Studie: Deutsche haben Angst vor Armut

Mehr als ein Drittel der Deutschen lebt mit der Angst, zukünftig unter die Armutsgrenze zu rutschen. Nur 16 Prozent der Befragten schließen für sich das Risiko einer finanziellen Notlage vollkommen aus. Arbeitslose, Geschiedene und Studenten halten sich für besonders gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt der von der Finanzdienstleistungsgruppe Delta Lloyd, Wiesbaden, gemeinsam mit dem F.A.Z.-Institut erstellte „Kundenkompass Armutsrisiken“.

Auf die eigene Vorsorge können sich demnach nur wenige verlassen. Die Haushalte in Deutschland legen im Durchschnitt zwölf Prozent des Nettoeinkommens zurück, doch dies reicht als Absicherung nicht aus. Zwei Drittel wollen daher in Zukunft entschiedener sparen als bisher. Besonders die Angst vor Armut im Alter motiviert die Befragten, mehr Geld zurückzulegen.

An zweiter Stelle steht der Wunsch nach den eigenen vier Wänden. Am häufigsten nutzen die Deutschen festverzinsliche Sparanlagen zur Risikovorsorge (53,4 Prozent), gefolgt von der Kapitallebensversicherung (40,7 Prozent) und dem Immobilienkauf (39,5 Prozent). Jeder siebte Bürger bemüht sich nicht um finanzielle Risikovorsorge. Vor allem Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 Euro vernachlässigen die Vermögensbildung für den Notfall.

Mehr als die Hälfte der Befragten macht Berufsunfähigkeit und Krankheit als Ursachen finanzieller Notlagen aus. Auf Platz zwei im Risikoranking: Wirtschaftskrise und Inflation (45 Prozent). Aber auch in langer Arbeitslosigkeit sehen die Deutschen mehr als zwei von fünf Befragten eine Ursache für Finanznot.

Entgegen häufiger Behauptungen erhöhen Kinder nicht zwangsläufig das Armutsrisiko. Vielmehr bedeuten viele Kinder eine bessere Absicherung im Alter. Jedoch nicht für Alleinerziehende und Familien mit Migrationshintergrund: Dort sind Kinder ein großes Armutsrisiko. Besserverdiener sehen sich eher einem höheren Risiko falscher Anlage oder Vermögensentscheidungen ausgesetzt als der konkreten Bedrohung zu verarmen.

Für den „Kundenkompass Armutsrisiken“ befragte die Cobus Marktforschung im Januar 2005 für Delta Lloyd und das F.A.Z.-Institut 1.000 deutschsprachige Bürger ab 18 Jahren. Die Befragten repräsentieren einen Querschnitt der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland. 48,1 Prozent der Befragten sind männlich, 51,9 Prozent weiblich. Sie wurden zufällig ausgewählt und über Telefon befragt. Für die Studie gilt die übliche Armuts-Definition der Europäischen Union, nach der eine Person als arm gilt, der weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens im Monat zur Verfügung stehen. In Deutschland liegt diese Armutsgrenze bei 938 Euro.

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