2,9 Milliarden Überschuss: Munich Re übertrifft eigenes Gewinnziel und enttäuscht Analysten

Foto: Munich Re
Munich Re-Vorstandschef Joachim Wenning

Der Rückversicherer Munich Re hat 2021 trotz hoher Belastungen durch Naturkatastrophen und die Corona-Pandemie sein Gewinnziel um rund 100 Millionen Euro übertroffen. Mit gut 2,9 Milliarden Euro lag der Überschuss über der Zielmarke von 2,8 Milliarden und fast zweieinhalb Mal so hoch wie im ersten Corona-Jahr 2020.

Der Rückversicherer Munich Re hat 2021 trotz hoher Belastungen durch Naturkatastrophen und die Corona-Pandemie sein Gewinnziel um rund 100 Millionen Euro übertroffen. Mit gut 2,9 Milliarden Euro lag der Überschuss über der Zielmarke von 2,8 Milliarden und fast zweieinhalb Mal so hoch wie im ersten Corona-Jahr 2020.

Dückversicherer Munich Re hat damit im vergangenen Jahr trotz Naturkatastrophen und Pandemie seinen höchsten Gewinn seit 2015 erzielt. Auch die Erstversicherungstochter Ergo legte deutlich zu, wie der Konzern in München mitteilte.

Vorstandschef Joachim Wenning will den Schwung und das Marktumfeld nutzen und kündigte für das laufende Jahr eine weitere Steigerung des Konzerngewinns auf 3,3 Milliarden Euro an. Doch an der Börse zündeten die Nachrichten nicht.

Wovon träumen Analysten

Die Munich-Re-Aktie büßte bis zur Mittagszeit rund 2,11 Prozent auf 252 Euro ein und war damit zweitschwächster Titel im Leitindex. Analysten fanden das Gewinnziel des Vorstands für 2022 zu niedrig. Im Schnitt hatten sie mit 3,4 Milliarden Euro gerechnet. Das wäre der höchste Überschuss seit dem Jahr 2007. Die vom Vorstand angepeilten 3,3 Milliarden Euro entsprechen etwa dem Konzerngewinn von 2013.

Dabei bereitet der eskalierende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine dem Munich-Re-Vorstand im eigenen Versicherungsgeschäft derzeit keine großen Sorgen. „Wir sind direkt in der Ukraine mit Versicherungsrisiken nur sehr geringfügig vertreten, Sie können sagen, vernachlässigbar“, sagte Wenning. „Das gilt im Übrigen auch für Russland.“

Aus dem jetzt auf Eis gelegten Gasprojekt Nord Stream 2 hatte sich die Munich Re wie andere Versicherer nach eigenen Angaben schon vor über einem Jahr zurückgezogen. Der Vertrag sei gekündigt, sagte Wenning. Einem Munich-Re-Sprecher zufolge ist dem Konzern kein anhängiges Verfahren bekannt, das sich gegen die von ihm ausgesprochene Vertragskündigung richtet. Die Munich Re hatte nach eigener Aussage den Bau der Pipeline mitversichert.

Elf Euro Dividene pro Aktien

Bereits am Vortag hatte die Munich Re angekündigt, die Dividende für 2021 überraschend stark auf elf Euro je Aktie anzuheben. Außerdem will der Konzern zwischen Hauptversammlungen 2022 und 2023 Aktien im Wert von einer Milliarde Euro zurückkaufen. Diese Neuigkeiten hatten den Kurs nach der Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt gestützt.

Im abgelaufenen Jahr verdiente die Munich Re unter dem Strich gut 2,9 Milliarden Euro. Das war fast zweieinhalb Mal so viel wie im pandemiebelasteten Vorjahr und mehr als die 2,8 Milliarden Euro, die sich das Management zum Ziel gesetzt hatte. Zudem übertraf der Rückversicherer die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten leicht.

Wenning sieht den Konzern nach dem ersten Jahr seines mittelfristigen Strategieprogramms „bestens auf Kurs“. So sei die Eigenkapitalrendite mit 12,6 Prozent „schon jetzt auf einem Niveau angekommen, das wir uns für 2025 vorgenommen hatten“.

Ergo steigert Gewinn um 17 Prozent

Zu der guten Entwicklung trug auch die Düsseldorfer Konzerntochter bei: Die Ergo steigerte ihren Gewinn trotz der Flutkatastrophe im Juli um 17 Prozent auf 605 Millionen Euro. Damit habe sie ihr vor mehreren Jahren für 2021 gesetztes Mittelfristziel erreicht, sagte Munich-Re-Finanzchef Christoph Jurecka.

Tief musste die Munich Re im abgelaufenen Jahr für die Zerstörungen durch Hurrikan „Ida“ in den USA in die Tasche greifen: 1,2 Milliarden Euro wurden dafür fällig. Die verheerende Flutkatastrophe durch Sturmtief „Bernd“ in Deutschland und mehreren Nachbarländern kostete den Rückversicherer rund eine halbe Milliarde Euro.

Insgesamt gingen die bei der Munich Re versicherten Großschäden im Jahresvergleich um acht Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zurück. Die Munich-Re-Führung sieht auch keinen Grund, ihr Geschäft rund um Stürme, Hochwasser, Waldbrände und andere Naturkatastrophen zu verringern. „Die Versicherung von Naturkatastrophen ist eines unserer profitabelsten Geschäftsfelder“, sagte Wenning.

Pandemie verursacht Belastungen von 785 Millionen Euro

Derweil kam die Pandemie den Rückversicherer 2021 erneut teuer zu stehen. Hatte die Munich Re im ersten Corona-Jahr 2020 noch vor allem für den Ausfall versicherter Großveranstaltungen geradestehen müssen, machten sich diesmal die vielen Corona-Toten etwa in den USA, in Indien und Südafrika in den Zahlen bemerkbar. In der dort üblichen Mortalitätsversicherung zahlen Versicherer im Sterbefall immer die zugesagte Leistung aus. Wenn in kurzer Zeit deutlich mehr Menschen sterben als üblich, sprengt dies jedoch die Kalkulation.

Die Munich Re verbuchte daher im vergangenen Jahr eine Belastung von 785 Millionen Euro – fast viermal so viel wie zunächst gedacht. Man habe sich dies in dieser Größenordnung anfangs nicht vorstellen können, räumte Finanzvorstand Jurecka ein.

Für ihn ist klar: „Die Pandemie ist immer noch nicht vorüber.“ Für das laufende Jahr plant die Munich Re in diesem Geschäft eine coronabedingte Belastung von rund 300 Millionen Euro ein. Je nachdem, wie sich die Pandemie weiter entwickelt, muss das aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn eine weitere Infektionswelle im kommenden Herbst und Winter sei in der Summe noch nicht berücksichtigt, sagte Jurecka.

Jurecka: „Pandemie ist nicht vorbei“

Unterdessen will der Rückversicherer sein Geschäft weiter ausbauen. Nachdem die Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr bereits um 8,5 Prozent auf fast 59,6 Milliarden Euro gestiegen sind, sollen sie 2022 auf den Rekordwert von 61 Milliarden Euro zulegen.

Rückenwind brachte dabei die jüngste Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung. Dabei baute die Munich Re ihr Geschäft mit Erstversicherern wie Allianz und Axa zum Jahreswechsel um 14,5 Prozent aus und setzte im Schnitt 0,7 Prozent höhere Preise durch. Auch für die kommenden Vertragserneuerungen in diesem Jahr rechnet Vorstandschef Wenning mit Prämienerhöhungen – zumal dann mehr Naturkatastrophen-Geschäft zur Neuverhandlung ansteht.

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