenannten AI-Hackathon bei Microsoft eingeladen – zusammen mit vier anderen Unternehmen. Darunter eine große Bank mit einem „C“ im Namen und einer gelben Firmenfarbe sowie ein bekannter Autozulieferer. Wir waren mit Abstand das kleinste Unternehmen und mussten uns als Einzige überhaupt vorstellen. Trotzdem wurde uns von Microsoft zurückgespiegelt, dass wir am weitesten in der Umsetzung von KI-Anwendungen seien. Das hat uns stolz gemacht und zusätzlich motiviert. Seit Einführung des Systems haben wir bereits knapp 20.000 Schäden mit Hilfe von KIM bearbeitet.

Sind Weiterentwicklungen für KIM geplant?
Schumacher: Ja. Mein Ziel war von Anfang an, Schäden komplett digital zu bearbeiten, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Heute ist es so: Mehr als 50 Prozent unserer telefonischen Schadenmeldungen werden bereits von Computern entgegengenommen. Diese erfassen die Schäden und leiten sie an KIM weiter, der sie bearbeitet. Ein Mensch ist nur noch an einer Stelle eingebunden: vor der Auszahlung. Hier prüft ein Mitarbeiter die Daten und gibt die Zahlung final frei. Insgesamt sprechen wir also von einer nahezu vollständigen Dunkelverarbeitung.

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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